Birken: Unterschied zwischen den Versionen

Aus AuroraWiki
Formatierung und Anpassung an AuroraWiki
Artikel fertig formatiert und angepasst
Zeile 2: Zeile 2:
Die '''Birken''' (''Betula'') bilden eine Pflanzengattung in der Familie der [[w:Birkengewächse|Birkengewächse]] (''Betulaceae'').
Die '''Birken''' (''Betula'') bilden eine Pflanzengattung in der Familie der [[w:Birkengewächse|Birkengewächse]] (''Betulaceae'').


Das Wort „Birke“ (von althochdeutsch ''bircha'') ist auf einen Begriff im [[w:Indogermanische Ursprache|Indogermanischen]] zurückzuführen (*''bherHg̑o'') und bedeutet in Anspielung auf die helle Rinde so viel wie „glänzend, schimmernd“ (vgl. noch mittelhochdeutsch ''bereht'', englisch ''bright'', ''-brecht'' (als Namensbestandteil) „leuchtend“).
Das Wort „Birke“ (von althochdeutsch ''bircha'') ist auf einen Begriff im [[w:Indogermanische Ursprache|Indogermanischen]] zurückzuführen (*''bherHg̑o'') und bedeutet in Anspielung auf die helle Rinde so viel wie „glänzend, schimmernd“ (vgl. als Namensbestandteil mittelhochdeutsch ''bereht'', englisch ''bright'', ''-brecht'' „leuchtend“).


== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
Zeile 40: Zeile 40:


== Bedeutung für Pollenallergiker ==
== Bedeutung für Pollenallergiker ==
Birkenpollen stellen ein hochpotentes Allergen dar. Der Anteil jener [[w:Allergie|Allergiker]], die speziell auf Birkenpollen reagieren, stieg zwischen 1986 und 2006 laut HNO-Klinik der Universität Wien von 35 % auf 50 % aller Frühblüher-Allergiker an. Trotzdem werden Birken aufgrund ihrer schönen weißen Färbung gerne auch in Städten als [[w:Allee|Alleebäume]] gepflanzt. Wie bei allen Pollen ändert sich das Birkenpollenaufkommen jährlich leicht. In Deutschland treten sie jährlich ungefähr von Ende März bis Anfang Juni auf, wobei die Hauptblüte etwa zwei Wochen Mitte April stattfindet.<ref name="pollenstiftung_pollenvorhersage" />
Birkenpollen stellen ein hochpotentes Allergen dar. Der Anteil jener [[w:Allergie|Allergiker]], die speziell auf Birkenpollen reagieren, stieg zwischen 1986 und 2006 laut HNO-Klinik der Universität Wien von 35 % auf 50 % aller Frühblüher-Allergiker an. Trotzdem werden Birken aufgrund ihrer schönen weißen Färbung gerne auch in Städten als [[w:Allee|Alleebäume]] gepflanzt. Wie bei allen Pollen ändert sich das Birkenpollenaufkommen jährlich leicht. In Deutschland treten sie jährlich ungefähr von Ende März bis Anfang Juni auf, wobei die Hauptblüte etwa zwei Wochen Mitte April stattfindet.<ref>[https://www.pollenstiftung.de/pollenvorhersage/pollenflugkalender.html ''Pollenflugkalender.''] In: ''pollenstiftung.de.'' Angerufen am 7. April 2025.</ref>


== Nutzung ==
== Nutzung ==
=== Pech ===
=== Pech ===
[[Datei:Birkenpechdestille Eintopfverfahren.JPG|mini|[[Birkenpech#Einfache Herstellung von Birkenpech – Entstehungsgeschichte der Technik|Birkenpechherstellung]] im Eintopfverfahren.]]
[[Datei:Birkenpechdestille Eintopfverfahren.JPG|mini|[[w:Birkenpech#Einfache Herstellung von Birkenpech – Entstehungsgeschichte der Technik|Birkenpechherstellung]] im Eintopfverfahren.]]
{{Hauptartikel|Pech (Stoff)}}
Aus Birken<ref>''Identifizierung paläolithischer Herstellungstechniken für Birkenteer: Herausforderungen eines experimentellen biomolekularen Ansatzes.'' In: Kozowyk PRB, Baron LI, Langejans GHJ, Wissenschaftliche Berichte, 2045–2322, 7. September 2023, Bd./Jhrg. 13, Ausgabe 1.</ref>  durch Verschwelung und [[w:Trockendestillation|Trockendestillation]] hergestelltes [[w:Birkenpech|Birkenpech]] wurde seit etwa 50.000 Jahren nachweislich als erster systematisch hergestellter Kunststoff der Menschheitsgeschichte zum dauerhaften Verbinden von Steinkeilen, Pflanzenfasern und Holzgriffen hergestellt und genutzt.
Aus Birken<ref>Identifizierung paläolithischer Herstellungstechniken für Birkenteer: Herausforderungen eines experimentellen biomolekularen Ansatzes. Aus: Kozowyk PRB, Baron LI, Langejans GHJ, Wissenschaftliche Berichte, 2045-2322, 7. September 2023, Bd./Jhrg. 13, Ausgabe 1.</ref>  durch Verschwelung und [[Trockendestillation]] hergestelltes [[Birkenpech]] wurde seit etwa 50.000 Jahren nachweislich als erster systematisch hergestellter [[Kunststoff]] der Menschheitsgeschichte zum [[Klebstoff|dauerhaften Verbinden]] von Steinkeilen, Pflanzenfasern und Holzgriffen hergestellt und genutzt und zwar sowohl durch [[Neandertaler]] als auch durch den [[Mensch|modernen Menschen]] (''Homo sapiens'' der [[Cro-Magnon-Mensch|Cro-Magnon-Epoche]]).


=== Zierpflanze ===
=== Zierpflanze ===
Birken-Arten werden aufgrund ihrer weißen Färbung der Borke gerne als [[Zierpflanze]] in Gärten, Parks und [[Allee]]n gepflanzt.
Birken-Arten werden aufgrund ihrer weißen Färbung der Borke gerne als Zierpflanze in Gärten, Parks und Alleen gepflanzt.


=== Holzverwendung ===
=== Holzverwendung ===
[[Datei:Birke Holz.JPG|mini|Birkenfurnier]]
[[Datei:Birke Holz.JPG|mini|Birkenfurnier]]
Als Holzlieferanten werden in Mitteleuropa vor allem die Sand- und die Moor-Birke genutzt. Sie bilden als [[w:Splintholz|Splintholzarten]] kein [[w:Kernholz|Kernholz]] und keinen Farbkern aus. Das Holz ist gleichmäßig gelblichweiß, rötlichweiß oder hellbräunlich gefärbt und besitzt einen seidigen Glanz. Als typische Farbeigenschaft besitzt das Holz fleckenartige Hell-Dunkel-Lichteffekte, die durch Unregelmäßigkeiten im Faserverlauf entstehen. Bei älterem Holz kann ein gelblich-roter bis brauner [[w:Falschkern|Falschkern]] ausgebildet sein. Die Jahresringe sind durch schmale und dichte Spätholzstreifen abgegrenzt. Im Gesamtcharakter ist Birkenholz ein hellfarbiges und schlichtes, je nach Faserverlauf sehr dekoratives Nutzholz. Besonderheiten stellen die vor allem bei der Sand-Birke vorkommenden Flammen- und Eisbirkenmuster dar, die auf stark unregelmäßige Faserverläufe zurückzuführen sind. Zur teuersten Art gehört das Holz der Karelischen Maser-Birke, deren charakteristische Maserung sich durch dunkle halbmondförmige Einlagerungen und besonders wilde, unregelmäßige Strukturen auszeichnet.


