Morning Has Broken
Morning Has Broken ist ein Lied, das erstmals 1931 veröffentlicht wurde. Der Text stammt von der englischen Autorin Eleanor Farjeon (1881–1965) und wurde von der Atmosphäre des Dorfes Alfriston in East Sussex inspiriert. Anschließend wurde es mit der traditionellen schottisch-gälischen Melodie Bunessan vertont.[1]
Der englische Sänger und Songwriter Cat Stevens veröffentlichte eine Version von „Morning Has Broken“ in seinem Album Teaser and the Firecat (1971). Stevens verwendete 3 der ursprünglich 6 Strophen und wurde mit dieser Fassung weltweit bekannt. Aufgrund der Popularität dieser Aufnahme wurde das Lied fortan mit Cat Stevens in Verbindung gebracht, obwohl er weder Autor des Textes noch Komponist der Melodie oder der Zwischenspiele war.
Entstehungsgeschichte
Die Melodie ist ein gälisches Volkslied, wahrscheinlich schottischen Ursprungs. Mary Mac Donald (1789–1872) schrieb dazu die Hymne Leanabh an àigh (Child of Joy, a Christmas carol).[2] Diese Hymne wurde bekannt unter dem Namen Bunessan.
Die englische Kinderbuchautorin, Lyrikerin und Dramatikerin Eleanor Farjeon wurde 1931 von Percy Dearmer gebeten, einen neuen Text zu schreiben, der zu der „schönen schottischen Melodie“ passte. Sie verfasste 6 Strophen.[1] Die Hymne wurde aufgrund ihrer aufmunternden und innig mit der Natur verbundenen Worte sehr beliebt und kam in Gottesdiensten, Schulversammlungen und Beerdigungen zur Aufführung.[3]
Die sechs Strophen von Eleanor Farjeon
1. Morning has broken, like the first morning,
blackbird has spoken, like the first bird.
Praise for the singing, praise for the morning,
praise for them springing fresh from the word.
2. Sweet the rain's new fall, sunlit from heaven,
like the first dew fall on the first grass.
praise for the sweetness of the wet garden,
sprung in completeness where His feet pass.
3. Mine is the sunlight, mine is the morning,
born of the one light Eden saw play.
Praise with elation, praise every morning,
God's re-creation of the new day.
4. Cool the gray clouds roll, peaking the mountains,
gull in her free flight, swooping the skies.
Praise for the mystery, misting the morning,
behind the shadow, waiting to shine.
5. I am the sunrise, warming the heavens,
spilling my warm glow over the earth.
Praise for the brightness of this new morning,
filling my spirit with Your great love.
6. Mine is a turning, mine is a new life,
Mine is a journey closer to You.
Praise for the sweet glimpse, caught in a moment,
joy breathing deeply, dancing in flight.
Der Schluss der ersten Strophe, fresh from the word, deutsch „aus dem Wort entsprungen“, findet sich in einigen Textangaben in der Version: fresh from the world, deutsch „aus der Welt entsprungen“. Renommierte Quellen wie beispielsweise Classical Musik[3] und Hynamry.org,[1] sowie Diskussionen um diese Frage[4] deuten darauf hin, dass word die originale Variante ist.
Version von Cat Stevens
Für die Aufnahme im Jahr 1971 verwendete Cat Stevens die ersten 3 Strophen und führte das Lied zur internationalen Bekanntheit.
Als Stevens an die Gestaltung des Liedes „Morning Has Broken“ ging, wurde deutlich, dass es nur etwa 45 Sekunden dauerte. Sein Produzent Paul Samwell-Smith sagte ihm, dass das zu kurz sei und für ein Album eine Dauer von mindestens 3 Minuten benötigt würden. Vor der eigentlichen Aufnahme hörte Stevens, wie Rick Wakeman im Nebenraum Auszüge aus seinem Stück „Catherine Howard“ spielte, das in seinem Album The Six Wives of Henry VIII (1973) veröffentlicht werden sollte. Stevens sagte Wakeman, dass ihm die Musik gefalle und er etwas Ähnliches als Eröffnungsteil, Schlussteil und, wenn möglich, auch als Mittelteil haben wollte. Wakeman antwortete, dass dies nicht möglich sei, da das Stück für sein Soloalbum bestimmt sei. Cat Stevens gelang es aber, Wakeman zu überzeugen und seine Komposition für „Morning Has Broken“ anzupassen.[5]
Die Single wurde Stevens erfolgreichste und erreichte im Jahr 1972 Platz 9 der Britischen Musikcharts sowie Platz 6 der US Billboard Hot 100.
Im Jahr 2000 veröffentlichte Rick Wakeman eine Instrumentalversion von „Morning Has Broken“ in einem gleichnamigen Album. Im selben Jahr gab er ein Interview auf BBC Radio 5 Live, in dem er sagte, er habe sich damals bereit erklärt, für 10 britische Pfund mit dem Piano an dem Lied von Cat Stevens mitzuwirken und sei „erschüttert“, dass seine Mitwirkung auf dem Cover der Schallplatte nicht erwähnt wurde. Die 10 britischen Pfund habe er auch nie erhalten.
