Kulturoase: Unterschied zwischen den Versionen

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== Umsetzung der Idee ==
== Umsetzung der Idee ==
Es gab und gibt bis heute Personen bzw. Projekte, die sich um die Umsetzung seines Anliegens und der am Pfingstsonntag 1924 ausgesprochenen fünf Kernpunkte dieser Oasen der Zukunft bemühten bzw. bemühen. Viele dieser Projekte gebrauchen nicht die äußere Bezeichnung „Kulturoase“, folgen aber im inneren Sinn der Vision von Koberwitz. Für Kulturoasen im ausdrücklichen Sinn setzen sich heute einige Persönlichkeiten ein, z. B. der Anthroposoph [[a:Michael Birnthaler|Michael Birnthaler]].
Es gab und gibt bis heute Personen bzw. anthroposophische Projekte, die sich um die Umsetzung seines Anliegens und der am Pfingstsonntag 1924 ausgesprochenen fünf Kernpunkte dieser Oasen der Zukunft bemühten bzw. bemühen. Viele dieser Projekte gebrauchen nicht die äußere Bezeichnung „Kulturoase“, folgen aber im inneren Sinn der Vision von Koberwitz. Für Kulturoasen im ausdrücklichen Sinn setzen sich heute einige Persönlichkeiten ein, z. B. der Anthroposoph [[a:Michael Birnthaler|Michael Birnthaler]].


In den Grundideen der zahlreich gegründeten „Ökodörfer“ und „Gemeinschaften“ lassen sich einige der von Rudolf Steiner genannten fünf Punkte finden. Die Bezeichnung als „Oase“ oder „Kulturoase“ verwenden sie jedoch nicht. Direkt als Kulturoasen bezeichnen sich in der Gegenwart einige Initiativen, die sich um Kulturentwicklung im alternativen Sinn bemühen und z. B. Konzerte, Diskussionen, Themenabende oder politische Arbeit anbieten.
In den Grundideen der zahlreich gegründeten „Ökodörfer“ und „Gemeinschaften“ lassen sich einige der von Rudolf Steiner genannten fünf Punkte finden. Die Bezeichnung als „Oase“ oder „Kulturoase“ verwenden sie jedoch nicht. Direkt als Kulturoasen bezeichnen sich in der Gegenwart einige Initiativen, die sich um Kulturentwicklung im alternativen Sinn bemühen und z. B. Konzerte, Diskussionen, Themenabende oder politische Arbeit anbieten.


Die nachfolgende Darstellung führt nur einige Beispiele in den jeweiligen Unterkapiteln an und erhebt kein Anspruch auf Vollständigkeit.
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=== Anthroposophische Bemühungen ===
=== Anthroposophische Bemühungen ===

Version vom 4. November 2024, 17:51 Uhr

Schloss Koberwitz, erbaut 1884, Aufnahme von 1910

Die Bezeichnung Kulturoase geht indirekt auf Rudolf Steiner (1861–1925), den Begründer der Anthroposophie, zurück. Als Antwort auf eine Frage während des sogenannten „Landwirtschaftlichen Kurses“, der vom 7. bis 16. Juni 1924 auf Schloss Koberwitz, das etwa fünfzehn Kilometer südlich von Breslau gelegen ist, stattgefunden hat, entwarf er die Vision zukünftiger kulturstiftender „Oasen auf dem Lande“ mit spiritueller Gemeinschafts­bildung.

In den letzten 100 Jahren gab und gibt es zahlreiche Personen, die, basierend auf allen oder auch nur auf einigen Kernpunkten der Ausführungen von Rudolf Steiner, Projekte und Initiativen starteten. Dabei bezeichnen sich diese Initiativen, ob in der Anthroposophie beheimatet oder von einem anderen Hintergrund kommend, nicht unbedingt explizit mit dem Namen „Kulturoase“. Einige Persönlichkeiten, z. B. der Anthroposoph Michael Birnthaler, setzen sich für Kulturoasen im ausdrücklichen Sinn ein.

Entstehung und Inhalt der Vision

In der gesammelten Ausgabe der Werke von Rudolf Steiner (GA) ist der Begriff Kulturoase nicht aufzufinden. Dies hat den Grund, dass Rudolf Steiner über dieses Thema anlässlich eines Mittagessen gesprochen hat. Da dies außerhalb der offiziellen Vorträge geschah, wurden seine Worte damals nicht mitstenografiert. Es existieren jedoch verschiedene Notizen und Aufzeichnungen von anwesenden Personen, die über den Inhalt der Aussagen von Rudolf Steiner ein einheitliches gesamtes Bild abgeben.