Als Holzlieferanten werden in Mitteleuropa vor allem die Sand- und die Moor-Birke genutzt. Sie bilden als [[Splintholz]]arten kein [[Kernholz]] und keinen Farbkern aus. Das Holz ist gleichmäßig gelblichweiß, rötlichweiß oder hellbräunlich gefärbt und besitzt einen seidigen Glanz. Als typische Farbeigenschaft besitzt das Holz fleckenartige Hell-Dunkel-Lichteffekte, die durch Unregelmäßigkeiten im Faserverlauf entstehen. Bei älterem Holz kann ein gelblich-roter bis brauner [[Falschkern]] ausgebildet sein. Die Jahresringe sind durch schmale und dichte Spätholzstreifen abgegrenzt. Im Gesamtcharakter ist Birkenholz ein hellfarbiges und schlichtes, je nach Faserverlauf sehr dekoratives Nutzholz. Besonderheiten stellen die vor allem bei der Sand-Birke vorkommenden Flammen- und Eisbirkenmuster dar, die auf stark unregelmäßige Faserverläufe zurückzuführen sind. Zur teuersten Art gehört das Holz der Karelischen Maser-Birke, deren charakteristische Maserung sich durch dunkle halbmondförmige Einlagerungen und besonders wilde, unregelmäßige Strukturen auszeichnet.
Birkenholz kann wegen seiner geringen Tragkraft und Beständigkeit nicht als Bauholz verwendet werden. Es ist ein leichtes und feinmaseriges Holz. Man stellte daraus unter anderem Holzschuhe und Wäscheklammern her. Es lässt sich gut schnitzen und drechseln, aber schwer spalten. In Deutschland wird das Holz der Birke hauptsächlich als Schälfurnier verwendet oder zu Sperrholzplatten verarbeitet. Außerdem werden Vollholz und gemesserte Furniere zur Herstellung von Möbeln verwendet.<ref>[https://www.argeholz.de/schnittholz/arten/birke/mn_29 ''Birke.''] In: ''argeholz.de, Informationsportal rund um das Thema Holz.'' Abgerufen am 7. April 2025.</ref> Nordische Holzschnitzer fertigen aus dem Maserholz traditionelle Trinkgefäße, die [[w:Guksi|Guksi]]. Der Spänemacher war auf die Birke angewiesen. Späne und Schleißen aus diesem Holz sind die besten, da sie kaum Rauch entwickeln. Diese wurden im Winter zum Leuchten verwendet.


Birkenholz kann wegen seiner geringen Tragkraft und Beständigkeit nicht als [[Bauholz]] verwendet werden. Es ist ein leichtes und feinmaseriges Holz. Man stellte daraus unter anderem Holzschuhe und [[Wäscheklammer]]n her. Es lässt sich gut schnitzen und drechseln, aber schwer spalten. In Deutschland wird das Holz der Birke hauptsächlich als Schälfurnier verwendet oder zu Sperrholzplatten verarbeitet. Außerdem werden Vollholz und gemesserte Furniere zur Herstellung von Möbeln verwendet.<ref name="argeholz.de" /> Nordische Holzschnitzer fertigen aus dem [[Holzfehler|Maserholz]] traditionelle Trinkgefäße, die [[Guksi]]. Der Spänemacher war auf die Birke angewiesen. Späne und Schleißen aus diesem Holz sind die besten, da sie kaum Rauch entwickeln. Diese wurden im Winter zum Leuchten verwendet.
Auch als Brennholz ist das dekorative Kaminholz beliebt. Dank der [[w:Ätherische Öle|ätherischen Öle]] brennt Birkenholz sogar in frischem Zustand. Birkenrinde ist deshalb gut als Zunder und zum Entzünden eines Feuers geeignet.
 
Auch als [[Brennholz]] ist das dekorative Kaminholz beliebt. Dank der [[Ätherische Öle|ätherischen Öle]] brennt Birkenholz sogar in frischem Zustand. Birkenrinde ist deshalb gut als Zunder und zum Entzünden eines Feuers geeignet.


=== Borke und Reisig ===
=== Borke und Reisig ===
[[Datei:Ecorce de bouleau.JPG|mini|Borke der [[Papier-Birke]]<br /> (''Betula papyrifera'')]]
[[Datei:Ecorce de bouleau.JPG|mini|Borke der [[w:Papier-Birke|Papier-Birke]]<br /> (''Betula papyrifera'')]]
[[Datei:Betula leopoldae 01.jpg|mini|[[Fossil]]es Blatt von ''Betula leopoldae'', 48,5 Millionen Jahre alt aus der Klondike Mountain Formation in [[Ferry County]], Washington, USA]]
[[Datei:Betula leopoldae 01.jpg|mini|Fossiles Blatt von ''Betula leopoldae'', 48,5 Millionen Jahre alt aus der Klondike Mountain Formation in [[w:Ferry County|Ferry County]], Washington, USA]]
Auch die [[Birkenrinde]] fand früher einen vielfältigen Gebrauch, etwa für Spanschachteln. Besonders in [[Finnland]] wurden daraus auch Schuhe, Rucksäcke und andere Gegenstände hergestellt. [[Behälter|Vorratsbehälter]] für Mehl, Tee und speziell Brot, wie sie in [[Sibirien]] hergestellt und benutzt wurden und wieder werden, sind in den letzten Jahren auch in Mitteleuropa erhältlich, vor allem in ökologischen Läden und über den entsprechenden Versandhandel. Diese Behälter nutzen die [[Antisepsis|antiseptischen]] Eigenschaften der Birkenrinde.<ref name="Birkenrindenherstellung" /> Ein anschauliches Beispiel für die vielfältige Nutzung der Birkenrinde zur Herstellung von [[Kanu]]s, [[Behälter]]n und [[Behälter|Gefäßen]], als Wandmaterial ihrer [[Wigwam]]s und als [[Beschreibstoff|Schreibuntergrund]] für Zeichnungen und [[Symbol]]e, bis hin zum Totenkleid bei der [[Bestattung]] bilden die nordamerikanischen [[Mi’kmaq]], ein indianisches Volk im Nordosten [[Kanada]]s und den [[Vereinigte Staaten|USA]]. Birkenrinde wurde auch an verschiedenen Orten der Welt als Beschreibstoff benutzt, unter anderem in [[Weliki Nowgorod|Nowgorod]] (vgl. [[Birkenrindentexte]]) und im [[Himalaya]]-Gebiet.
Auch die [[w:Birkenrinde|Birkenrinde]] fand früher einen vielfältigen Gebrauch, etwa für Spanschachteln. Besonders in Finnland wurden daraus auch Schuhe, Rucksäcke und andere Gegenstände hergestellt. Vorratsbehälter für Mehl, Tee und speziell Brot, wie sie in Sibirien hergestellt und benutzt wurden und wieder werden, sind in den letzten Jahren auch in Mitteleuropa erhältlich, vor allem in ökologischen Läden und über den entsprechenden Versandhandel. Diese Behälter nutzen die [[w:Antisepsis|antiseptischen]] Eigenschaften der Birkenrinde.<ref>[https://www.dreigliederung.de/news/06090500 ''Birkenrinde schafft Arbeitsplätze.''] In: ''dreigliederung.de.'' Abgerufen am 7. April 2025.</ref> Ein anschauliches Beispiel für die vielfältige Nutzung der Birkenrinde zur Herstellung von Kanus, Behältern und Gefäßen, als Wandmaterial ihrer [[w:Wigwam|Wigwams]] und als Schreibuntergrund für Zeichnungen und Symbole, bis hin zum Totenkleid bei der Bestattung bilden die nordamerikanischen [[w:Mi’kmaq|Mi’kmaq]], ein indianisches Volk im Nordosten Kanadas und den USA. Birkenrinde wurde auch an verschiedenen Orten der Welt als Beschreibstoff benutzt, unter anderem in [[w:Weliki Nowgorod|Nowgorod]] (vgl. [[w:Birkenrindentexte|Birkenrindentexte]]) und im Himalaya-Gebiet.


Der äußere Teil der in zwei Schichten gegliederten Rinde wurde zur Herstellung von [[Birkenteer]] und [[Birkenöle|Birkenöl]] verwendet. Der innere Teil ist essbar und kann wie [[Spaghetti]] zubereitet werden.
Der äußere Teil der in zwei Schichten gegliederten Rinde wurde zur Herstellung von [[w:Birkenteer|Birkenteer]] und [[w:Birkenöle|Birkenöl]] verwendet. Der innere Teil ist essbar und kann wie Spaghetti zubereitet werden.