Cat Stevens ließ 2002 ließ Rick Wakeman von der Plattenfirma bezahlen und entschuldigte sich für die ursprüngliche Nichtzahlung.[6] Im März 2020 sangen die beiden das Lied beim Benefizkonzert „Music for the Marsden“ in der O2 Arena in London.[7]
In einer im britischen Fernsehen ausgestrahlten Dokumentation erklärte Rick Wakeman, dass er Cat Stevens‘ Version von „Morning Has Broken“ für ein sehr schönes Musikstück halte, das den Menschen religiöse Wahrheiten näher gebracht habe, und dass er Genugtuung empfinde, einen Beitrag dazu geleistet zu haben.
Bezug des Textes zu geistigen Gesetzen
Eleanor Farjeon formte den Text intuitiv auf tiefgründige Weise und berührt mit den Worten kosmische sowie geistige Gesetze. Diese bringt die Autorin mit einfachen Worten zum Ausdruck.
Loslösung und Neubeginn
Die deutsche Übersetzung des Beginns der 1. Strophe lautet: „Der Morgen ist angebrochen, als wäre es der allererste Morgen, die Amsel hat gesungen, als wäre sie der allererste Vogel.“
Der Text drückt das wirkliche Erleben eines Neubeginns aus. Obwohl es zuvor viele Morgenerlebnisse gegeben und die Amsel schon an vielen Tagen zuvor des Morgens gesungen hat, wird die Erfahrung ausgedrückt, dass es „wie“ zum allerersten Mal erlebt wird. Diese Worte drücken das geistige Gesetz von Loslösung und Neuanfang aus, das im Kosmos herrscht und das der Mensch bewusst anwenden kann.
Johann Wolfgang von Goethe spricht die Sehnsucht zum Vergangenen an, von der sich der Mensch loslösen muss, und stellt dem eine „echte“ Sehnsucht gegenüber, die sich produktiv nach vorne orientiert:
„Es gibt kein Vergangenes, das man zurücksehnen darf, es gibt nur ein ewig Neues, das sich aus den erweiterten Elementen der Vergangenheit gestaltet, und die echte Sehnsucht muss stets produktiv sein, ein Neues, Besseres zu schaffen.“
Hermann Hesse erwähnt in der 1. Strophe seines Gedichts Stufen die Notwendigkeit einer Bereitschaft zum Abschied und zum Neubeginn. Fehlt diese Bereitschaft, kann der Mensch den „Zauber“ eines Anfangs nicht erleben – und dieser „Zauber“ würde dem Menschen helfen zu leben:
„Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“
Heinz Grill drückt aus, dass der Kosmos in seiner Konstellation der Gestirne niemals auf exakte Weise eine Wiederholung hervorbringen würde. Es wiederholt sich in diesem Sinne nie etwas Altes. Genauso sei es auch im Bewusstsein des Menschen, das in Wirklichkeit niemals eine bisher vergangene Situation auf exakte Weise wiederhole. Er schreibt:
- „Obwohl jeder Tag mit gleichen Zeitrhythmen und gleichen Stimmungen, die eventuell an die vergangenen Tage erinnern, beginnt, so sind bei genauer Betrachtung die Tage voneinander unterschiedlich, und die subjektiven Bewusstseinsstimmungen sind ebenfalls nie die gleichen wie die bisherigen. Eine wirkliche Wiederholung existiert in der rhythmisch aufeinanderwirkenden Bewusstseinstätigkeit nicht. Das Ähnliche ist doch wieder ein fein abgestimmtes Anderes, und das scheinbar Identische gebiert sich noch einmal neu in seiner immanenten Einzigartigkeit. In allen sich wiederholenden Zeitrhythmen offenbart sich eine unendliche, wandelnde und gebärende Schöpferkraft des ewigen, aus sich selbst tätigen Geistes. Das Bewusstsein ist die werkschaffende Tätigkeit des immerwährenden Neuen, des Einzigartigen – und im wahrsten Sinne des Wortes – des Unvergleichbaren.“[11]
Die seelische Bedeutung der Yogaübung „Fisch“ drückt dieses Gesetz von Loslösung und Neuanfang aus. Der Körper wird mit all seinen Gliedern geordnet und zugleich differenziert erlebt. Eine zentrierte Dynamik hebt den Brustkorb entgegen der Schwere an.
Der Sonnenstatus des Menschen
Die 5. Strophe beginnt mit den Worten:
Interner Lua-Fehler: Der Interpreter beendet sich mit dem Signal „11“.
