Halasana: Unterschied zwischen den Versionen

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== Zitat von Sivananda ==
{{Zitat|Beim Pflügen des Bodens muss man den Pflug fest und sicher in den Händen halten, damit die Erdschollen gewendet werden. Dadurch entstehen tiefe Furchen und Einschnitte; die Erde wird zermalmt. So wie der Boden jedes Jahr gepflügt werden muss, damit er locker bleibt und gut belüftet wird, so muss auch  der Boden unseres Geistes immer wieder umgepflügt werden, damit er offen und aufnahmefähig bleibt.
Der Prozess des Keimens und Aufblühen scheint schmerzhaft, weil in unserem Geist erst Hindernisse aus dem Weg geräumt werden müssen. Das ist eine Aufgabe, die jeder Mensch selbst erledigen muss, trotz seiner Zuwendung zu einer bestimmten Lehre oder seiner Hingabe an einen Lehrer. So wie die Erde durch die Furchen zerteilt wird, fühlt sich vielleicht auch der Yoga-Schüler zerrissen, wie in der Mitte durchgeschnitten, getrennt in ein physisches und ein spirituelles Selbst. Es ist klug, in solchen Augenblicken daran zu denken: Genau wie die Erde unterhalb der gezogenen Furchen noch immer ein Ganzes ist, so sind auf einer tieferen Ebene auch die beiden Teile unseres Selbst noch immer miteinander vereint.|Swami Sivananda<ref>Swami Sivananda Radha: ''Geheimnis Hatha Yoga. Symbolik – Deutung – Praxis.'' Verlag Hermann Bauer KG, 1991, ISBN 9783762605935, S. 98–99.</ref>}}


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Aktuelle Version vom 24. November 2024, 21:21 Uhr

Halasana (Pflug)

Halasana (Sanskrit हलासन, IAST halāsana), deutsch Pflug, ist eine klassische Yogaübung, die in den meisten Yogarichtungen nach Sarvangasana (Schulterstand) ausgeführt wird. Der Sanskritname setzt sich zusammen aus den Wörtern hala „Pflug“[1] und āsana „Sitz“[2] oder allgemeiner übersetzt „Körperhaltung“. Tatsächlich erinnert das körperliche Bild der Stellung an einen Pflug, wie er in früheren Zeiten eingespannt wurde: Der Oberkörper formt eine Schaufel, die in die Erde einschart und über die Beine und Füße findet der Zug statt.

Körperliche Ausführung

Swami Vishnudevananda beginnt die Stellung in der Rückenlage mit geschlossenen Beinen. Die Arme sind entlang des Körpers mit den Handflächen nach unten positioniert. „Man hebe dann, ohne die Beine abzubiegen, die Hüften und den unteren Teil des Rückens hoch und beuge die Beine über den Kopf hinweg, bis die Zehen hinter dem Kopf den Boden berühren. Dabei sind die Knie gerade und eng zusammenzuhalten […].“ Er gibt auch den Hinweis, das Kinn gegen die Brust zu drücken und langsam durch die Nase zu atmen.[3]

Die Anleitung bei Swami Sivananda ist in den Grundzügen identisch mit der von Swami Vishnudevananda.[4]

Falls zu Beginn der Praxis die Füße noch nicht den Boden erreichen können, leitet das Sivananda Yoga Vedanta Zentrum an, die Beine in einer waagerechten Linie nach hinten gestreckt in der Luft zu lassen und so die statische Phase einzunehmen.[5]

Pflug, Vorbereitungsphase

André Van Lysebeth macht für die Ausführung bewusst, eine dynamische und eine statische Phase zu unterscheiden. Zuerst werden die gestreckten Beine bis zur Vertikalen geführt – dann der untere Teil des Rückens gehoben und die Beine leicht gebogen, bis die Knie das Gesicht streifen – schlussendlich sind die Beine gestreckt weiter nach hinten zu führen, wobei auch die Füße nach hinten zeigen und mit den Zehennägeln den Boden berühren. Diese Vorbereitung ist dreimal auszuführen, bevor der Körper dann in die statische Phase übergeht.[6]

B. K. S. Iyengar gibt für die Praxis die Vorstellung, dass in der Endphase Beine und Hände in entgegengesetzter Richtung ausgestreckt sind, was die Wirbelsäule in vollkommener Weise dehnt. Ihm ist für die Ausführung wichtig, dass der Rücken nicht rund geformt wird, sondern von Beginn an senkrecht zum Boden aufgerichtet wird. Auch das Becken entwickelt eine Dynamik nach hinten, die sich bis zu den Zehen fortsetzt.[7]

Der Ashtanga Vinyasa Yoga integriert den Schulterstand am Ende der Übungsreihe in der sogenannten Abschluss-Sequenz. Der gesamte Rücken wird im Lot senkrecht nach oben geführt. Der Körper drückt eine klare geometrische Form aus.[8]

