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Version vom 24. September 2024, 11:24 Uhr

Blick ins südliche Bergell vom Piz Cam

Das Bergell (im Bergeller Dialekt Val Bargaia, italienisch Val Bregaglia) ist das Tal der oberen Mera (im Bergeller Dialekt Maira) zwischen dem Malojapass (1812 m) und Chiavenna (333 m).

Der obere und größere Teil des Tals bildet die Gemeinde Bregaglia und liegt im Schweizer Kanton Graubünden, der untere Teil besteht aus den Gemeinden Villa di Chiavenna und Piuro und gehört zur italienischen Provinz Sondrio.

Der Name Bergell leitet sich vom lateinischen Praegallia «Vorgallien» her.

Geographie

Wanderweg Via Bregaglia

Teilweise wird auch nur der schweizerische Teil des Tals als Bergell bezeichnet und der italienische Teil zum Val Chiavenna gezählt.

Das Tal fällt in drei Stufen vom Malojapass ab: zunächst auf die Ebene von Casaccia, die gleichzeitig den Zugang zum Septimerpass vermittelt, dann in den Talgrund von Vicosoprano und Stampa. Die burgbewehrte Talenge Porta unterhalb von Stampa trennt das Tal in die beiden Abschnitte Sopraporta und Sottoporta. Auf einer Terrasse nördlich des Sottoporta liegt das Dorf Soglio.

Der obere Abschnitt, das Sopraporta, ist noch alpin geprägt mit Lärchen. Das Sottoporta zählt zur insubrischen Zone; hier findet man bereits Kastanienwälder und Selven[1] sowie vereinzelt schon Palmen. Im italienischen Teil des Bergell gibt es auch Rebpflanzungen und Hopfen.

Das Bergell ist tief eingeschnitten zwischen den Bergeller Alpen im Süden und den Rätischen Alpen im Norden. Schaustück sind die Bergeller Alpen und dort insbesondere die Dreitausender über dem Val Bondasca: Piz Badile (3308 m), Piz Cengalo (3369 m) und Sciora (3205 m) sowie die weiter östlich sich erhebende Gruppe des Piz Bacun (3244 m).

Drei Seitentäler münden aus den Bergeller Alpen von Süden her ins Bergell: Val Forno, Val da l’Albigna und Val Bondasca.

Energieversorgung

Im Albignatal wird mittels der in den Jahren 1955–1959 errichteten Staumauer der seitherige Albignasee (Lägh da l’Albigna) gestaut,[2] der unter Ausnutzung der zweiten Talstufe der Stromerzeugung dient.

Dialekt

Der Bergeller Dialekt, das «Bargaiot» oder «Bregagliot», ist ein Dialekt des Lombardischen. Innerhalb des Bergells haben die Sopraporta, die Sottoporta und der Ort Soglio je ihre eigene Untermundart. Der Wortschatz und die Volkskultur des Bergells werden im Vocabolario dei dialetti della Svizzera italiana dokumentiert.

Dass man sich im 16. Jahrhundert für das Italienisch als Amtssprache entschied, ist den oberitalienischen Glaubensflüchtlingen zuzuschreiben, die im Bergell die Reformation einführten und in italienischer Sprache predigten. Als Reformator des Bergells gilt insbesondere Pietro Paolo Vergerio.

Geschichte

Siehe den Abschnitt Geschichte im Artikel Bergell in Wikipedia.

Kunst, Kultur und Tourismus

Frühling im Bergell von Giovanni Giacometti (1912)

Das Bergell ist berühmt geworden durch den italienischen Maler Giovanni Segantini, die Künstlerfamilie Giacometti aus Stampa sowie den Maler Varlin, welcher in Bondo lebte. In den Kirchen von Borgonovo und Coltura befinden sich Werke des Künstlers Augusto Giacometti. Auch die Künstlerin Elvezia Michel-Baldini wirkte im Bergell. Der Dichter Rainer Maria Rilke lebte unter anderem in Soglio.

Der Palazzo Castelmur ist eines der Wahrzeichen des Bergells. Das Gebäude geht auf den Baron Giovanni von Castelmur zurück, der einer der ältesten Familien des Bergells entstammt, sein Geld aber als Kaufmann in Frankreich und seinen Adelstitel vermutlich ebenfalls dort käuflich erworben hat.[3] Heute gehört der Palazzo der Gemeinde Stampa und ist als Museum öffentlich zugänglich.

Das Bregaglia-Quartett wurde 2004 anlässlich der Musiktage Bergell (ital. Incontro musicale Bregaglia) in Vicosoprano, unter der künstlerischen Leitung Christian Sikorskis von der Musikhochschule Stuttgart, gegründet.

Durch das Bergell führen markierte Wanderwege der Via Bregaglia. Die südlich des Bergells liegende Bergkette ist vor allem auch bei Kletterern beliebt, mit der Fiamma als Wahrzeichen.