Carl Wilhelm Graf von Keyserlingk

Carl Graf von Keyserlingk, der zusammen mit seiner seiner Frau, Johanna Gräfin von Keyserlingk, Gastgeber für den Landwirtschaftlichen Kurs war, stellte am Pfingstsonntag 1924 Rudolf Steiner zu Tisch die folgende Frage: „Was können Sie voraussehen über die Zukunft von Deutschland?“ Steiner begann seine visionäre Antwort mit der Feststellung, dass Europa auf einem Vulkan sitzen würde, ohne es zu bemerken und er erwähnte einen aufziehenden schrecklichen Weltkrieg und die Zerstörung der mitteleuropäischen Städte.[1] Nach den Aufzeichnungen von Johanna Gräfin von Keyserlingk folgten dann die folgenden Aussagen:[1]

Wilhelm Rath
„Es wird darauf ankommen, Inseln in klösterlicher Abgeschiedenheit auf dem Lande zu schaffen, in denen dann noch kulturelles deutsches Geistesleben gepflegt werden kann. Das Ausland wird dann seine Söhne und Töchter zur Erziehung dorthin schicken.“
„Und man wird weit von einer Insel zur anderen fahren müssen.“
„Diese Stätten liegen wie Oasen in der Wüste.“

Wilhelm Rath, der als Nicht-Landwirt am Kurs in Koberwitz teilnehmen konnte, schrieb den Eindruck nieder, dass die Antwort Rudolf Steiners keine lähmende Wirkung auf die Anwesenden ausgeübt habe, da sich die Worte an den Geistesmut der Menschen gewendet hätten. Weiter notierte er aus der Erinnerung auf:

„So flößte er zugleich Hoffnung ein, wenn er von der Notwendigkeit sprach, stille Zentren eines neuen Geisteslebens in agrarischer Abgeschiedenheit zu begründen, von denen weithin Wirkungen ausstrahlen könnten, wenn dann die westlichen Nationen ihre Söhne und Töchter hierher senden würden.“[2]

Karl Lang erinnerte sich, dass die Oasen auf dem Lande mit einer Landwirtschaft gekoppelt sein sollten.[3]

Kernpunkte dieser Oasen nach Rudolf Steiner

Es lassen sich aus den überlieferten Erinnerungen folgende fünf Kernmerkmale dieser „Oasen“, die die Zukunft benötigen würde, benennen:[4]

1. Pflege eines spirituellen Geisteslebens
2. Aufgabe für die Kultur
3. Gemeinschaftliches Leben
4. Klosterähnliche Abgeschiedenheit
5. Auf dem Lande

Umsetzung der Idee

Es gab und gibt bis heute Personen bzw. anthroposophische Projekte, die sich um die Umsetzung seines Anliegens und der am Pfingstsonntag 1924 ausgesprochenen fünf Kernpunkte dieser Oasen der Zukunft bemühten bzw. bemühen. Viele dieser Projekte gebrauchen nicht die äußere Bezeichnung „Kulturoase“, folgen aber im inneren Sinn der Vision von Koberwitz. Für Kulturoasen im ausdrücklichen Sinn setzen sich heute einige Persönlichkeiten ein, z. B. der Anthroposoph Michael Birnthaler.

In den Grundideen der zahlreich gegründeten „Ökodörfer“ und „Gemeinschaften“ lassen sich einige der von Rudolf Steiner genannten fünf Punkte finden. Die Bezeichnung als „Oase“ oder „Kulturoase“ verwenden sie jedoch nicht. Direkt als Kulturoasen bezeichnen sich in der Gegenwart einige Initiativen, die sich um Kulturentwicklung im alternativen Sinn bemühen und z. B. Konzerte, Diskussionen, Themenabende oder politische Arbeit anbieten.

Die nachfolgende Darstellung führt nur einige Beispiele in den jeweiligen Unterkapiteln an und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Anthroposophische Bemühungen

  • Schloss Koberwitz durch die Bemühungen von Carl Keyserlingk, 1928 musste es verkauft werden.
  • Kulturoase Loheland bei Kassel, 1912 gegründet von Hedwig von Rohden und Louise Langgard. Mit Waldorfschule, landwirtschaftlichem Betrieb und Waldorfkindergarten. Später kam ein Internat dazu.
  • Schloss Siebeneichen, 1927 gegründet. Mit kulturellen Aktivitäten, Tagungen und Theateraufführungen. 1927 wurde es durch Wilhelm Rath zu eine Zentrum der Freien Anthroposophischen Gesellschaft.

Ab hier evtl. woanders einordnen:

  • Heilpädagogische Lebensgemeinschaft Bürgenheim bei Frankfurt, aufgebaut von Gotthart Starke (Wandervogel und Arzt)
  • Michaelshof Samats bei Lüneburg, gegründet 1985 basierend auf dem Impuls von Koberwitz.
  • Musicosophia bei Freiburg, gegründet von Georg Balan. Schule des Musikhörens und Lebensgemeinschaft.
  • Kulturoase Jerna? in Schweden südlich von Stockholm, ab 1935 als heilpädagogisches Heim mit Landwirtschaft, Gärtnerei, Klinik u. a. Hatte bis zu 2000 Mitarbeiter.
  • Sekem, gegründet durch Ibraim Aboulesh. 700 ha Wüstenland wurde in fruchtbare Oase verwandelt. Tausende Menschen haben sich angesiedelt

