Glauben
Dieser Artikel behandelt Glauben im allgemeinen und nicht im konfessionell-religiösen Sinn. |
Glauben bezeichnet im alltäglichen Sprachgebrauch ein Fürwahrhalten ohne methodische Begründung.[1] Glauben in diesem Sinne bedeutet, dass ein Sachverhalt für anscheinend (hypothetisch) wahr oder wahrscheinlich gehalten wird. Darin unterscheidet sich „Glauben“ im weiteren Sinne einerseits vom religiösen Glauben im engeren Sinne, indem der religiöse Glaube auf dem Vertrauen auf Autorität oder Überlieferung beruht und die absolute Wahrheit des Glaubensinhalts (z. B. der Existenz Gottes) unterstellt; andererseits unterscheidet sich Glauben von Wissen, das als wahre und gerechtfertigte Tatsache verstanden werden kann.
Demgegenüber steht die „bloße“ Meinung, der sowohl subjektiv als auch objektiv eine hinreichende Begründung fehlt. In der Erkenntnistheorie werden Meinung und Glauben jedoch auch bedeutungsgleich verwendet.[2]
Glauben im alltäglichen Sprachgebrauch ist also eine Vermutung oder Hypothese, welche die Wahrheit des vermuteten Sachverhalts zwar annimmt, aber zugleich die Möglichkeit einer Widerlegung offenlässt, falls sich die Vermutung durch Tatsachen oder neue Erkenntnisse als ungerechtfertigt herausstellen sollte. Wird diese Möglichkeit aufgrund eines gesteigerten Grades an subjektiver Gewissheit kaum noch zugelassen, spricht man von einer Überzeugung.
In der geistigen Forschung bedeutet Glaube das Sehen einer realen und im Geiste gegebenen Wirklichkeit. Rudolf Steiner arbeitet heraus, dass der Glaube in der Menschenseele eine Anzahl von Kräften darstellt, eine Summe von Kräften, die zu den Lebenskräften der Seele gehören.
Etymologie
Das Wort glauben kommt von mittelhochdeutsch gelouben, althochdeutsch gilouben „für lieb halten“, „gutheißen“ und geht mit den verwandten Wörtern Lob und lieb u. a. auf die indogermanische Wurzel *leubh zurück. Der gleichen etymologischen Wortfamilie gehören aus anderen Sprachen auch englisch be-lieve „glauben“, lateinisch libet „es beliebt“, „ist gefällig“ oder libīdo „Begierd. Ferner gingen aus der Wurzel auch die präfigierten deutschen Wörter geloben, verloben, erlauben, Urlaub und Gelöbnis hervor.[3][4]
Philosophie (Auszug)
aus Wikipedia IT
Für Platon ist der Glaube eine Form der niederen Erkenntnis (pistis)[5], die sich auf die sinnlichen, materiellen Wirklichkeiten bezieht, d. h. auf jene phänomenale Welt, die aus Abbildern der göttlichen Ideen besteht, von denen sie nur einen blassen Schein bewahren. Der Glaube stellt jedoch die erste Stufe des Erkenntnisprozesses dar.
Für Aristoteles ist der Glaube ein Äquivalent zur Meinung, da eine Meinung zu haben bedeutet, an sie zu glauben.[6]
Bei Augustinus von Hippo bekommt der Begriff die Bedeutung, die über Jahrhunderte hinweg unverändert bleiben wird, nämlich die des „zustimmenden Denkens“[7] als Vorbereitung auf ein höheres intellektuelles Verständnis (credo ut intelligam).
Die Autorität der aristotelischen und thomistischen Tradition wurde durch die Scholastik bewahrt, bis die ersten Anzeichen des aufklärerischen Denkens in der englischen Kultur im 17. Jahrhundert dazu tendierten, Aspekte des Glaubens (aspetti fideistici della credenza) von den menschlichen kognitiven Prozessen zu entkoppeln, wie z. B. bei John Locke, der in seinem Hauptwerk Wissen und Glauben klar trennt.[8] David Hume zieht ein Jahrhundert später in ähnlicher Weise jeglichen logisch verbindlichen ontologischen Inhalt vom Glauben ab und argumentiert, dass es sich dabei oft um eine subjektive Form der Verstärkung rein imaginärer Zusammenhänge oder Instanzen handeln würde,[9] so sehr er auch behauptet, ein aufrichtiger Gläubiger der Religion, der Existenz Gottes und der Wahrheiten der Bibel zu sein.
oder aus Wikipedia DE
Im philosophischen und speziell erkenntnistheoretischen Sinn bedeutet Glauben ein Fürwahrhalten eigener Wahrnehmungen, Überzeugungen (Glaube, Dogma, Paradigma) und Schlussfolgerungen, die hier jedoch nicht zwingend logisch sein müssen. Dieses Fürwahrhalten bedarf nicht zwingend objektiver Begründung und kann subjektiv sein.[10]
1962 untersuchte Jaakko Hintikka die logischen Strukturen von Glaubens- und Wissensäußerungen in seinem Werk Knowledge and Belief und begründete damit einen neuen Zweig der philosophischen Logik; die epistemische Logik, in der Wissen und Glauben in ihren reinen Formen als sich ausschließende Gegensätze gegenübergestellt sind.
Lange Zeit nahm man an, dass gerechtfertigter wahrer Glaube Wissen sei (Glaubenswissen,[11] GWG-Behauptung). Edmund Gettier gab dazu Gegenbeispiele an, die zeigten, dass zum Wissen gerechtfertigter wahrer Glaube nicht ausreicht (Gettier-Problem).
