Olivenbaum: Unterschied zwischen den Versionen

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== Signatur und geistige Bedeutung der Olive ==
== Signatur und geistige Bedeutung der Olive ==
[[Datei:Very old olive tree (51945822246).jpg|thumb|350px|„Der Olivenbaum spendet Lebenskräfte und nimmt den Menschen wie schützend auf.“]]
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Version vom 21. Oktober 2024, 13:58 Uhr

Olivenbaum (Olea europaea)

Der Olivenbaum (Olea europaea), auch Echter Ölbaum genannt, ist ein mittelgroßer, im Alter oft knorriger Baum aus der Gattung der Ölbäume (Olea), die zur Familie der Ölbaumgewächse (Oleaceae) gehört. Er wird seit dem 4. Jahrtausend v. Chr. als Nutzpflanze kultiviert.

Beschreibung

Habitus und Stamm

Stamm eines alten Olivenbaums

Der Olivenbaum wächst als reich verzweigter, immergrüner Baum oder Strauch und erreicht (je nach Sorte) Wuchshöhen von 10 bis zu 20 Meter. Die wilden Olivenbäume sind kleiner als die Züchtungen. Junge Zweige sind etwas kantig. Die grüngraue, glatte Rinde junger Zweige, die Blattstiele und die Blattspreite sind intensiv silber-grau oder rostfarben beschuppt, die Rinde wird im Alter zu einer rissigen Borke.

Der Olivenbaum benötigt viel Zeit zum Wachsen, kann jedoch mehrere hundert Jahre alt werden. Das älteste bekannte Exemplar in Vouves auf Kreta (Griechenland) wird auf 4000 Jahre geschätzt. Da das Innere des Baumes zur genaueren Bestimmung fehlt, geht man von mindestens 2000 Jahren aus.[1] Weitere sehr alte Olivenbäume befinden sich in Spanien: ein Exemplar in Tarragona ist über 1700 Jahre alt, ein weiterer 1200 Jahre alter Baum steht in Castellón.[2]

Die Olivenbäume in den Olivenhainen werden zur besseren Ernte beschnitten, damit sie kleiner bleiben. Dabei gilt im Allgemeinen die Regel: je krummer und knorriger, desto besser der Ertrag.

Wurzel

Die Entwicklung und der Wuchs der Wurzeln hängt maßgeblich von der Lockerheit des Bodens ab. Ein lockerer Boden bewirkt ein nahezu senkrechtes Wachstum bis zu 7 m in die Erde; ist der Nährboden jedoch fest und felsig, entwickeln sich die Wurzeln eher flach und bilden ein verzweigtes Netzwerk um den Stamm herum. Im Allgemeinen befinden sich die meisten Wurzeln, unabhängig von der Bodenbeschaffenheit, jedoch in etwa 1 m Tiefe.[3] Jede Hauptwurzel der Olive kann einem bestimmten Hauptast zugeordnet werden – entfernt man diesen Ast, degeneriert im Boden der gesamte Wurzelabschnitt.

Blatt

Vorder- und Rückseite der Laubblätter des Europäischen Olivenbaumes

Der Olivenbaum ist eine immergrüne Pflanze, das heißt, er verliert zu keiner Jahreszeit all sein Laub, sondern mehrere Jahre alte Blätter werden jahreszeitunabhängig abgeworfen. Die gegenständigen, kleinen Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der Blattstiel ist 2 bis 5 mm lang. Die einfache, ledrige Blattspreite ist schmal lanzettlich bis elliptisch, selten schmal eiförmig, 1,5 bis 10 cm lang, 0,5 bis 2 cm breit, ganzrandig und läuft lanzettenförmig spitz nach vorne zu. Auf beiden Seiten der Mittelrippe befinden sich 5 bis 11 Hauptseitennerven. Die Blattoberseite ist graugrün. Die silbrig glänzende und grau gefärbte Blattunterseite besitzt kleine Härchen; sie sind als Sternhaare oder sternförmige Schuppenhaare ausgebildet, die die Wasserabgabe des Baumes vermindern, indem sie die Diffusion von Wasserdampf aus den Spaltöffnungen vermindern.

Blütenstand und Blüte

Blüten mit Blütenstaub

Abhängig vom Verbreitungsgebiet blühen Olivenbäume von Ende April bis Anfang Juni. An end- oder seitenständigen, 2 bis 4 cm langen, rispigen Blütenständen stehen zwischen 10 und 40 Blüten.