Das aussterbende ländliche Handwerk verwendet die Birke auf vielseitige Weise. Der [[Besenbinder]] stellt aus ihren Ästen und Zweigen, den sogenannten Besenreisern, einen für grobe Pflasterung kaum zu übertreffenden [[Besen]] her. Buschbinder bündeln bevorzugt Birken[[reisig]] zu befestigenden Elementen für den [[Deichbau|Deich-]] und [[Wasserbau]].
Das aussterbende ländliche Handwerk verwendet die Birke auf vielseitige Weise. Der [[w:Besenbinder|Besenbinder]] stellt aus ihren Ästen und Zweigen, den sogenannten Besenreisern, einen für grobe Pflasterung kaum zu übertreffenden Besen her. Buschbinder bündeln bevorzugt Birkenreisig zu befestigenden Elementen für den Deich- und Wasserbau.
Büschel aus Birkenzweigen werden in der finnischen und russischen [[Sauna]] als Badequast (russ. ''[[Wenik]]'', finn. ''vihta'' bzw. ''vasta'') zum Abschlagen des Körpers verwendet. Daneben war die [[Birkenrute]], ein zusammengebundenes Bündel entblätterter Birkenzweige, das jahrhundertelang ein verbreitetes [[Züchtigung]]sinstrument in [[Mitteleuropa]], [[Nordeuropa]] und [[Nordasien]].
Büschel aus Birkenzweigen werden in der finnischen und russischen Sauna als Badequast (russ. ''[[w:Wenik|Wenik]]'', finn. ''vihta'' bzw. ''vasta'') zum Abschlagen des Körpers verwendet. Daneben war die [[w:Birkenrute|Birkenrute]], ein zusammengebundenes Bündel entblätterter Birkenzweige, das jahrhundertelang ein verbreitetes Züchtigungsinstrument in Mitteleuropa, Nordeuropa und Nordasien.


=== Medizinische Inhaltsstoffe ===
=== Medizinische Inhaltsstoffe ===
Die Blätter (''Betulae folium'') der meisten Birkenarten enthalten nennenswerte Mengen an [[Flavonoide]]n, [[Saponine]]n, [[Gerbstoff]]en, [[Ätherisches Öl|ätherischen Ölen]] und [[Vitamin C]]. Die Rinde enthält [[Phytosterin]]e sowie [[Terpene]] wie [[Betulin]], [[Betulinsäure]] und [[Lupeol]]; der Rindensaft u.&nbsp;a. [[Invertzucker]], sodass dieser auch vergoren werden kann. In [[Finnland]] wird der [[Zuckeraustauschstoff]] [[Xylitol]] aus Birken gewonnen. In [[Mitteleuropa]] wurde vor allem die heimische [[Sandbirke]] bereits historisch in der [[Volksmedizin]] genutzt. Ihre Bestandteile gelten insbesondere als blutreinigend, harntreibend und anregend, weshalb sie heute in der Pflanzenheilkunde ([[Phytotherapie]]) Verwendung findet.
Die Blätter (''Betulae folium'') der meisten Birkenarten enthalten nennenswerte Mengen an [[w:Flavonoide|Flavonoiden]], [[w:Saponine|Saponinen]], [[w:Gerbstoff|Gerbstoffen]]en, ätherischen Ölen und Vitamin C. Die Rinde enthält [[w:Phytosterin|Phytosterine]] sowie [[w:Terpene|Terpene]] wie [[w:Betulin|Betulin]], [[w:Betulinsäure|Betulinsäure]] und [[w:Lupeol|Lupeol]]; der Rindensaft u.&nbsp;a. [[w:Invertzucker|Invertzucker]], sodass dieser auch vergoren werden kann. In Finnland wird der Zuckeraustauschstoff [[w:Xylitol|Xylitol]] aus Birken gewonnen. In Mitteleuropa wurde vor allem die heimische [[w:Sandbirke|Sandbirke]] bereits historisch in der Volksmedizin genutzt. Ihre Bestandteile gelten insbesondere als blutreinigend, harntreibend und anregend, weshalb sie heute in der Pflanzenheilkunde ([[w:Phytotherapie|Phytotherapie]]) Verwendung findet.


Verwendet werden die Blätter, die Blattknospen und der [[Birkensaft]] (durch Anzapfen gewonnen). In der [[Heilkunde]] finden die Blätter aufgrund ihrer harntreibenden Wirkung bei [[Blasenentzündung]]en,<ref name="wdr.de" /> [[Rheuma]], [[Gicht]] und [[Ödem|Wassersucht]] Verwendung. Sammelzeit für Blattknospen ist März, für Birkensaft März bis Mai und für Blätter Mai bis Juni.<ref name="heilkaeuter.de" />
Verwendet werden die Blätter, die Blattknospen und der [[w:Birkensaft|Birkensaft]] (durch Anzapfen gewonnen). In der Heilkunde finden die Blätter aufgrund ihrer harntreibenden Wirkung bei Blasenentzündungen,<ref>[https://web.archive.org/web/20121205180114/http://www.wdr.de/tv/servicezeit/sendungsbeitraege/2012/kw48/1128/04_essbare_baeume.jsp?pbild=14 ''Essbare Bäume.''] In: ''wdr.de.'' Archivlink, abgerufen am 7. April 2025.</ref> Rheuma, Gicht und [[w:Ödem|Wassersucht]] Verwendung. Sammelzeit für Blattknospen ist März, für Birkensaft März bis Mai und für Blätter Mai bis Juni.<ref>[https://heilkraeuter.de/lexikon/birke.htm ''Birke.''] In: ''heilkraeuter.de.'' Abgerufen am 7. April 2025.</ref>


=== Anwendungen der Kosmetik ===
=== Anwendungen der Kosmetik ===
Durch das Abzapfen des Stammes oder Anschneiden von Ästen wird der für wenige Wochen im Frühjahr fließende [[Birkensaft]] gewonnen. Er soll gegen [[Haarausfall]] gut sein. Vornehmlich im letzten Jahrhundert wurde Birkensaft zur Herstellung von Birken-Haarwasser verwendet. Der Saft kann äußerlich angewandt oder direkt getrunken werden.
Durch das Abzapfen des Stammes oder Anschneiden von Ästen wird der für wenige Wochen im Frühjahr fließende Birkensaft gewonnen. Er soll gegen Haarausfall gut sein. Vornehmlich im letzten Jahrhundert wurde Birkensaft zur Herstellung von Birken-Haarwasser verwendet. Der Saft kann äußerlich angewandt oder direkt getrunken werden.


=== Nahrungsmittel ===
=== Nahrungsmittel ===
Birkenblätter sind im Gegensatz zu den meisten Baumblättern essbar.<ref>{{Internetquelle|url=https://praxistipps.focus.de/kann-man-birkenblaetter-essen-verwendung-der-essbaren-blaetter_154790|titel=Kann man Birkenblätter essen? Verwendung der essbaren Blätter|hrsg=[[focus.de]]|datum=2023-01-19|abruf=2025-01-21}}</ref> Da der Birkensaft zuckerhaltig ist, lässt er sich in vergorener Form als [[Birkenchampagner|Birkenwein]] genießen, ein heute noch in Russland beliebter bäuerlicher Rauschtrunk. Birkenwein wurde auch als Stärkungsmittel für [[Impotentia coeundi|impotente]] Männer verwendet.<ref name="Laudert2004" />
Birkenblätter sind im Gegensatz zu den meisten Baumblättern essbar.<ref>[https://praxistipps.focus.de/kann-man-birkenblaetter-essen-verwendung-der-essbaren-blaetter_154790 ''Kann man Birkenblätter essen? Verwendung der essbaren Blätter.''] In: ''focus.de.'' Artikel vom 19. Januar 2023, abgerufen am 7. April 2025.</ref> Da der Birkensaft zuckerhaltig ist, lässt er sich in vergorener Form als [[w:Birkenchampagner|Birkenwein]] genießen, ein heute noch in Russland beliebter bäuerlicher Rauschtrunk. Birkenwein wurde auch als Stärkungsmittel für impotente Männer verwendet.<ref>Doris Laudert: ''Mythos Baum.'' BLV, München 2004, S. 63.</ref>