Bilder

Signatur von Granit und der Berge im Bergell

Nach Rudolf Steiner ist die Erde mit all ihren Stoffen kosmisch-geistigen Ursprungs. Entwicklungsgeschichtlich stehen Berg, Pflanze, Tier und Mensch in einer innersten Beziehung. Zur Gesteinsart Granit, die im Bergell aufzufinden ist, arbeitet er in diesem Zusammenhang folgende Gedanken aus:

Granitstein
„Man sieht wirklich, daß in demjenigen, was lebt, nicht nur die Kräfte der Erde wirken. Denn die Kräfte der Erde verwenden wir ja für den Eiffelturm zum Beispiel. Und in einem solchen Turm hier (im Weizenhalm) wirken eben nicht bloß die Kräfte der Erde, sondern die Kräfte des ganzen Weltenraumes. Und als die Erde noch weich war, als in ihr also Glimmer, Feldspat und Kiesel flüssig durcheinander schwammen, da war die ganze Erde unter dem Einflüsse des Weltenraumes, und da war sie eine riesige Pflanze. Wenn Sie daher heute hinausgehen in die Gebirge und dort den Granit finden oder den Gneis, der sich nur dadurch vom Granit unterscheidet, daß sein Glimmer zahlreicher ist, mehr hervortritt, wenn Sie also heute hinausgehen in die Berge und den Granit oder den Gneis anschauen, so sind das die Reste von diesen alten Pflanzenbildungen. Die ganze Erde war eine Pflanze. Und geradeso wie, wenn heute die Pflanze zugrunde geht, sie mineralische Bestandteile der Erde übergibt, so übergab der ganze Erdenkörper seine mineralischen Bestandteile, als er noch Pflanze war, später der Erde. Und da haben Sie heute die Gebirge. So daß man sagen kann: Die härtesten Gebirge, die entstanden sind, diese härtesten Gebirge, die sind aus dem Pflanzenwesen entstanden, und die ganze Erde war eine Art Pflanze.“[4]
„Jeder Berg besitzt seine eigene Geschichte, sein eigenes, vergangenes Leben und seine zugehörige wesenhafte Sphäre.“
(Piz Cengalo)

Die Erforschung der Signatur (geistige Bedeutung) der einzelnen Berge bedarf der Grundlage des sogenannten imaginativen oder bildhaften Denkens. Dieses Denken ist vom bekannten intellektuellen Denken zu unterscheiden und enthält nach Charakterisierung von Heinz Grill „gewagte, bewußte und doch sehr einfach gehaltene, innere Gedanken und Sinnbilder“:

„Die Berge besitzen eine Struktur, sie besitzen Grate, Wände, Türme, Hänge, Steilstufen, Schluchten, Kanten, Pfeiler, Spitzen, Wiesen, Wälder und somit unterschiedliche Expressionen und Gesichter. Jeder Berg beschreibt eine eigene Persönlichkeit, ein eigenes Wesen, eine eigene Form und Charakteristik. Ein Berg kann niemals gleich einem anderen Berg sein. Jeder Berg weist unterschiedliche Dimensionen und Formationen auf.
Wir kennen verschiedene Gebirgszonen, Bergketten und verschiedene Berggruppen. Eine Gebirgszone, die einen sehr westlichen Alpincharakter besitzt, ist das Bergell. In den Schweizer Bergen, nahe der italienischen Grenze, befindet sich ein wunderbar schönes, einzigartiges Gebirge, eine Zone aus Granitwänden mit sehr jungem Granitgestein. Diese Bergeller Spitzen haben einen jugendlichen, anziehenden Charakter. Sie sind vielseitig formiert, lebendig strukturiert und in einer unendlichen Vielfalt von Spitzen und Türmen gezeichnet. Diese Bergeller Berge mit ihren faszinierenden, bizarren, fast unrealistischen Formationen sind ein Ausdruck für die Jugend. Sie sind ein Ausdruck für die Spontaneität. Sie bezeichnen ein junges Leben und äußern selbst eine lebendige Spontaneität und Vielfalt. So ist das Bergell ein Gebirge der Jugend. Sie sind die Berge, die die jugendlichen Jahre symbolisieren und jene Menschen wohl am meisten in den Bann ziehen, die sich dieses Persönlichkeitsmerkmal bewahrt haben. So dürfen wir mit einem vorsichtigen Bilde den merkurialen Menschen diesem Gebirge zuordnen. Derjenige, der in seinem verborgenen Herzen einen Hauch der merkurialen Weisheit und jene Eigenschaften der Jugendlichkeit, der Flexibilität, der Geschmeidigkeit und Wendigkeit, der Spontaneität und der Anpassungsfähigkeit bewahrt hat, wird hier einen verborgenen Sinn und einen lichten Teil der Seele entdecken.“[5]

Literatur

  • Adolf Collenberg: Bergell. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Themenschwerpunkt Bergell. In: Berge. Das internationale Magazin der Bergwelt. Ausgabe Nr. 29, April 1988, ISSN 0947-5958.
  • Walter Hunkeler: Warum der Piz Badile so jung ist. Eine vorsichtige Annäherung an die Geologie des Bergells. Stampa 2022.

Zum Dialekt

  • Luigi Giacometti: Dizionario del dialetto bregagliotto. Variante di Sopraporta. Traduzioni in italiano, romancio, tedesco. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2012.
  • Marco Ranzoni (Hrsg.): Repertorio del dialetto bregagliotto a partire dai termini in italiano e in tedesco. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2015.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. In den Kastanienselven des Bergells: Wie Goldstücke im geschnittenen Gras. In: WOZ Wochenzeitung. Artikel vom 2. November 2016, abgerufen am 26. August 2024
  2. Albigna Staumauer & Stausee – Besichtigung mit Seilbahn. In: ewz.ch, abgerufen am 26. August 2024
  3. BERGELL_BLOG (Private Website von Veronika Rall).
  4. Rudolf Steiner: Vom Leben des Menschen und der Erde. Über das Wesen des Christentums. GA 349. 2. Auflage. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1980, ISBN 3-7274-3490-2, S. 21. (online)
  5. Heinz Grill: Der Archai und der Weg in die Berge. Eine spirituell-praktische Anleitung in der Ergründung der Wesensnatur des Berges. 2. Auflage. Verlag für Schriften von Heinz Grill, Soyen 2002. S. 179–180, ISBN 978-3-935925-65-5
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