Die fast sitzenden, vierzähligen Blüten des Olivenbaumes sind zwittrig, können aber funktional eingeschlechtig sein und besitzen eine doppelte Blütenhülle (Perianth). Die vier Kelchblätter sind 1 bis 1,5 mm lang. Die vier weißen bis gelblichen, 2,5 bis 4 mm langen Kronblätter sind zu einer etwa 1 mm langen Kronröhre verwachsen, die in vier elliptisch-länglichen, involuten, 1,5 bis 3 mm langen Kronlappen endet. Jede Blüte enthält zwei Staubblätter und zwei Fruchtblätter.

Wird der Baum durch Trockenheit oder Nährstoffmangel etwa sechs Wochen vor der Blüte gestresst, verringert sich der Ertrag, weil die Blütenzahl vermindert wird und Blüten nicht zum Fruchten kommen. Die meisten Sorten sind selbstbefruchtend, wobei Fremdbestäubung meist den Ertrag steigert. Einige Sorten sind jedoch auf Fremdbestäubung angewiesen und brauchen ein genetisch verschiedenes Exemplar zur Bestäubung. Die Blüte wird über den Wind bestäubt.

Frucht und Samen

Es wird eine einsamige Steinfrucht, die Olive, gebildet. Die ellipsoide bis fast kugelige Steinfrucht weist eine Länge von 0,7 bis 4 cm und einen Durchmesser von 1 bis 2 cm auf. Der harte „Kern“, der Samen, ist von weichem Fruchtfleisch umgeben. Die Farbe der unreifen Oliven ist grün, die der reifen schwarz oder violett/braun. Am ertragreichsten ist ein Olivenbaum nach etwa 20 Jahren.

Die durchschnittliche Zusammensetzung des Fruchtfleisches einer Olive besteht aus:[4]

in Gewichts-% frische Oliven grüne, milchsaure Oliven
Wasser 50–70 61–81
Fette 6–30 9–28
red. Zucker 2–6
Rohprotein 1–3 1–1,5
Rohfaser 1–4 1,4–2,1
Asche 0,6–1 4,2–5,5

Die Olive ist eine mediterrane Steinfrucht. Sie ist wegen ihrer Bitterkeit roh nicht genießbar, aber nach mehrmaligem Einlegen in Wasser, bei dem die Bitterstoffe ausgeschwemmt werden, essbar. Echte Schwarze Oliven sind voll ausgereifte grüne (olivgrüne) Oliven. Oft werden jedoch grüne, mit Eisengluconat schwarz gefärbte Oliven verkauft.

90 % der Oliven werden zu Olivenöl gepresst.

Im Handel erhältlich sind Oliven auch in modifizierter Form. Üblich ist dabei die Füllung der grünen Olive (mit Paprika, Mandeln) sowie das Einlegen/Marinieren der ganzen oder entkernten Früchte.

In Öl eingelegte Oliven sind ohne weitere Konservierungsstoffe relativ lange haltbar und werden auch nicht von Schädlingen befallen, was zumindest zum Teil ihre große Bedeutung für die mediterrane Küche erklärt.

Der Olivenbaum zeigt, wie andere fruchtende Bäume auch, das Phänomen der Alternanz; sein Fruchtertrag schwankt also in zweijährigem Rhythmus.

Heimat

Fossile Blattabdrücke von Olea europaea aus Fira/Santorin (GR), Alter 54.000 Jahre

Die wilde Olive hat ein weit auseinanderliegendes, nicht zusammenhängendes natürliches Vorkommen: Mittelmeergebiet, Naher Osten und Südafrika. Davon stark verschieden ist das Anbaugebiet der heutigen Kultursorten (siehe Anbau/Verbreitung). In der Forschung stand lange die Theorie im Raum, dass die Olive von Menschen in den Mittelmeerraum gebracht worden sei. Fossile Funde von Blattabdrücken von Olea europea auf der Insel Santorin widerlegen diese These. Die Blätter wurden von den Ascheablagerungen des Vulkans Thera bei einem Ausbruch vor 54.000 Jahren eingeschlossen.[5]

Ökologie

Der Olivenbaum ist ein wichtiges Element der mediterranen Vegetation und Kulturlandschaft.[6] Der Olivenbaum gedeiht im mediterranen Klima, also bei Jahresmitteltemperaturen von 15 bis 20 °C und Jahresniederschlägen von 500 bis 700 mm am besten, mindestens sind 200 mm nötig.