=== Schädigung des Baumes ===
=== Schädigung des Baumes ===
Eine intensive Gewinnung des [[Birkensaft]]es kann zu Schäden und [[Infektion]]en am Baum führen.[[Datei:Dahurian Birch Betula davurica Bark.jpg|mini|Borke von ''Betula dauurica'']]
Eine intensive Gewinnung des Birkensaftes kann zu Schäden und Infektionen am Baum führen.[[Datei:Dahurian Birch Betula davurica Bark.jpg|mini|Borke von ''Betula dauurica'']]
[[Datei:Betula ermannii2.jpg|mini|Borke von [[Ermans Birke]]<br /> (''Betula ermanii'')]]
[[Datei:Betula ermannii2.jpg|mini|Borke von [[w:Ermans Birke|Ermans Birke]]<br /> (''Betula ermanii'')]]
[[Datei:Betula jaquemontii JPG1B.jpg|mini|Borke der [[Himalaja-Birke]]<br /> (''Betula utilis'')]]
[[Datei:Betula jaquemontii JPG1B.jpg|mini|Borke der [[w:Himalaja-Birke|Himalaja-Birke]]<br /> (''Betula utilis'')]]


== Systematik und Verbreitung ==
== Systematik und Verbreitung ==
Der Gattungsname ''Betula'' wurde 1753 von [[Carl von Linné]] in ''Species Plantarum'', 2, S. 982&nbsp;f. [[Erstbeschreibung|erstveröffentlicht]].<ref name="SpPl" /> 1929 wurde als [[Typus (Nomenklatur)|Lectotypus]] ''Betula alba'' {{Person|L.}} festgelegt.<ref name="Tropicos" /> Die Gattung ''Betula'' gehört zur Unterfamilie der Betuloideae innerhalb der Familie der [[Birkengewächse|Betulaceae]].<ref name="GRIN" />
Der Gattungsname ''Betula'' wurde 1753 von [[w:Carl von Linné|Carl von Linné]] in ''Species Plantarum'', 2, S. 982&nbsp;f. erstveröffentlicht.<ref>Carl von Linné, Lars Salvius: ''Caroli Linnaei […] Species plantarum :exhibentes plantas rite cognitas, ad genera relatas, cum differentiis specificis, nominibus trivialibus, synonymis selectis, locis natalibus, secundum systema sexuale digestas [].'' Vol. 2. Impensis Laurentii Salvii, Holmiae 1753. ([https://www.biodiversitylibrary.org/item/13830#page/1/mode/1up Online])</ref> 1929 wurde als [[w:Typus (Nomenklatur)|Lectotypus]] ''Betula alba'' {{Kapitälchen|L.}} festgelegt.<ref>
[https://www.tropicos.org/name/40027085 ''Betula.''] In: ''tropicos.org.'' Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 7. April 2025.</ref> Die Gattung ''Betula'' gehört zur Unterfamilie der ''Betuloideae'' innerhalb der Familie der Birkengewächse.<ref>
[https://npgsweb.ars-grin.gov/gringlobal/taxon/taxonomygenus?id=1437 ''Betula.''] In: ''Germplasm Resources Information Network'' (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 7. April 2025.</ref>


Die bis zu 100 Birken-Arten kommen auf weiten Teilen der [[Nordhalbkugel]], in [[Europa]], in [[Nordamerika]] (besonders an deren Ostküsten) und in [[Asien]] bis [[Japan]] vor.
Die bis zu 100 Birken-Arten kommen auf weiten Teilen der Nordhalbkugel, in Europa, in Nordamerika (besonders an deren Ostküsten) und in Asien bis Japan vor.
 
Es gibt (35 bis 100) etwa 64<ref name="Ashburner-McAllister2013" /> Arten und viele Natur[[hybride]]n in der Gattung Birken (''Betula''):<ref name="GRIN" /><ref name="POWO" />


→ Für weitere Informationen siehe das Kapitel [[w:Birken#Systematik_und_Verbreitung|Birken – Systematik und Verbreitung]] in Wikipedia.
→ Für weitere Informationen siehe das Kapitel [[w:Birken#Systematik_und_Verbreitung|Birken – Systematik und Verbreitung]] in Wikipedia.


== Birken im Brauchtum und Volksglauben ==
== Birken im Brauchtum und Volksglauben ==
[[Datei:Gustav Klimt 006.jpg|mini|Birken in der Kunst, ein Beispiel von [[Gustav Klimt]]]]
[[Datei:Gustav Klimt 006.jpg|mini|Birken in der Kunst, ein Beispiel von [[w:Gustav Klimt|Gustav Klimt]]]]
Im [[Germanische Mythologie|germanischen]]<ref>[[Heinrich Marzell]]: ''Die deutschen Bäume in der Volkskunde, 12: Die Birke.'' In: ''Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft.'' Band 46, 1934, S. 121–131.</ref> und im [[Slawische Mythologie|slawischen Volksglauben]] spielte die Birke eine große Rolle. Sie war der Göttin [[Freya]] geweiht. Aus dieser Zeit stammt auch der Brauch, einen [[Maibaum]] aus dem Wald zu holen, um ihn auf dem Dorfplatz aufzustellen. Es wurde damit der erwachende [[Frühling]] in das Dorf geholt. Noch heute lebt der gleiche Brauch in Gestalt des Maibaumes fort. Junggesellen „stecken“ ihrer Liebsten einen mehr oder minder großen „Mai“ – sie schmücken einen Baum (in der Regel eine Birke) oder wenigstens einen Birkenzweig/-ast und befestigen ihn am Haus oder Fenster der Auserwählten. Geschmückt wird dieser Baum mit Bändern aus buntem Krepp- oder Seidenpapier.
Im [[w:Germanische Mythologie|germanischen]]<ref>Heinrich Marzell: ''Die deutschen Bäume in der Volkskunde, 12: Die Birke.'' In: ''Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft.'' Band 46, 1934, S. 121–131.</ref> und im [[w:Slawische Mythologie|slawischen Volksglauben]] spielte die Birke eine große Rolle. Sie war der Göttin [[w:Freya|Freya]] geweiht. Aus dieser Zeit stammt auch der Brauch, einen Maibaum aus dem Wald zu holen, um ihn auf dem Dorfplatz aufzustellen. Es wurde damit der erwachende Frühling in das Dorf geholt. Noch heute lebt der gleiche Brauch in Gestalt des Maibaumes fort. Junggesellen „stecken“ ihrer Liebsten einen mehr oder minder großen „Mai“ – sie schmücken einen Baum (in der Regel eine Birke) oder wenigstens einen Birkenzweig/-ast und befestigen ihn am Haus oder Fenster der Auserwählten. Geschmückt wird dieser Baum mit Bändern aus buntem Krepp- oder Seidenpapier.


Die Birke als Symbol der Fruchtbarkeit galt früher als Helfer in Liebesnöten. Dieser Verwendungszweck ist heute fast vergessen. Ihre Zweige, Rinde und die Blätter mussten für allerlei obskure Mittel und Bräuche herhalten, von denen man sich eine Besserung in sexuellen Nöten erhoffte.
Die Birke als Symbol der Fruchtbarkeit galt früher als Helfer in Liebesnöten. Dieser Verwendungszweck ist heute fast vergessen. Ihre Zweige, Rinde und die Blätter mussten für allerlei obskure Mittel und Bräuche herhalten, von denen man sich eine Besserung in sexuellen Nöten erhoffte.