Heinz Grill lenkt in seiner Anleitung die Aufmerksamkeit auf das 3. Energiezentrum im oberen Bauchraum, dem sogenannten Manipura Chakra oder. Er schlägt deshalb vor, etwa eine halbe bis zu einer Minute dann ruhig zu verweilen, wenn sich in der dynamischen Phase die Beine horizontal über dem Kopf befinden. Die Aufmerksamkeit richtet sich nun auf dieses Energiezentrum, denn „es bildet den Sammelpunkt und zugleich den ausströmenden, dynamischen Bewegungsmoment für diese Übung“. Dann wird aus dieser Idee heraus die Endstellung weiter geformt.[9]

In der Hathapradipika, die im 14. Jh. verfasst wurde, ist Halasana nicht aufgeführt.[10]

Variationen

Gesundheitliche Aspekte

Nach André van Lysebeth wirkt der Pflug sehr stärkend auf die ganze Wirbelsäule und die Ganglien des sympathischen Nervensystems. Dadurch erfrischt, regeneriert und verjüngt die Stellung. Die Schilddrüse wird komprimiert und erhält nachfolgend einen erhöhten Blutzufluss. Dadurch normalisiert sich ihre Funktion. Die inneren Bauchorgane werden massiert, gereinigt und gestärkt.[6]

„Menschen, die an steifen Ellbogen und Schultern, Hexenschuss und Arthritis leiden, finden durch diese Asana Erleichterung,“ schreibt B. K. S. Iyengar.[7]

Sivananda meint, dass diese Asana vorzeitige Verhärtung der Wirbelknochen verhüte.[4]

Führung der Aufmerksamkeit in der Übung

André Van Lysebeth unterscheidet bei der Ausführung zwischen Yoga und Gymnastik: „Westliche Gymnastik akzeptiert ohne weiteres eine rein mechanische und auch unkonzentrierte Ausführung der Übungen. Im Yoga dagegen muss die Aufmerksamkeit dauernd auf den Ablauf der Asanas gerichtet sein.“ Bei der Ausführung des Pflugs schlägt er vor, z. B. den korrekten Ablauf der Bewegung zu beobachten oder das Kommen und Gehen des Atems. In den Fokus der Aufmerksamkeit kann auch die Entspannung sämtlicher Muskelpartien genommen werden, die entspannt werden können oder die absolute Unbeweglichkeit in der statischen Phase.[6]

Auch ein Gedanke zur Bedeutung des Pflugs darf ins Zentrum der Konzentration rücken. Swami Kriyananda, ein direkter Schüler von Paramahansa Yogananda und Begründer des Ananda-Yoga, lehrt, dass nach Yogananda jede Asana eine innere Qualität des Menschseins ausdrückt. Bei Halasana kann daher in der Endstellung folgende Affirmation gedacht werden: „Nuova vita, nuova coscienza inondano il mio cervello“, was übersetzt bedeutet: „Neues Leben, neues Bewusstsein durchflutet mein Gehirn.“[11]

Seelische Bedeutung der Übung

Die Imagination zur seelischen Bedeutung formuliert Heinz Grill als Ergebnis seiner geistigen Forschungsarbeit folgendermaßen:

„Das Bild der ersten Übung erinnert an die Form eines primitiven alten Holzpflugs. Es handelt sich um eine Umkehrstellung, bei der die Beine über den Kopf in die Richtung des Bodens geführt werden. Der Pflug reißt die Erde auf, damit die Saat neuen, fruchtbaren Boden findet. Der Boden kann mit dem physischen Körper symbolgemäß verglichen werden, während die Seele mit ihrem Denken, Fühlen und Wollen die aufgehende Saat darstellt. Der Geist mit seinen Inhalten und Gedanken bewegt die Seele. Das Denken und das Fühlen arbeiten an dem physischen Körper. Der Geist wie auch die Seele kommen nicht vom physischen Leib. Diese erste Erkenntnis durch Aufgliederung der Ebenen ist für das Praktizieren einer jeden Übung, sei es eine anthroposophische Übung oder sei es eine Übung des Neuen Yogawillens, essenziell.“[12]
„Das Bild der Wandlung drückt sich in der Umkehrhaltung und in der gesamten dynamisch getätigten Bewegung, bei der das Empfinden zum Boden, zur Erde und die Sehnsucht nach Weite in einer Ahnung zum Geiste lebendig ineinander gedrängt sind, aus.“[9]

Die Verwandlung des Menschen als eine Säule der Zukunft

Das folgende Video drückt 3 Säulen der menschlichen Entwicklung in einer künstlerischen Gestaltung mit Yogaübungen aus. Diese 3 Säulen entsprechen den seelischen Bedeutungen der Übungen Schulterstand, Pflug und Brücke:

Asana Bedeutung
Schulterstand
sarvāṅgāsana
Seelischer Inhalt
Der Mensch wendet sich seelisch-geistigen Inhalten hin. Diese meditative Beschäftigung mit geistigen Gedanken bereichert sein Leben. Eine neue Herzmitte legt sich an und entfaltet eine aufbauende Wirkung nach außen.[13] Der Inhalt eines Gedankens beginnt in der Seele des Denkenden zu leben und flutet nach Rudolf Steiner als „tatsächliche“ Wirklichkeit zu anderen Menschen hinüber.[14]
Pflug
halāsana
Verwandlung
Über die Zeit verwandelt die Arbeit mit geistigen oder imaginativen Gedanken den Menschen und die Inhalte werden authentischer Teil seiner Persönlichkeit. Die höhere Weisheit einer Ideenwelt wird zuletzt zum unmittelbarsten Urgrund des Willens.[15]
Brücke
setu bandhāsana
Aktivierung des menschlichen Beziehungspotentials
Der Mensch ist nun fähig, seinen Mitmenschen den erarbeiteten Inhalt oder eine geistige Gesetzmäßigkeit auf verständliche und authentische Weise darzustellen. Er ist in seiner Person durch den „angekommenen“ Gedanken eine Brücke zwischen der geistigen und der irdischen Welt.