Beispiele für mediterrane Pflanzengesellschaften mit Olivenbäumen:

Ägäischer Ölbaum-Pistazien-Hartlaubwald (Oleo-Ceratonion): Von der Ölbaum-Pistazien-Hartlaubwald-Formation gibt es klimaabhängige Variationen. Überall sind neben der Wildform des Ölbaums (Olea europaea var. sylvestris) aber folgende Arten vertreten: Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua), Wilde Pistazie (Pistacia lentiscus). Die Pflanzengesellschaften dieses Verbandes besiedeln meist den Küstenbereich und kommen nur bis in eine Höhenlage von etwa 200 m NN auf tiefgründigen Böden und bei einem subhumiden Klima vor. In Lagen mit Luveffekten werden diese Waldgesellschaften jedoch schon ab 100 m NN von Quercus pubescens verdrängt.
Auch in der Türkei ist der Olivenbaum (Olea europaea) Bestandteil des Hartlaubwaldes der Tiefenlagen, weitere wichtige Arten sind Stein-Eiche (Quercus ilex), Kermes-Eiche (Quercus coccifera), Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua) und die Kalabrische Kiefer (Pinus brutia).

Anbau

Verbreitung

Verbreitungsgebiet
  • 
  • Olea europaea subsp. europaea.
  • 
  • Olea europaea subsp. laperrinei.
  • 
  • Olea europaea subsp. cerasiformis.
  • 
  • Olea europaea subsp. guanchica.
  • 
  • Olea europaea subsp. maroccana.
    Eingeführt und eingebürgert (synanthropisch).
    Olivenhain in Andalusien, Spanien

    Der Olivenbaum wächst in allen Gebieten um das Mittelmeer und zum Teil auch um das Schwarze Meer, d. h. in Gebieten, die keine extremen Klimabedingungen aufweisen. Er kann hohe Hitze ertragen, leidet aber leicht durch Frost in kalten Wintern, wodurch nicht nur die Ernte einzelner Jahre, sondern der Bestand ganzer Plantagen bedroht ist. Er gilt als Charakterpflanze der mediterranen Pflanzenwelt und weist die Gebiete, in denen er gedeiht, als Gebiete mit mediterranem oder Mittelmeerklima aus. Es wurde immer wieder versucht, das Anbaugebiet des Olivenbaums nach Norden und in rauere Gebiete zu erweitern. Diese oft über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte erfolgreichen Versuche schlugen letztendlich aber immer wieder fehl, das letzte Mal im Februar 1956, als ein Kälteeinbruch aus Osteuropa Millionen von Olivenbäumen in Südfrankreich, Italien und Spanien vernichtete. Derzeit befindet sich die nördlichste Anpflanzung Europas in Köln. Hier wurden seit 2008 über 170 Olivenbäume gesetzt.[7] Olivenbäume in Österreich zu kultivieren, wurde erstmals 2016 in Mörbisch am See begonnen.[8]

    Es wurde immer wieder versucht, das Anbaugebiet des Olivenbaums nach Norden und in rauere Gebiete zu erweitern. Diese oft über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte erfolgreichen Versuche schlugen letztendlich aber immer wieder fehl, das letzte Mal im Februar 1956, als ein Kälteeinbruch aus Osteuropa Millionen von Olivenbäumen in Südfrankreich, Italien und Spanien vernichtete. Im Tessin (Schweiz) zerstörte der Frost in den Jahren 1494, 1600 und 1709 die Olivenbäume fast vollständig. Gegen Ende der 1980er Jahre wurde der Olivenanbau wiederbelebt. Bis Mitte 2021 sind im Tessin nach einer umfassenden Zählung knapp 7700 Olivenbäume im Bestand.[9]

    Seit der neuzeitlichen Kolonisation wird der Olivenbaum auch in entsprechenden Klimaten Nord- und Südamerikas, wo er erstmals im Jahr 1560 in Lima durch die spanischen Eroberer angepflanzt wurde, sowie weiterhin in Australien, Südafrika und Japan angebaut. Alle Anbaugebiete des Olivenbaums liegen zwischen dem 30. und dem 45. Grad nördlicher bzw. südlicher Breite mit Ausnahme einiger äquatornäherer Höhenlagen, etwa in Peru, wohin er von den spanischen Konquistadoren im 16. Jahrhundert gebracht wurde. Von dort aus gelangte er über Mexiko bis Kalifornien und Hawaii.