Hervorzuheben ist auch die mythologische Bedeutung der Birke als „Baum des Schutzes“. Im überlieferten Volksglauben wurden Birken insbesondere im ländlichen Raum als Straßenmarkierungen zum Unfallschutz an verkehrsfrequentierten, unbeleuchteten Alleenstraßen und unübersichtlichen Reisewegen gepflanzt, da sie durch ihre helle Rinde bei Dunkelheit gut erkennbar sind. In den indianischen Völkerweisheiten symbolisieren [[Baum|Bäume]] von jeher lebendige Wesen der Weisheit, deren Sprache man sich erschließen kann, [[Schamanismus]]. In der Volksfrömmigkeit der katholischen Kirche, die auch mythologisches Wissen beinhaltet, wird zu [[Fronleichnam]] regional die Birke verwendet, wenn unzählige junge Exemplare in [[Römisch-katholische Kirche|katholischen]] Ortschaften die Straßen säumen, durch die die Prozessionen führen.
Hervorzuheben ist auch die mythologische Bedeutung der Birke als „Baum des Schutzes“. Im überlieferten Volksglauben wurden Birken insbesondere im ländlichen Raum als Straßenmarkierungen zum Unfallschutz an verkehrsfrequentierten, unbeleuchteten Alleenstraßen und unübersichtlichen Reisewegen gepflanzt, da sie durch ihre helle Rinde bei Dunkelheit gut erkennbar sind. In den indianischen Völkerweisheiten symbolisieren Bäume von jeher lebendige Wesen der Weisheit, deren Sprache man sich erschließen kann. In der Volksfrömmigkeit der katholischen Kirche, die auch mythologisches Wissen beinhaltet, wird zu Fronleichnam regional die Birke verwendet, wenn unzählige junge Exemplare in katholischen Ortschaften die Straßen säumen, durch die die Prozessionen führen.


Die Birke ist das Wahrzeichen [[Estland]]s. In [[Russland]], [[Finnland]] und [[Polen]] gilt der Baum als nationales [[Symbol]], vergleichbar mit der „[[Stieleiche|deutschen Eiche]]“.
Die Birke ist das Wahrzeichen Estlands. In Russland, Finnland und Polen gilt der Baum als nationales Symbol, vergleichbar mit der „deutschen Eiche“.


Dem [[Volksglaube]]n nach sollten Birken den [[Gewitterblitz|Blitz]] anziehen. Aus diesem Grund duldete man früher Birken nur selten in der Nähe von [[Bauernhof|bäuerlichen Anwesen]]. Unter einer einzeln stehenden Birke soll einer alten Sage nach die letzte Weltenschlacht stattfinden. Diese beiden unerfreulichen Blickpunkte sind jedoch eine Ausnahme. Überwiegend wird die Birke mit Erfreulichem in Verbindung gebracht. Sogar galt seit alters her die Birke als heiliger Baum, der für die Fruchtbarkeitsfeste im Frühling die jungfräuliche Göttin symbolisierte. In vielen Gegenden wurde die Birke auch als Symbol der Jugend und des Frühlings verehrt.
Dem Volksglauben nach sollten Birken den Blitz anziehen. Aus diesem Grund duldete man früher Birken nur selten in der Nähe von bäuerlichen Anwesen. Unter einer einzeln stehenden Birke soll einer alten Sage nach die letzte Weltenschlacht stattfinden. Diese beiden unerfreulichen Blickpunkte sind jedoch eine Ausnahme. Überwiegend wird die Birke mit Erfreulichem in Verbindung gebracht. Sogar galt seit alters her die Birke als heiliger Baum, der für die Fruchtbarkeitsfeste im Frühling die jungfräuliche Göttin symbolisierte. In vielen Gegenden wurde die Birke auch als Symbol der Jugend und des Frühlings verehrt.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Kennith Ashburner, Hugh A. McAllister: ''The genus Betula: a taxonomic revision of birches.'' Royal Botanic Gardens Kew, 2013, ISBN 978-1-84246-141-9, S. 1–431.
* Kennith Ashburner, Hugh A. McAllister: ''The genus Betula: a taxonomic revision of birches.'' Royal Botanic Gardens Kew, 2013, ISBN 978-1-84246-141-9, S. 1–431.
* John J. Furlow: ''Betulaceae.'' In: {{BibISBN|0-19-511246-6|URL=http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=1&taxon_id=103887|Linktext=efloras.org|Kommentar=Abschnitte Beschreibung und Systematik}}
* John J. Furlow: ''Betulaceae.'' In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): ''Flora of North America North of Mexico. Volume 3: Magnoliophyta: Magnoliidae and Hamamelidae.'' Oxford University Press, New York / Oxford u.&nbsp;a. 1997, ISBN 0-19-511246-6 (englisch). ([http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=1&taxon_id=103887 Online] in ''efloras.org'' – Abschnitte Beschreibung und Systematik)
* Pei-chun Li, Alexei K. Skvortsov: ''Betulaceae.'' In: {{BibISBN|0-915279-70-3|Seite=304|URL=http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=2&taxon_id=103887|Linktext=efloras.org}}
* Pei-chun Li, Alexei K. Skvortsov: ''Betulaceae.'' In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): ''Flora of China.'' Volume 4: ''Cycadaceae through Fagaceae.'' Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 1999, ISBN 0-915279-70-3, S. 304 (englisch). ([http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=1&taxon_id=103887 Online] in ''efloras.org'')
* Yasin J. Nasir: ''Betulaceae.'' In: Eugene Nasir, S. I. Ali (Hrsg.): ''Flora of West Pakistan.'' Band 95, 1975, Stewart Herbarium, Rawalpindi ([http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=5&taxon_id=103887 efloras.org]).
* Pia Järvinen, Anna Palmé, Luis Orlando Morales, Mika Lännenpää, Markku Keinänen, Tuomas Sopanen, Martin Lascoux: ''Phylogenetic relationships of Betula species (Betulaceae) based on nuclear ADH and chloroplast matK sequences.'' In: ''American Journal of Botany.'' Band 91, Nr. 11, 2004, S. 1834–1845, [https://bsapubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.3732/ajb.91.11.1834 doi:10.3732/ajb.91.11.1834].
* Pia Järvinen, Anna Palmé, Luis Orlando Morales, Mika Lännenpää, Markku Keinänen, Tuomas Sopanen, Martin Lascoux: ''Phylogenetic relationships of Betula species (Betulaceae) based on nuclear ADH and chloroplast matK sequences.'' In: ''American Journal of Botany.'' Band 91, Nr. 11, 2004, S. 1834–1845, [[doi:10.3732/ajb.91.11.1834]].


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
Zeile 118: Zeile 115:


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Betula|Birken (''Betula'')}}
* {{DNB-Portal|4136469-7}}
* {{DNB-Portal|4136469-7}}
* [https://www.sdw.de/fileadmin/Bundesverband/01_Dateien/Infobl%C3%A4tter/Faltblatt_Sandbirke.pdf ''Schutzgemeinschaft Deutscher Wald'' – Baumfaltblatt Birke.] (PDF-Datei; 443&nbsp;kB)
* [https://www.sdw.de/fileadmin/Bundesverband/01_Dateien/Infobl%C3%A4tter/Faltblatt_Sandbirke.pdf ''Die Birken.''] PDF von ''Schutzgemeinschaft Deutscher Wald''
* [https://www.antik.news/heilpflanzen/heilpflanzen-europa/181-birke.html Verwendung in der Volksheilkunde.]
* [https://www.antik.news/heilpflanzen/heilpflanzen-europa/181-birke.html ''Birke.''] Verwendung in der Volksheilkunde
* Unser Land (BR): {{YouTube |id=f92Gr2wSYDg |titel=Gestern Pfui, heute Hui: Geld verdienen mit Birken? (Baum der Zukunft)}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references responsive>
<references />
<ref name="Tropicos">
{{Tropicos|ID=40027085|WissName=Betula|Abruf=2017-01-15}}
</ref>
<ref name="GRIN">
{{GRIN|ID=1437|Rang=genus|WissName=Betula|Abruf=2017-01-15}}
</ref>
<ref name="POWO">
{{POWO|Betula|Abruf=2018-09-18}}
</ref>
<ref name="Ashburner-McAllister2013">
Kennith Ashburner, Hugh A. McAllister: ''The genus Betula: a taxonomic revision of birches.'' Royal Botanic Gardens Kew, 2013, S. 1–431.
</ref>
<ref name="argeholz.de">
[http://www.argeholz.de/schnittholz/arten/birke/mn_29 argeholz.de]
</ref>
<ref name="Birkenrindenherstellung">
{{Internetquelle
|url=http://www.dreigliederung.de/news/06090500.html
|titel=Birkenrindendosenherstellung
|werk=dreigliederung.de
|abruf=2009-01-04}}
</ref>
<ref name="heilkaeuter.de">
{{Internetquelle
|url=http://www.heilkraeuter.de/lexikon/birke.htm
|titel=Birke
|werk=heilkraeuter.de
|abruf=2007-05-04}}
</ref>
<ref name="wdr.de">
{{Internetquelle
|url=http://www.wdr.de/tv/servicezeit/sendungsbeitraege/2012/kw48/1128/04_essbare_baeume.jsp?pbild=14
|titel=Essbare Bäume
|hrsg=WDR [[Servicezeit]]
|datum=2012-11-28
|offline=1
|archiv-url=https://web.archive.org/web/20121205180114/http://www.wdr.de/tv/servicezeit/sendungsbeitraege/2012/kw48/1128/04_essbare_baeume.jsp?pbild=14
|archiv-datum=2012-12-05
|abruf=2017-01-15}}
</ref>
<ref name="Laudert2004">
Doris Laudert: ''Mythos Baum.'' BLV, München 2004, S. 63.
</ref>
<ref name="SpPl">
{{Literatur |Autor=Carl von Linné, Carl von Linné, Lars Salvius |Titel=Caroli Linnaei ... Species plantarum :exhibentes plantas rite cognitas, ad genera relatas, cum differentiis specificis, nominibus trivialibus, synonymis selectis, locis natalibus, secundum systema sexuale digestas... |Band=vol. 2 |Verlag=Impensis Laurentii Salvii |Ort=Holmiae |Datum=1753 |Online=https://www.biodiversitylibrary.org/item/13830 |Abruf=2024-02-18}}
</ref>
<ref name="pollenstiftung_pollenvorhersage">
Text und Kalender bei der [http://www.pollenstiftung.de/pollenvorhersage/pollenflug-kalender Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst.]
</ref>
 
</references>
{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4136469-7|LCCN=sh85014281}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4136469-7|LCCN=sh85014281}}

Version vom 7. April 2025, 12:41 Uhr

Birke

Die Birken (Betula) bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Birkengewächse (Betulaceae).

Das Wort „Birke“ (von althochdeutsch bircha) ist auf einen Begriff im Indogermanischen zurückzuführen (*bherHg̑o) und bedeutet in Anspielung auf die helle Rinde so viel wie „glänzend, schimmernd“ (vgl. als Namensbestandteil mittelhochdeutsch bereht, englisch bright, -brecht „leuchtend“).

Beschreibung

Vegetative Merkmale

(Bild einfügen) Birken-Arten sind laubabwerfende, sommergrüne Bäume oder Sträucher. Sie gehören zu den sehr schnell und hochwachsenden Gehölzen und können schon nach sechs Jahren Wuchshöhen von bis zu 7 Metern erreichen; ausgewachsen können sie bis zu 30 Meter, in Einzelfällen sogar noch höher werden. Sie wachsen mit einzelnen oder oft auch mit mehreren Stämmen. Einzelexemplare können ein Alter von bis zu 160 Jahren erreichen.

Bei vielen Birken-Arten ist die Borke (äußerste Schicht der Rinde) besonders auffällig, ihre Farbe reicht von fast Schwarz über Dunkel- und Hellbraun bis Weiß; sie ist anfangs glatt, später lösen sich dünne, oft papierartige Stücke ab, schließlich reißt sie horizontal auf. Es sind oft deutliche, meist dunkle Lentizellen vorhanden, die sich manchmal horizontal vergrößern.

Das leichte und je nach Art weiche bis mehr oder weniger harte Holz ist fast weiß bis rötlich-braun mit feiner Maserung. Bei jungen Zweigen können Lang- und Kurztriebe unterschieden werden. Die Zweige duften manchmal. Bei den Winterknospen überlappen sich mehrere glatte Schuppen.

Die wechselständig, meist zweireihig, oft an Kurztrieben angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und -spreite gegliedert. Die je nach Art mit Längen von 0,5 bis 10 (selten bis 14) Zentimeter und Breiten von 0,5 bis 8 Zentimeter eiförmigen bis deltaförmigen, elliptischen oder fast kreisförmigen Blattspreiten sind kahl bis unterschiedlich behaart, manchmal harzig-drüsig. Es liegt gefiederte Blattaderung vor. Die Blattränder sind je nach Art gesägt bis meist doppelt gesägt oder seltener bei den nordischen Zwergstrauch-Arten gewellt bis leicht rundlich gelappt. Die Nebenblätter fallen oft früh ab.

Generative Merkmale

Kätzchen, oben ein weibliches, unten die männlichen

Alle Birken-Arten sind einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Die Blütenstände heißen Kätzchen, wobei an den Zweigen die weiblichen unterhalb der männlichen stehen. Die männlichen Blütenstände hängen einzeln oder in kleinen Gruppen meist an den Enden der Zweige. Sie werden in der vorangegangenen Vegetationsperiode gebildet und sind schon während des Winters zu sehen. In den männlichen Kätzchen befinden sich je gelappter Schuppe (Tragblatt und zwei Vorblätter) immer drei Blüten. Die männlichen Blüten mit vierteiligem Kelch enthalten nur meist zwei bis drei (ein bis vier) Staubblätter mit nahe ihrer Basis bis fast zu den Staubbeuteln geteilten Staubfäden. Alle Birken werden windbestäubt (Anemophilie), deshalb geben sie in der Blütezeit von Ende März bis Ende April große Mengen an Pollen frei. Die haltbaren, weiblichen Blütenstände stehen meist einzeln aufrecht und sind eiförmig bis zylindrisch. In den weiblichen Kätzchen befinden sich je gelappter Schuppe (Tragblatt und zwei Vorblätter) selten eine bis meist drei Blüten ohne Blütenhülle.[1] Gleichzeitig mit dem Beginn des Austreibens der Laubblätter bilden sich die Blütenstände voll aus, die vorher in Knospen geschützt waren. Wobei es selten auch gemischte Blütenstände geben kann. Sie entstehen aus ursprünglich weiblichen Blütenständen.[2]

Die aufrechten bis hängenden, zapfenartigen Fruchtstände besitzen verdickte und ledrige, aber nicht verholzte, Schuppen. Die Schuppen fallen meist beim Freilassen der Samen einzeln ab oder bei wenigen Arten verbleiben sie über den Winter am Fruchtstand. Bei Erlen bleiben diese stehen. Es werden geflügelte Nussfrüchte (Samara) mit oft Griffelresten gebildet. An zwei Seiten der Samen befinden sich häutige, mehr oder weniger breite Flügel. Die Reife der Früchte erfolgt von September bis Oktober.

Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 14.

Ökologie

Viele Vogelarten sind auf Birken angewiesen, z. B. dienen dem Birkenzeisig und dem Birkhuhn Knospen und Samen der Birke als wichtige Winternahrung. Der Baum selbst ist Lebensraum für zahlreiche Pilze, Flechten und Moose sowie für Insekten und Säugetiere. Einige leben als Parasiten oder in Symbiose in, an und auf der Birke.

Es gibt 118 Schmetterlingsraupenarten, welche die Birke (Hänge- und Moorbirke) als Futterpflanze nutzen. Damit ist die Birke auf Platz drei der beliebtesten Schmetterlingsfutterpflanzen.[3]

Standorte

Hänge-Birken mit Herbstlaub

Birken sind oft Pionierpflanzen auf freien Flächen. Birken-Arten stellen nur geringe Ansprüche an Boden und Klima. Birken-Arten gedeihen sowohl auf trockenen wie nassen Böden, in Heidegebieten, auf Dünen wie auf Moor.