„Ich bin der Sonnenaufgang, der die Himmel erwärmt,
ich gieße aus meinen warmen Schein über die Erde.“
Aus tieferer Sicht ist damit der sogenannte Sonnenstatus des Menschen angesprochen, denn der Mensch hat die Möglichkeit, zu einer Sonne zu werden, die lebensspendend und lebensfördernd ausstrahlt. Der mittelalterliche Mystiker Angelus Silesius fand dazu die folgenden poetischen Worte:
„Ich selbst muss Sonne sein:
ich muss mit meinen Strahlen
das farbenlose Meer der ganzen Gottheit malen.“
Der Mensch hat nach Johann Wolfgang von Goethe in sich ein höchstes Potenzial, „eine göttliche Kraft“:
„Wär nicht das Auge sonnenhaft,
Die Sonne könnt es nie erblicken;
Läg nicht in uns des Gottes eigne Kraft,
Wie könnt uns Göttliches entzücken?“
Diese Kraft kann genutzt und gleichzeitig entfaltet werden, indem der Mensch nach geistiger Entwicklung strebt. In der Folge davon entsteht ein „Strahlen“ des Menschen, wie Swami Sivananda es formuliert, das für die Mitmenschen nutzbringend ist:
„Der Geist trägt eine Aura – die Geistaura oder psychische Aura. Der Sanskritbegriff dafür ist ›Tejas‹. Es ist das Strahlen oder der Heiligenschein, der vom Phänomen des Geistes ausgeht. Bei Menschen, die nach voller geistiger Entwicklung gestrebt haben, stellen wir fest, dass es außerordentlich strahlend ist. Es hat die Fähigkeit, über weite Distanzen zu gehen und eine große Zahl von Menschen überaus nutzbringend zu beeinflussen, die den Vorzug haben, in seinen Einfluss zu gelangen. Es muss erwähnt werden, dass die spirituelle Aura weit stärker ist als sowohl die psychische wie auch die pranische oder geistige Aura.“
Zur Frage, wie diese Entwicklung praktisch anzusetzen ist, macht Rudolf Steiner die Angabe, dass der Mensch beim Gedanken ansetzen muss. Der Inhalt eines Gedankens beginnt in der Seele des Denkenden zu leben und würde als „tatsächliche“ Wirklichkeit zu anderen Menschen fluten:
„Der Inhalt eines Gedankens lebt als solcher nur in der Seele des Denkenden; aber dieser Inhalt erregt Wirkungen in der Geistwelt. Diese sind für das Geistesauge der wahrnehmbare Vorgang. Als tatsächliche Wirklichkeit strömt der Gedanke von einer menschlichen Wesenheit aus und flutet der andern zu. Und die Art, wie dieser Gedanke auf den andern wirkt, wird erlebt als ein wahrnehmbarer Vorgang in der geistigen Welt. So ist für den, dessen geistige Sinne erschlossen sind, der physisch wahrnehmbare Mensch nur ein Teil des ganzen Menschen. Dieser physische Mensch wird der Mittelpunkt seelischer und geistiger Ausströmungen. Nur angedeutet kann die reich-mannigfaltige Welt werden, die sich vor dem «Seher» hier auftut.“
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Morning Has Broken. Auf: Hymnary.org, abgerufen am 4. September 2024.
- ↑ Cecilia Curran: This Day God Gives Me: A Folk Tune for Morning Prayer. Archivlink, abgerufen am 4. September 2024.
- ↑ 3,0 3,1 Morning Has Broken: what are the lyrics to this famous hymn? Auf: Classical Music, abgerufen am 4. September 2024.
- ↑ Siehe beispielsweise die Diskussion auf songtexte.com, abgerufen am 5. September 2024.
- ↑ Rick Wakeman telling the story of recording Morning has Broken with Cat Stevens,. Auf: YouTube. Archiviert vom Original am 13. Dezember 2021.
- ↑ Perry Shawn: The Rick Wakeman Interview (2020): Word for Word. Auf: Vintage Rock, abgerufen am 4. September 2024.
- ↑ Siehe Foto auf Getty Images.
- ↑ Zitiert aus Weise Wortwahl. Abgerufen am 5. September 2024.
- ↑ Zitiert aus Lyrik-Line. Abgerufen am 5. September 2024.
- ↑ Heinz Grill: Die Seelendimension des Yoga. 7. unveränderte Auflage. Stephan Wunderlich Verlag, Sigmaringen 2022, ISBN 978-3-948193-00-3, S. 198.
- ↑ Ebd. S. 188.
- ↑ Michaela Diers (Hrsg.): Mystik. 3. Auflage. dtv, München 2004, ISBN: 3423308672, S. 165.
- ↑ Wär nicht das Auge sonnenhaft. In: Projekt Gutenberg, abgerufen am 5. September 2024.
- ↑ Swami Sivananda: Die Kraft der Gedanken – Ihre Gesetze und ihre Dynamik. Kapitel: Aura und Dynamik eines entwickelten. (online)
- ↑ Rudolf Steiner: Theosophie. GA 9. Rudolf-Steiner-Verlag, Dornach 1987tb (Taschenbuchausgabe), S. 137. (online)
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