    Vermehrung

    Die Olivenkerne werden durch Vögel verbreitet, die die Früchte fressen. Olivenbäume in Kultur werden allerdings meist über Stecklinge vermehrt. Die so entstehenden Pflanzen sind genetisch identisch (siehe Klonen). Damit haben die Jungpflanzen alle Eigenschaften der für die Vermehrung ausgewählten Mutterpflanze, sind aber auch alle auf gleiche Weise anfällig für Krankheiten und Schädlinge.

    Ernte

    Oliven im Sammelnetz

    Von der Jungpflanze bis zum ersten Ertrag dauert es oft sieben Jahre. Die Ernte findet je nach Gebiet ab Mitte Oktober, teilweise bis in den März statt. Wer nach Kalabrien kommt, wird aus der Ferne immer wieder rote Flächen sehen; dies sind feine Netze, die ausgelegt werden, um die Oliven aufzufangen. In Sizilien z. B. werden die Netze immer wieder verschoben, da traditionell von Hand gepflückt wird oder mit einer Art Kamm und man nicht wartet, bis die Oliven von selbst zu Boden fallen.

    Auch in Griechenland verwendet man Netze, um die herabgefallenen oder herabgeschlagenen Oliven aufzufangen. Die Ernte der Öl-Oliven erfolgt teilweise durch Absägen ganzer Äste, von denen anschließend die Oliven maschinell abgeschlagen werden. Größere Stücke des Holzes dienen dabei traditionell als Brennholz, dünne Äste werden später an Ort und Stelle verbrannt. Diese Erntemethode geht mit dem starken Rückschnitt der Bäume, die überwiegend an den zweijährigen Trieben Früchte tragen, einher, der den Baum auf einer erntegerechten Größe hält.

    Die Erntemethode ist auch davon abhängig, ob der Bauer unreife grüne oder ausgereifte dunkeloliv-schwarze Früchte erfassen möchte.

    Krankheiten und Schädlinge

    • Ein Befall durch Blattläuse an den jungen Trieben im Frühjahr kann zur Verkümmerung von Trieben, Blättern oder Blüten und damit zu späteren Ernteverlusten führen.
    • Das Bakterium Xylella fastidiosa (dt. Feuerbakterium) – es verursacht die Rebstock-Krankheit Pierce-Krankheit – infiziert auch Olivenbäume: es bewirkt die Austrocknung und das Absterben der Pflanzen. Sein Weg aus Nord- und Lateinamerika nach Südeuropa ist dabei unklar, ein Heilmittel ist bisher nicht gefunden. Die direkte Übertragung erfolgt durch Zikaden.[10] 2013 trat das Bakterium zum ersten Mal auf 8.000 Hektar (ha) in Süditalien auf, Anfang 2015 müssen auf schätzungsweise nun 230.000 ha hunderttausende Olivenbäume nach Befall gefällt werden, eine weitere rasche Ausbreitung wird befürchtet. Zusätzlich muss für eine effektive Vorbeugung der weiteren Ausbreitung das Gras in der gesamten Gegend gemäht sowie der Boden umgepflügt und Pestizide eingesetzt werden.[11] An der Universität Foggia werden seit November 2015 Versuche unternommen, die baumeigene Produktion von Phytoalexinen zu steigern, die von Natur aus nach dem Eindringen von Mikroorganismen zur Abwehr im betroffenen Gewebe selbst neu produziert werden.[12]
    • Die Olivenfruchtfliege (Bactrocera oleae) ist der gefürchtetste Schädling der Olivenhaine: sie legt ihre Eier in die reifenden Früchte, die durch ihre Maden verdorben werden. Außerdem überträgt sie die Tuberkelkrankheit (s. u.).
    • Olivenschildlaus: Der Befall der Bäume durch diese spezielle Schildlaus kann sowohl die Menge als auch die Qualität der Ernte erheblich mindern.
    • Die vom Polsterförmigen Feuerschwamm (Fomitiporia punctata), einem Pilz, verursachte Stammfäule zersetzt nach und nach das Stamminnere des Baumes. Meist wird die betroffene Stelle ausgeschnitten oder ausgeschabt, allerdings infizieren diese Pflegemaßnahmen meist das freigelegte gesunde Gewebe erneut.
    • Die Tuberkelkrankheit (Pseudomonas syringae subsp. savastanoi pv. oleae), eine weitere Bakterienkrankheit, verursacht extreme Wucherungen, das Absterben von Zweigen und Ästen und mindert die Qualität und Menge der Ernte. Sie wird durch die Olivenfruchtfliege übertragen.