Bedeutung für Pollenallergiker

Birkenpollen stellen ein hochpotentes Allergen dar. Der Anteil jener Allergiker, die speziell auf Birkenpollen reagieren, stieg zwischen 1986 und 2006 laut HNO-Klinik der Universität Wien von 35 % auf 50 % aller Frühblüher-Allergiker an. Trotzdem werden Birken aufgrund ihrer schönen weißen Färbung gerne auch in Städten als Alleebäume gepflanzt. Wie bei allen Pollen ändert sich das Birkenpollenaufkommen jährlich leicht. In Deutschland treten sie jährlich ungefähr von Ende März bis Anfang Juni auf, wobei die Hauptblüte etwa zwei Wochen Mitte April stattfindet.[4]

Nutzung

Pech

Birkenpechherstellung im Eintopfverfahren.

Aus Birken[5] durch Verschwelung und Trockendestillation hergestelltes Birkenpech wurde seit etwa 50.000 Jahren nachweislich als erster systematisch hergestellter Kunststoff der Menschheitsgeschichte zum dauerhaften Verbinden von Steinkeilen, Pflanzenfasern und Holzgriffen hergestellt und genutzt.

Zierpflanze

Birken-Arten werden aufgrund ihrer weißen Färbung der Borke gerne als Zierpflanze in Gärten, Parks und Alleen gepflanzt.

Holzverwendung

Birkenfurnier

Als Holzlieferanten werden in Mitteleuropa vor allem die Sand- und die Moor-Birke genutzt. Sie bilden als Splintholzarten kein Kernholz und keinen Farbkern aus. Das Holz ist gleichmäßig gelblichweiß, rötlichweiß oder hellbräunlich gefärbt und besitzt einen seidigen Glanz. Als typische Farbeigenschaft besitzt das Holz fleckenartige Hell-Dunkel-Lichteffekte, die durch Unregelmäßigkeiten im Faserverlauf entstehen. Bei älterem Holz kann ein gelblich-roter bis brauner Falschkern ausgebildet sein. Die Jahresringe sind durch schmale und dichte Spätholzstreifen abgegrenzt. Im Gesamtcharakter ist Birkenholz ein hellfarbiges und schlichtes, je nach Faserverlauf sehr dekoratives Nutzholz. Besonderheiten stellen die vor allem bei der Sand-Birke vorkommenden Flammen- und Eisbirkenmuster dar, die auf stark unregelmäßige Faserverläufe zurückzuführen sind. Zur teuersten Art gehört das Holz der Karelischen Maser-Birke, deren charakteristische Maserung sich durch dunkle halbmondförmige Einlagerungen und besonders wilde, unregelmäßige Strukturen auszeichnet.

Birkenholz kann wegen seiner geringen Tragkraft und Beständigkeit nicht als Bauholz verwendet werden. Es ist ein leichtes und feinmaseriges Holz. Man stellte daraus unter anderem Holzschuhe und Wäscheklammern her. Es lässt sich gut schnitzen und drechseln, aber schwer spalten. In Deutschland wird das Holz der Birke hauptsächlich als Schälfurnier verwendet oder zu Sperrholzplatten verarbeitet. Außerdem werden Vollholz und gemesserte Furniere zur Herstellung von Möbeln verwendet.[6] Nordische Holzschnitzer fertigen aus dem Maserholz traditionelle Trinkgefäße, die Guksi. Der Spänemacher war auf die Birke angewiesen. Späne und Schleißen aus diesem Holz sind die besten, da sie kaum Rauch entwickeln. Diese wurden im Winter zum Leuchten verwendet.

Auch als Brennholz ist das dekorative Kaminholz beliebt. Dank der ätherischen Öle brennt Birkenholz sogar in frischem Zustand. Birkenrinde ist deshalb gut als Zunder und zum Entzünden eines Feuers geeignet.

Borke und Reisig

Borke der Papier-Birke
(Betula papyrifera)
Fossiles Blatt von Betula leopoldae, 48,5 Millionen Jahre alt aus der Klondike Mountain Formation in Ferry County, Washington, USA

Auch die Birkenrinde fand früher einen vielfältigen Gebrauch, etwa für Spanschachteln. Besonders in Finnland wurden daraus auch Schuhe, Rucksäcke und andere Gegenstände hergestellt. Vorratsbehälter für Mehl, Tee und speziell Brot, wie sie in Sibirien hergestellt und benutzt wurden und wieder werden, sind in den letzten Jahren auch in Mitteleuropa erhältlich, vor allem in ökologischen Läden und über den entsprechenden Versandhandel. Diese Behälter nutzen die antiseptischen Eigenschaften der Birkenrinde.[7] Ein anschauliches Beispiel für die vielfältige Nutzung der Birkenrinde zur Herstellung von Kanus, Behältern und Gefäßen, als Wandmaterial ihrer Wigwams und als Schreibuntergrund für Zeichnungen und Symbole, bis hin zum Totenkleid bei der Bestattung bilden die nordamerikanischen Mi’kmaq, ein indianisches Volk im Nordosten Kanadas und den USA. Birkenrinde wurde auch an verschiedenen Orten der Welt als Beschreibstoff benutzt, unter anderem in Nowgorod (vgl. Birkenrindentexte) und im Himalaya-Gebiet.

Der äußere Teil der in zwei Schichten gegliederten Rinde wurde zur Herstellung von Birkenteer und Birkenöl verwendet. Der innere Teil ist essbar und kann wie Spaghetti zubereitet werden.

Das aussterbende ländliche Handwerk verwendet die Birke auf vielseitige Weise. Der Besenbinder stellt aus ihren Ästen und Zweigen, den sogenannten Besenreisern, einen für grobe Pflasterung kaum zu übertreffenden Besen her. Buschbinder bündeln bevorzugt Birkenreisig zu befestigenden Elementen für den Deich- und Wasserbau. Büschel aus Birkenzweigen werden in der finnischen und russischen Sauna als Badequast (russ. Wenik, finn. vihta bzw. vasta) zum Abschlagen des Körpers verwendet. Daneben war die Birkenrute, ein zusammengebundenes Bündel entblätterter Birkenzweige, das jahrhundertelang ein verbreitetes Züchtigungsinstrument in Mitteleuropa, Nordeuropa und Nordasien.

Medizinische Inhaltsstoffe

Die Blätter (Betulae folium) der meisten Birkenarten enthalten nennenswerte Mengen an Flavonoiden, Saponinen, Gerbstoffenen, ätherischen Ölen und Vitamin C. Die Rinde enthält Phytosterine sowie Terpene wie Betulin, Betulinsäure und Lupeol; der Rindensaft u. a. Invertzucker, sodass dieser auch vergoren werden kann. In Finnland wird der Zuckeraustauschstoff Xylitol aus Birken gewonnen. In Mitteleuropa wurde vor allem die heimische Sandbirke bereits historisch in der Volksmedizin genutzt. Ihre Bestandteile gelten insbesondere als blutreinigend, harntreibend und anregend, weshalb sie heute in der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) Verwendung findet.

Verwendet werden die Blätter, die Blattknospen und der Birkensaft (durch Anzapfen gewonnen). In der Heilkunde finden die Blätter aufgrund ihrer harntreibenden Wirkung bei Blasenentzündungen,[8] Rheuma, Gicht und Wassersucht Verwendung. Sammelzeit für Blattknospen ist März, für Birkensaft März bis Mai und für Blätter Mai bis Juni.[9]

Anwendungen der Kosmetik

Durch das Abzapfen des Stammes oder Anschneiden von Ästen wird der für wenige Wochen im Frühjahr fließende Birkensaft gewonnen. Er soll gegen Haarausfall gut sein. Vornehmlich im letzten Jahrhundert wurde Birkensaft zur Herstellung von Birken-Haarwasser verwendet. Der Saft kann äußerlich angewandt oder direkt getrunken werden.

