Buschwindröschen: Unterschied zwischen den Versionen
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'''An Anemonen, die Liebste''' | |||
''Anemone'', meine Wonne, | |||
meines Herzen stete Zier, | |||
meine Klarheit, meine Sonne, | |||
kanst du diß denn gläuben dir, | |||
daß, was dir mein Mund verspricht, | |||
meine mein Gemüte nicht? | |||
Nicht so, Liebste. Laß dir sagen, | |||
es ist ein betrogner Wahn, | |||
der dich heißt um etwas klagen, | |||
das dir doch nicht fehlen kan. | |||
Was betrübt dich Zeit und Ort? | |||
Wahre Liebe hält ihr Wort. | |||
Nacht und Tag und alle Blicke, | |||
gehn auf dein Gedächtnüß hin. | |||
Was von Seufzen ich verschicke, | |||
heiß' ich Alles zu dir ziehn. | |||
Und die Tränen meiner Pein | |||
send' ich, Schatz, zu dir allein. | |||
Ach nun, ''Anemone'', gläube, | |||
was du dir selbselbst sagst zu, | |||
der ich eigen bin und bleibe, | |||
''Anemone'', das bist du. | |||
''Anemone'', meine Zier, | |||
du nur bist die Liebste mir! | |||
– {{Kapitälchen|[[w:Paul Fleming|Paul Fleming]] (1609–1640)<ref>Paul Fleming: ''Deutsche Gedichte.'' Band 1 und 2. Stuttgart 1865, S. 440–441. ([http://www.zeno.org/Literatur/M/Fleming,+Paul/Gedichte/Deutsche+Gedichte/Oden/5.+Von+Liebesges%C3%A4ngen/41.+An+Anemonen,+die+Liebste? Online] in ''zeno.org'')</ref>}} | |||
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[[Datei:Rainer Maria Rilke 1900.jpg|mini|hochkant=.7|Rainer Maria Rilke um 1900]] | |||
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Blumenmuskel, der der Anemone | |||
Wiesenmorgen nach und nach erschließt, | |||
bis in ihren Schooß das polyphone | |||
Licht der lauten Himmel sich ergießt, | |||
in den stillen Blütenstern gespannter | |||
Muskel des unendlichen Empfangs, | |||
manchmal so von Fülle übermannter, | |||
daß der Ruhewink des Untergangs | |||
kaum vermag die weitzurückgeschnellten | |||
Blatterränder dir zurückzugeben: | |||
du, Entschluß und Kraft von wieviel Welten! | |||
Wir, Gewaltsamen, wir währen länger. | |||
Aber wann, in welchem aller Leben, | |||
sind wir endlich offen und Empfänger? | |||
– {{Kapitälchen|[[w:Rainer Maria Rilke|Rainer Maria Rilke]] (1675–1926)<ref>Rainer Maria Rilke: ''Sämtliche Werke. Band 1–6.'' Band 1. Wiesbaden und Frankfurt a.M. 1955–1966, S. 753–754. ([http://www.zeno.org/Literatur/M/Rilke,+Rainer+Maria/Gedichte/Die+Sonette+an+Orpheus/Zweiter+Teil/5. Online] in ''zeno.org'')</ref>}} | |||
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[[Datei:Goethe (Stieler 1828).jpg|mini|Johann Wolfgang von Goethe]] | |||
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'''Gefunden''' | |||
Ich ging im Walde | |||
so für mich hin, | |||
und nichts zu suchen, | |||
das war mein Sinn. | |||
Im Schatten sah ich | |||
ein Blümchen stehn, | |||
wie Sterne leuchtend, | |||
wie Äuglein schön. | |||
Ich wollt es brechen, | |||
da sagt' es fein: | |||
Soll ich zum Welken | |||
Gebrochen sein? | |||
Ich grub's mit allen | |||
den Würzlein aus, | |||
zum Garten trug ich's | |||
am hübschen Haus. | |||
Und pflanzt' es wieder | |||
am stillen Ort; | |||
nun zweigt es immer | |||
und blüht so fort. | |||
– {{Kapitälchen|[[a:Johann Wolfgang von Goethe|Johann Wolfgang von Goethe]] (1749–1832)<ref>Johann Wolfgang von Goethe: [https://www.projekt-gutenberg.org/goethe/gedichte/chap013.html ''Gefunden.''] In: ''projekt-gutenberg.org.'' Abgerufen am 13. April 2025.</ref>}} | |||
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== Einzelnachweise == | |||
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Version vom 13. April 2025, 12:20 Uhr
Erwähnung in Literatur und Musik (Auswahl)

An Anemonen, die Liebste
Anemone, meine Wonne,
meines Herzen stete Zier,
meine Klarheit, meine Sonne,
kanst du diß denn gläuben dir,
daß, was dir mein Mund verspricht,
meine mein Gemüte nicht?
Nicht so, Liebste. Laß dir sagen,
es ist ein betrogner Wahn,
der dich heißt um etwas klagen,
das dir doch nicht fehlen kan.
Was betrübt dich Zeit und Ort?
Wahre Liebe hält ihr Wort.
Nacht und Tag und alle Blicke,
gehn auf dein Gedächtnüß hin.
Was von Seufzen ich verschicke,
heiß' ich Alles zu dir ziehn.
Und die Tränen meiner Pein
send' ich, Schatz, zu dir allein.
Ach nun, Anemone, gläube,
was du dir selbselbst sagst zu,
der ich eigen bin und bleibe,
Anemone, das bist du.
Anemone, meine Zier,
du nur bist die Liebste mir!
– Paul Fleming (1609–1640)[1]

Blumenmuskel, der der Anemone
Wiesenmorgen nach und nach erschließt,
bis in ihren Schooß das polyphone
Licht der lauten Himmel sich ergießt,
in den stillen Blütenstern gespannter
Muskel des unendlichen Empfangs,
manchmal so von Fülle übermannter,
daß der Ruhewink des Untergangs
kaum vermag die weitzurückgeschnellten
Blatterränder dir zurückzugeben:
du, Entschluß und Kraft von wieviel Welten!
Wir, Gewaltsamen, wir währen länger.
Aber wann, in welchem aller Leben,
sind wir endlich offen und Empfänger?
– Rainer Maria Rilke (1675–1926)[2]

Gefunden
Ich ging im Walde
so für mich hin,
und nichts zu suchen,
das war mein Sinn.
Im Schatten sah ich
ein Blümchen stehn,
wie Sterne leuchtend,
wie Äuglein schön.
Ich wollt es brechen,
da sagt' es fein:
Soll ich zum Welken
Gebrochen sein?
Ich grub's mit allen
den Würzlein aus,
zum Garten trug ich's
am hübschen Haus.
Und pflanzt' es wieder
am stillen Ort;
nun zweigt es immer
und blüht so fort.
– Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832)[3]
Einzelnachweise
- ↑ Paul Fleming: Deutsche Gedichte. Band 1 und 2. Stuttgart 1865, S. 440–441. (Online in zeno.org)
- ↑ Rainer Maria Rilke: Sämtliche Werke. Band 1–6. Band 1. Wiesbaden und Frankfurt a.M. 1955–1966, S. 753–754. (Online in zeno.org)
- ↑ Johann Wolfgang von Goethe: Gefunden. In: projekt-gutenberg.org. Abgerufen am 13. April 2025.
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