    Kulturgeschichte des Olivenbaumes

    Bronzezeit

    Mehrere Jahrhunderte alter Olivenbaum im Alentejo in Portugal

    Die Geschichte des kultivierten Ölbaums reicht mindestens bis in die Bronzezeit zurück. Erste archäologische Funde von Olivenkernen sind über 9000 Jahre alt, dabei handelt es sich aber um von Menschen gesammelte Oliven von wilden Olivenbäumen. Als früher Beleg für das absichtsvolle Pflanzen von Olivenbäumen wurden Holzfunde aus Tel Tsaf im Jordantal interpretiert, die 7000 Jahre alt sind.[13] Wann die Wildform zur fruchtbaren Gartenolive kultiviert wurde, ist unbekannt. Archäologische Funde deuten jedoch darauf hin, dass dies um 4000 v. Chr. in Kreta und Syrien geschah. Auf kretischen Schrifttäfelchen und später auf mykenischen Linear B-Archivtafeln sind Oliven und besonders Olivenöl ein wichtiges Gut der Palastwirtschaft.

    Der Baum war zugleich ein wichtiger Lieferant für Holzkohle, die man für den Schmelzprozess brauchte. Dies galt insbesondere für Zypern, das der bedeutendste Kupferproduzent war. Dort lieferte der Olivenbaum 71 % der untersuchten Holzkohle zwischen der Bronzezeit und den hellenistischen Reichen.[14]

    Ägypten

    In Ägypten wurden Oliven an der Mittelmeerküste, den Oasen Bahariyya, Dachla, Charga und Siwa sowie auf dem Sinai angebaut. Der erste Nachweis stammt aus der 18. Dynastie (ca. 1500 v. Chr.). Im Grab des Pharao Tutanchamun wurden Blätter des Ölbaums gefunden.[15] In Ptolemäischer Zeit wird die Pflanze häufiger angebaut, in römischer Zeit ist sie sehr geläufig. Nach Theophrast war der Ölbaum in der Thebais zu finden, nach Strabo auch im Fajum.

    Antike

    Olivenmühle im antiken Pompeji

    Im antiken Griechenland galt der Ölbaum als heiliger Baum der Göttin Athene. Der Sage nach stritten sich Poseidon und Athene um die Vorherrschaft über Athen und Attika, worauf Poseidon in Athen eine Quelle entspringen ließ; Athene aber ließ auf der Akropolis den ersten Ölbaum wachsen. Da entschieden die Athener, dass der Ölbaum nützlicher sei, und so wurde Athene Athens Stadtgöttin. Dieser Ölbaum wurde verehrt und verbrannte, als die Perser die Stadt einnahmen. Doch schon wenige Tage später trieb er wieder aus, was als ein besonders gutes Omen gedeutet wurde. In der platonischen Akademie standen die der Athene geweihten unantastbaren Ölbäume; sie stammten der Überlieferung nach vom ersten Ölbaum auf der Akropolis. In Attika war es selbst einem Besitzer verboten, einen Ölbaum zu fällen. Der Siegeskranz, der bei den Olympischen Spielen den Siegern verliehen wurde, wurde aus den Ästen des wilden Ölbaums (kotinos kallistephanos »schönbekränzter Ölbaum«) gewunden. Dieser wurde laut Pausanias, vom daktylischen Herakles – nicht zu verwechseln mit dem gutbekannten Helden – von den Hyperboräern nach Olympia gebracht. Der erste Olympiasieger, der mit dem Ölzweig geehrt wurde, war der Messenier Daikles.

    Der Gott des Ölbaus war Aristaios, der besonders in Mittelgriechenland und auf Sizilien von den Ölbauern verehrt wurde. Der Ölbaum dürfte im 7. Jahrhundert v. Chr. auf diese Insel gekommen sein.