Nahrungsmittel

Birkenblätter sind im Gegensatz zu den meisten Baumblättern essbar.[10] Da der Birkensaft zuckerhaltig ist, lässt er sich in vergorener Form als Birkenwein genießen, ein heute noch in Russland beliebter bäuerlicher Rauschtrunk. Birkenwein wurde auch als Stärkungsmittel für impotente Männer verwendet.[11]

Schädigung des Baumes

Eine intensive Gewinnung des Birkensaftes kann zu Schäden und Infektionen am Baum führen.

Borke von Betula dauurica
Borke von Ermans Birke
(Betula ermanii)
Borke der Himalaja-Birke
(Betula utilis)

Systematik und Verbreitung

Der Gattungsname Betula wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum, 2, S. 982 f. erstveröffentlicht.[12] 1929 wurde als Lectotypus Betula alba L. festgelegt.[13] Die Gattung Betula gehört zur Unterfamilie der Betuloideae innerhalb der Familie der Birkengewächse.[14]

Die bis zu 100 Birken-Arten kommen auf weiten Teilen der Nordhalbkugel, in Europa, in Nordamerika (besonders an deren Ostküsten) und in Asien bis Japan vor.

→ Für weitere Informationen siehe das Kapitel Birken – Systematik und Verbreitung in Wikipedia.

Birken im Brauchtum und Volksglauben

Birken in der Kunst, ein Beispiel von Gustav Klimt

Im germanischen[15] und im slawischen Volksglauben spielte die Birke eine große Rolle. Sie war der Göttin Freya geweiht. Aus dieser Zeit stammt auch der Brauch, einen Maibaum aus dem Wald zu holen, um ihn auf dem Dorfplatz aufzustellen. Es wurde damit der erwachende Frühling in das Dorf geholt. Noch heute lebt der gleiche Brauch in Gestalt des Maibaumes fort. Junggesellen „stecken“ ihrer Liebsten einen mehr oder minder großen „Mai“ – sie schmücken einen Baum (in der Regel eine Birke) oder wenigstens einen Birkenzweig/-ast und befestigen ihn am Haus oder Fenster der Auserwählten. Geschmückt wird dieser Baum mit Bändern aus buntem Krepp- oder Seidenpapier.

Die Birke als Symbol der Fruchtbarkeit galt früher als Helfer in Liebesnöten. Dieser Verwendungszweck ist heute fast vergessen. Ihre Zweige, Rinde und die Blätter mussten für allerlei obskure Mittel und Bräuche herhalten, von denen man sich eine Besserung in sexuellen Nöten erhoffte.

Hervorzuheben ist auch die mythologische Bedeutung der Birke als „Baum des Schutzes“. Im überlieferten Volksglauben wurden Birken insbesondere im ländlichen Raum als Straßenmarkierungen zum Unfallschutz an verkehrsfrequentierten, unbeleuchteten Alleenstraßen und unübersichtlichen Reisewegen gepflanzt, da sie durch ihre helle Rinde bei Dunkelheit gut erkennbar sind. In den indianischen Völkerweisheiten symbolisieren Bäume von jeher lebendige Wesen der Weisheit, deren Sprache man sich erschließen kann. In der Volksfrömmigkeit der katholischen Kirche, die auch mythologisches Wissen beinhaltet, wird zu Fronleichnam regional die Birke verwendet, wenn unzählige junge Exemplare in katholischen Ortschaften die Straßen säumen, durch die die Prozessionen führen.

Die Birke ist das Wahrzeichen Estlands. In Russland, Finnland und Polen gilt der Baum als nationales Symbol, vergleichbar mit der „deutschen Eiche“.

Dem Volksglauben nach sollten Birken den Blitz anziehen. Aus diesem Grund duldete man früher Birken nur selten in der Nähe von bäuerlichen Anwesen. Unter einer einzeln stehenden Birke soll einer alten Sage nach die letzte Weltenschlacht stattfinden. Diese beiden unerfreulichen Blickpunkte sind jedoch eine Ausnahme. Überwiegend wird die Birke mit Erfreulichem in Verbindung gebracht. Sogar galt seit alters her die Birke als heiliger Baum, der für die Fruchtbarkeitsfeste im Frühling die jungfräuliche Göttin symbolisierte. In vielen Gegenden wurde die Birke auch als Symbol der Jugend und des Frühlings verehrt.

Literatur

  • Kennith Ashburner, Hugh A. McAllister: The genus Betula: a taxonomic revision of birches. Royal Botanic Gardens Kew, 2013, ISBN 978-1-84246-141-9, S. 1–431.
  • John J. Furlow: Betulaceae. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 3: Magnoliophyta: Magnoliidae and Hamamelidae. Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 1997, ISBN 0-19-511246-6 (englisch). (Online in efloras.org – Abschnitte Beschreibung und Systematik)
  • Pei-chun Li, Alexei K. Skvortsov: Betulaceae. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 4: Cycadaceae through Fagaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 1999, ISBN 0-915279-70-3, S. 304 (englisch). (Online in efloras.org)
  • Pia Järvinen, Anna Palmé, Luis Orlando Morales, Mika Lännenpää, Markku Keinänen, Tuomas Sopanen, Martin Lascoux: Phylogenetic relationships of Betula species (Betulaceae) based on nuclear ADH and chloroplast matK sequences. In: American Journal of Botany. Band 91, Nr. 11, 2004, S. 1834–1845, doi:10.3732/ajb.91.11.1834.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. August Wilhelm Eichler: Blüthendiagramme. Zweiter Theil, Engelmann, 1878, S. 14 f.
  2. Łukasz Grewling, Łukasz Piosik, Piotr Szkudlar: Morphophysiological characteristics of pollen grains produced by bisexual inflorescences of silver birch (Betula pendula Roth.) In: Aerobiologia. 37(4), 2020, doi:10.1007/s10453-020-09678-0.
  3. Hermann H. Hacker Schmetterlingsvielfalt an Birken. (PDF) In: lwf.bayern.de.Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft, abgerufen am 7 April 2025.
  4. Pollenflugkalender. In: pollenstiftung.de. Angerufen am 7. April 2025.
  5. Identifizierung paläolithischer Herstellungstechniken für Birkenteer: Herausforderungen eines experimentellen biomolekularen Ansatzes. In: Kozowyk PRB, Baron LI, Langejans GHJ, Wissenschaftliche Berichte, 2045–2322, 7. September 2023, Bd./Jhrg. 13, Ausgabe 1.
  6. Birke. In: argeholz.de, Informationsportal rund um das Thema Holz. Abgerufen am 7. April 2025.
  7. Birkenrinde schafft Arbeitsplätze. In: dreigliederung.de. Abgerufen am 7. April 2025.
  8. Essbare Bäume. In: wdr.de. Archivlink, abgerufen am 7. April 2025.
  9. Birke. In: heilkraeuter.de. Abgerufen am 7. April 2025.
  10. Kann man Birkenblätter essen? Verwendung der essbaren Blätter. In: focus.de. Artikel vom 19. Januar 2023, abgerufen am 7. April 2025.
  11. Doris Laudert: Mythos Baum. BLV, München 2004, S. 63.
  12. Carl von Linné, Lars Salvius: Caroli Linnaei […] Species plantarum :exhibentes plantas rite cognitas, ad genera relatas, cum differentiis specificis, nominibus trivialibus, synonymis selectis, locis natalibus, secundum systema sexuale digestas […]. Vol. 2. Impensis Laurentii Salvii, Holmiae 1753. (Online)
  13. Betula. In: tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 7. April 2025.
  14. Betula. In: Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 7. April 2025.
  15. Heinrich Marzell: Die deutschen Bäume in der Volkskunde, 12: Die Birke. In: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. Band 46, 1934, S. 121–131.
Dieser Artikel basiert teilweise auf dem Artikel Birken aus der freien Enzyklopädie de.wikipedia.org und steht unter der Lizenz Creative-Commons Namensnennung-ShareAlike 4.0 International. Es ist dort eine Liste der Autoren einsehbar.