3 Säulen für die Zukunft – eine künstlerische Gestaltung mit Yoga (Heinz Grill)

Zitat von Sivananda

„Beim Pflügen des Bodens muss man den Pflug fest und sicher in den Händen halten, damit die Erdschollen gewendet werden. Dadurch entstehen tiefe Furchen und Einschnitte; die Erde wird zermalmt. So wie der Boden jedes Jahr gepflügt werden muss, damit er locker bleibt und gut belüftet wird, so muss auch der Boden unseres Geistes immer wieder umgepflügt werden, damit er offen und aufnahmefähig bleibt.

Der Prozess des Keimens und Aufblühen scheint schmerzhaft, weil in unserem Geist erst Hindernisse aus dem Weg geräumt werden müssen. Das ist eine Aufgabe, die jeder Mensch selbst erledigen muss, trotz seiner Zuwendung zu einer bestimmten Lehre oder seiner Hingabe an einen Lehrer. So wie die Erde durch die Furchen zerteilt wird, fühlt sich vielleicht auch der Yoga-Schüler zerrissen, wie in der Mitte durchgeschnitten, getrennt in ein physisches und ein spirituelles Selbst. Es ist klug, in solchen Augenblicken daran zu denken: Genau wie die Erde unterhalb der gezogenen Furchen noch immer ein Ganzes ist, so sind auf einer tieferen Ebene auch die beiden Teile unseres Selbst noch immer miteinander vereint.“

Swami Sivananda[16]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Halasana – Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Suchergebnisse für „hala“. In: learnsanskrit.cc. Abgerufen am 10. Oktober 2024 (englisch).
  2. Suchergebnisse für „Asana“. In: learnsanskrit.cc. Abgerufen am 10. Oktober 2024 (englisch).
  3. Swami Vishnu-Devananda: Das große illustrierte Yoga-Buch. 6. Auflage. Aurum Verlag, 1997, ISBN 3-591-08183-3, S. 121.
  4. 4,0 4,1 Swami Sivananda: Hatha Yoga. 2. Auflage. Heinrich Schwab Verlag, Gelnhausen, S. 134 f.
  5. Sivananda Yoga Zentrum (Hrsg.): Yoga für alle Lebensstufen. 11. Auflage. Gräfe und Unzer Verlag, 1997, ISBN 3-7742-6200-4, S. 42.
  6. 6,0 6,1 6,2 André van Lysebeth: Yoga für Menschen von heute. Mosaik Verlag, TB Ausgabe Nr. 1690, ISBN 3-442-16164-9, S. 143 ff.
  7. 7,0 7,1 B. K. S. Iyengar: Licht auf Yoga. 7. Auflage. Nikol Verlag, 2017, ISBN 978-3-86820-175-8, S. 196 ff.
  8. Halāsana: Pflug. In: de.ashtangayoga.info. Abgerufen am 9. November 2024.
  9. 9,0 9,1 Heinz Grill: Die Seelendimension des Yoga. 7. unveränderte Auflage. Stephan Wunderlich Verlag, Sigmaringen 2022, ISBN 978-3-948193-00-3, S. 148 ff.
  10. Hathapradipika. Hamsah-Verlag, 1992, ISBN 3-923713-35-5.
  11. Swami Kriyananda: Raja-Yoga. Il manuale completo di yoga e meditazione. Ananda Edizioni, Lezione 2, Copyright 2011.
  12. Heinz Grill: Der freie Atem und der Lichtseelenprozess. Heinrich Schwab Verlag, 2017, ISBN 978-3-7964-0268-5, S. 114.
  13. Heinz Grill: Die Seelendimension des Yoga. 7. unveränderte Auflage. Stephan Wunderlich Verlag, Sigmaringen 2022, ISBN 978-3-948193-00-3, S. 112 f.
  14. Rudolf Steiner: Theosophie. GA 9. Rudolf-Steiner-Verlag, Dornach 1987tb (Taschenbuchausgabe), S. 137. (Online)
  15. Vgl. Welche Dimension hat in der heutigen Zeit bleibenden Bestand? Absatz: Die dritte Stufe, die mit atman bezeichnet wird […] In: Beiträge zu einem Neuen Yogawillen. Artikel vom 30. August 2021, abgerufen am 10. Oktober 2024.
  16. Swami Sivananda Radha: Geheimnis Hatha Yoga. Symbolik – Deutung – Praxis. Verlag Hermann Bauer KG, 1991, ISBN 9783762605935, S. 98–99.
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