    Bei Homer finden sich zahlreiche Angaben über die Verwendung des Ölbaumes. So wurde das Holz des wilden Ölbaums wegen seiner großen Festigkeit zur Anfertigung von Axtstielen verwendet. Das Öl diente zum Salben des Körpers, war aber den Reichen und Edlen als Luxusgut vorbehalten, wie es in der Ilias beschrieben wird.

    Bibel

    Steintafel mit Taube und Olivenzweig, Domitilla-Katakomben (Rom)

    Die häufigen Hinweise in der Bibel auf den Baum und seine Erzeugnisse, auf seinen Überfluss im Land von Kanaan und den wichtigen Platz, den er in der Wirtschaft von Syrien hat, unterstreichen die Bedeutung im Nahen Osten. In frübyzantinischer Zeit bedeutete für hunderte Dörfer im Gebiet der Toten Städte der Export von Olivenöl die wirtschaftliche Grundlage für ihre Blütezeit ab dem 4. Jahrhundert. Der Baum wurde zum Zeichen des Friedens. Im trockenen Klima des Nahen Ostens stellte das Öl bald ein wichtiges und gesundes Grundnahrungsmittel dar. In der Wirtschaft, Religion und Kunst sowie den vielen Mythen spiegelt sich diese wichtige Rolle des Olivenbaums wider. Der Bibel nach war die Ölfrucht den Juden im gelobten Land verheißen, bildete einen bedeutenden Teil des Reichtums und war neben dem Feigenbaum und Rebstock das Bild des Wohlstandes und bürgerlichen Glückes. Die eingewanderten Israeliten fanden den Olivenbaum schon vor. Die Könige David und Salomo förderten seinen Anbau. Man benutzte das Öl zu Speisen, bei Opfergaben, als Brennöl und zum Salben des Haares und des ganzen menschlichen Körpers.

    Auch im Christentum ist die Taube mit dem Ölzweig ein Symbol des Friedens. Der Bibel zufolge schickte Noah nach der Sintflut eine Taube los. Sie kehrte mit einem Ölzweig im Schnabel zurück (Gen 8,11 EU): die Erde grünte wieder, das Leben war zurück. Jesus von Nazaret hielt zwischen Olivenbäumen im Garten Getsemani kurz vor seiner Kreuzigung Zwiesprache mit Gott (Mt 26,36-46 EU). Paulus illustrierte das Verhältnis zwischen Heidentum und Judentum mit einem wilden und einem edlen Ölbaum (Röm 11,13-24 EU). Wilde Oliven (Olea europea subsp. oleaster oder Olea europea var. sylvestris) wachsen an der Küste des Mittelmeeres. Eine afrikanische Variante (Olea africana Mill. oder Olea chrysophylla Lam.) kommt in Jemen und im Gebel-Elba-Gebiet im äußersten Süden Ägyptens vor (siehe auch Heimat).

    Signatur und geistige Bedeutung der Olive

    Heinz Grill formuliert die Signatur oder die geistige Bedeutung der Olive mit folgenden Worten:

    „Die Olive sowie der Olivenbaum tragen eine sehr angenehme und große Lebenskraft in ihrem Wesen. Wer beispielsweise durch einen Olivenhain geht, bemerkt eine zarte Stärkung mit wohligem Aufgenommensein der Gefühle für den Körper und für das Empfinden der Erde. Er fühlt sich wie geschützt, von silbrig zartem Licht umwoben und der Atem wird ganz natürlich ruhiger.
    Der Olivenbaum spendet Lebenskräfte und nimmt den Menschen wie schützend auf.“[16]