Initiativen von Persönlichkeiten der Gegenwart

Michael Birnthaler

Uwe Burka

Rainer Kroll

Heinz Grill

Ökodörfer und Gemeinschaften

Unter der Bezeichnung „Ökodorf“ oder „Gemeinschaft“ wurden sehr viele Initiativen gegründet. Diese bezeichnen sich nicht als Kulturoasen, greifen aber Elemente der Idee von Rudolf Steiner auf und wollen eine idealere, bessere Welt sowie ein menschengerechteres Miteinander fördern und umsetzen. Für gemeinschaftsbildende Maßnahmen wird meist nicht von Rudolf Steiners Ideen ausgegangen, wie er sie in seinen Vorträgen zur Gemeinschaftsbildung geäußert hat, veröffentlicht in der GA 257 unter dem Titel Anthroposophische Gemeinschaftsbildung.[5] Zur Gemeinschaftsbildung wird häufig der sogenannte „WIR-Prozess“ angewendet, eine Methode, die von Scott Peck entwickelt wurde.[6]

Beispiele:

Tempelhof (Kreßberg)
Schloss Tempelhof ist eine seit 2010 bestehende basis­demokratische Gemeinschaft und Ökosiedlung in Kreßberg.
Sieben Linden bezeichnet sich als Ökodorf und versteht sich als Modell- und Forschungsprojekt für eine zukunftsorientierte Lebensweise, in der Arbeit und Freizeit, Ökonomie und Ökologie, Individuum und Gemeinschaft, weltoffene und dörfliche Kultur in kleinen Lebenskreisen zu einem Gleichgewicht finden.
Tamera wurde 1995 gegründet und ist eine Arbeits- und Lebensgemeinschaft im Odemira, Alentejo, Portugal. Das Projekt versteht sich als „Friedensforschungszentrum“ und „Heilungsbiotop“.

Kulturoasen im Sinne alternativer Kulturprojekte

Einige Initiativen der Gegenwart wählten den Namen „Kulturoase“ und bieten Konzerte, Diskussionen, Themenabende, politische Arbeit, Filmvorführungen, Infoläden, Jugendtreffpunkte mit Café, Umsonstläden zur solidarischen Weitergabe von Kleidung etc.

Beispiele:

art-Kapella auf dem Alten Friedhof Schkeuditz
Das soziokulturelle Zentrum besteht seit 1995. Insbesondere die Begegnung zwischen Künstlern der bildenden Kunst und von Musikliebhabern finden hier ein Podium.
  • Kulturoase im Skulpturengarten, Nürnberg
Angeboten werden Konzerte, Diskussionen, Themenabende etc.[7]
  • Verein Kulturoase e. V., Frankfurt
Diese Kulturoase wurde im Jahr 2016 gegründet und setzt sich für ein friedliches und freies Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft ein. Es soll zur gleichberechtigten und selbstbestimmten Teilhabe von Migranten am gesellschaftlichen Leben beizutragen.[8]
  • Perma-Kulturoase Sonneberg, Unterrohr (Österreich)
Die Perma-Kulturoase bietet Selbstversorgung, Workshops, Alternative Energielösungen, permakulturelle Lebensraumgestaltung, Feiern und Mitmach-Tage an.[9]

Literatur

  • Rudolf Steiner: Anthroposophische Gemeinschaftsbildung. GA 257. 4. Auflage. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1989, ISBN 3-7274-2570-9.
  • Rudolf Steiner: Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft. GA 327. 8. Auflage. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1999, ISBN 3-7274-3270-5.
  • Adalbert von Keyserlingk: Koberwitz 1924. Die Geburtsstunde einer neuen Landwirtschaft. 1. Edition. BoD – Books on Demand, 2018, ISBN 978-3752862775.

Weblinks

Wege zum Landwirtschaftlichen Kurs. In: anthroposophie.ch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Adalbert von Keyserlingk: Koberwitz 1924. Die Geburtsstunde einer neuen Landwirtschaft. 1. Edition. BoD – Books on Demand, 2018, ISBN 978-3752862775. S. ??? oder ??? Johanna Gräfin von Keyserlingk: Zwölf Tage um Rudolf Steiner. Scheiffele, Stuttgart 1949, S. 70 ff.
  2. Erinnerung von Wilhelm Rath, 12 Tage, S. ???
  3. Beleg suchen
  4. Michael Birnthaler: Das „Grundmodell“ von Kulturoasen. In: Rudolf Steiner und die Anthroposophie (YouTube-Kanal). Minute 4:03. Abgerufen am 4. November 2024.
  5. siehe Rudolf Steiner: Anthroposophische Gemeinschaftsbildung. GA 257. 4. Auflage. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1989, ISBN 3-7274-2570-9. (Online)
  6. Gemeinschaftsbildung und WIR-Prozess am Tempelhof. In: schloss-tempelhof.de. Archivlink abgerufen am 4. November 2024.
  7. Kulturoasis e.V. Abgerufen am 4. November 2024.
  8. Kulturoase Frankfurt – Über uns. Abgerufen am 4. November 2024.
  9. Perma-Kulturoase Sonneberg. Abgerufen am 4. November 2024.


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