    Siehe auch

    Literatur

    • Mei-chen Chang, Lien-ching Chiu, Zhi Wei, Peter S. Green: Olea europaea In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 15: Myrsinaceae through Loganiaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 1996, ISBN 0-915279-37-1, S. 296 (englisch). (PDF-Datei, Abschnitt Beschreibung)
    • Fritz Grohmann: Flora of West Pakistan 59: Oleaceae. Stewart Herbarium, Gordon College (u. a.), Rawalpindi 1974, S. 10. (Online, Abschnitt Beschreibung)
    • Der Olivenbaum. In: Plant for the Future (Abschnitt Nutzung).
    • René T. J. Cappers: Roman foodprints at Berenike. Archaeobotanical evidence of subsistence and trade in the Eastern Desert of Egypt. Cotsen Institute of Archaeology, University of California, Los Angeles 2006, ISBN 1-931745-26-9.
    • Victor Hehn: Olive, Wein und Feige. Kulturhistorische Skizzen. Hrsg. von Klaus von See unter Mitwirkung von Gabriele Seidel-Leimbach. Insel, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-458-33127-1.
    • Alexander von Lingelsheim: Oleaceae. Oleolidae. Fraxinae et Syringeae. In: Adolf Engler: Das Pflanzenreich. Band 72, W. Engelmann, Leipzig 1920. (Online)
    • Charles R. Metcalfe, L. Chalk: Anatomy of the Dicotyledons. 3 Bände, Oxford University Press, Oxford ²1987–1989, ³1998, ISBN 0-19-854593-2.
    • D. B. Sandy: The production and use of vegetable oils in Ptolemaic Egypt. In: Bulletin of the American Society of Papyrologists. Suppl. 6, 1989, S. 1–136.

    Weblinks

    Commons: Olivenbaum (Olea europaea) – Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

    Einzelnachweise

    1. Der alte Olivenbaum von Vouves, ein wichtiger Meilenstein von Chania. In: kathimerini.gr. Abgerufen am 21. Oktober 2024 (griechisch).
    2. El olivo más viejo de España tiene 1.701 años y está en Ulldecona (dt.: Der älteste Olivenbaum in Spanien ist 1701 Jahre alt und steht in Ulldecona). In: Lavanguardia.com. Abgerufen am 21. Oktober 2024 (spanisch).
    3. Diego Barranco, Ricardo Fernández-Escobar, Luis Rallo: El cultivo del olivo. 3. Auflage. Junta de Andalucía. Consejería de Agricultura y Pesca; Ediciones Mundi-Prensa, Sevilla/Barcelona 1999, ISBN 84-7114-819-6.
    4. Hans-Dieter Belitz & W. Grosch: Lehrbuch der Lebensmittelchemie. 4. überarb. Auflage, korrigierter Nachdruck. Springer, Berlin 1995, ISBN 3-540-55449-1.
    5. Botanik: Olivenbaum Olea europaea. In: mikroskopie-forum.de. Abgerufen am 21. Oktober 2024
    6. L. Gianguzzi, G. Bazan: The Olea europaea L. var. sylvestris (Mill.) Lehr. forests in the Mediterranean area. In: Plant Sociology, Band 56, Nr. 2, Dezember 2019, S. 3–34.
    7. Bernd Imgrund: 111 Kölner Orte die man gesehen haben muss. emons, Köln 2008, ISBN 3-89705-618-6, S. 146.
    8. Oliven aus Mörbisch. In: orf.at. Artikel vom 4. Jänner 2018, abgerufen 21. Oktober 2024.
    9. Tessiner Olivenöl. In: patrimoineculinaire.ch. Abgerufen am 21. Oktober 2024.
    10. Spiegel online: Baumsterben: Feuerbakterium zerstört Süditaliens Olivenhaine. Abgerufen am 21. Oktober 2024.
    11. Badische-zeitung.de, 26. März 2015, Julian Müller-Meiningen: Feuerbakterium tötet Olivenbäume in Süditalien.
    12. Ylenia Granitto: Strategy to Contain Xylella Fastidiosa Organically Shows Promise. In: Olive Oil Times. Abgerufen am 21. Oktober 2024.
    13. Dafna Langgut und Yosef Garfinkel: 7000-year-old evidence of fruit tree cultivation in the Jordan Valley, Israel. In: Scientific Reports. Band 12, Artikel Nr. 7463, 2022.
      Olive trees were first domesticated 7,000 years ago. In: eurekalert.org. Artikel vom 15. Juni 2022, abgerufen am 21. Oktober 2024.
    14. Michael Gareth Brown: Landscapes of Settlement in South-east Cyprus. The Late Bronze Age Origins of a Phoenician Polity. Incorporating the results of fieldwork by the author at Pyla-Kokkinokremos 2007–2009, thesis, Universität Edinburgh, 2011, S. 24.
    15. René T. J. Chappers, Roman Footprints at Berenike. Los Angeles 2006, S. 15.
    16. MEDITATION Olivenbaum TEIL 2. Meditationsinhalt 192 von Heinz Grill. Abgerufen 21. Oktober 2024.
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