Glauben mit Sachbezug
Im alltäglichen Sprachgebrauch beschreibt das Verb glauben die im Rahmen von Unsicherheit festgestellte Erwartung bezüglich irgendwelcher Tatsachen oder Zusammenhänge. Etwa: „Ich glaube, dass morgen die Sonne scheinen wird“ oder „Ich glaube, es geht hier entlang und nicht dort.“ Im Unterschied zur Wortverwendung im religiösen Kontext ist „glauben“ mit Sachbezug immer auch dem Irrtum unterworfen, kann also durch Tatsachen oder neue Erkenntnisse widerlegt und korrigiert werden. Im Satz „Ich glaube, dass es regnen wird“ wird also die Möglichkeit zugelassen, dass sich diese Vermutung auch nicht bestätigt. In solchem Glauben im alltäglichen Sinne drückt sich also die Meinung aus: „Vielleicht ist es wahr bzw. wird es wahr, vielleicht auch nicht.“ Glauben bedeutet hier auch „meinen“ oder „vermuten“.
Der Glaube kann dabei plausibel und pragmatisch sein, zum Beispiel „Ich glaube, dass ich kein Gehirn in einem Glas bin und dass die Umwelt, die ich sehe, real ist.“
In aller Regel bedeutet glauben, etwas Fürwahrhalten auf Grund eines glaubwürdigen Zeugen oder einer glaubwürdigen Informationsquelle. Auch kann das Fürwahrhalten von wissenschaftlichen Theorien, die nicht verifiziert wurden bzw. werden können, als Glauben verstanden werden. Dies ist etwa bei wissenschaftlichen Hypothesen der Fall. Glauben in diesem Sinne impliziert stets das Fehlen einer akzeptierten Rechtfertigung oder das Fehlen eines Beweises. Wird diese Rechtfertigung oder dieser Beweis später möglich, etwa indem neue Tatsachen oder Erkenntnisse die Rechtfertigung oder den Beweis ermöglichen, kann das hypothetische Glauben an die Wahrheit eines Sachverhalts zum Wissen werden.
Glauben mit Personenbezug
Glauben findet sich im alltäglichen Sprachgebrauch auch in anderer Bedeutung als im Sinne von „meinen“ und „vermuten“ wieder, beispielsweise Sätzen wie: „Ich glaube dir.“, „Ich glaube an die Liebe zwischen uns.“ Ein solches Glauben ist hier nicht so sehr ein Vermuten über Sachverhalte, sondern drückt primär eine zwischenmenschliche Beziehung aus, in der sich eine Person vom Geglaubten her leiten lässt. Glauben wird hier in der Bedeutung von „vertrauen“ verwendet. In Sätzen wie „Ich glaube dir“ kann jedoch auch zum Ausdruck gebracht werden, dass man eine Meinung der angesprochenen Person übernimmt (ihr also vertraut), ohne diese Meinung jedoch selbst überprüft zu haben.
„Glaube“ in diesem rein menschlichen Sinn bezeichnet den Bewusstseins-Akt des Vertrauens (Vertrauensglaube) mit dem dazugehörenden vertrauenden Handlungs-Akt (Tatglaube), dass das Geglaubte eine Möglichkeit ist, die Realität werden kann oder eine noch nicht erfahrbare Realität ist, so dass so gehandelt wird, dass das Geglaubte Realität werden kann oder als ob das Geglaubte schon erfahrbare Realität sei. Andernfalls wäre der Glaube nur ein Pseudo-Glaube bzw. das Vertrauen nur ein Pseudo-Vertrauen.
Anders formuliert ist der Glaube, in einem engen Zusammenhang mit dem Vertrauen oder dem „vertrauen können“ zu sehen. Diese Form von Glauben kann daher mit einer Aufhebung der alleinigen Verantwortung einhergehen, die sich aus dem angenommenen Glauben nährt und dadurch das eigene Handeln rechtfertigt.
Rechtlich
In manchen Gesetzen kommt der Begriff „Glauben“ bzw. „guter Glaube“ vor, z. B. im § 8 des deutschen Patentgesetzes. Dies unterstellt der Partei eine begründete Annahme, die nicht durch besseres Wissen oder stark begründete Zweifel verworfen wird. So kann von der Korrektheit einer Produktbeschreibung in gutem Glauben ausgegangen werden, da diese ja durch gesetzliche Anforderungen korrekt sein muss.
Ein anderes Beispiel stellt der gutgläubige Eigentumserwerb in § 932 des BGB dar. Nach dieser Rechtsnorm ist es prinzipiell möglich, dass eine Partei Eigentum an einer Sache erwerben kann, obwohl der Veräußerer gar nicht Eigentümer war. Eine der Voraussetzungen hierfür ist, dass der Erwerber aus gutem Grund geglaubt hat, dass dem Veräußerer die Sache gehört hat.
Rudolf Steiner
- „Heute sagt gar mancher, der hochmütig und hochfahrend geworden ist durch das, was man naturwissenschaftliche Weltanschauung nennt: Die Zeiten des Glaubens der Menschheit sind lange vorbei, das Glauben entspricht der Kindheitsstufe der Menschheit, heute ist die Menschheit aufgerückt zum Wissen, heute muß man alles wissen, darf nicht mehr bloß glauben.
- Nun, das mag ja alles leidlich klingen, aber es ist doch kein Verstand dabei im Grunde genommen, denn bei solchen Dingen muß man auch noch manche andere Frage aufwerfen als just die, ob im Laufe der Entwickelung heute etwa das Wissen an die Menschheit herangetreten ist durch die äußere Wissenschaft. Man muß die andere Frage aufwerfen: Bedeutet denn die Tatsache des Glaubens als solche etwas für die Menschheit? Gehört es vielleicht nicht zur Menschennatur überhaupt, zu glauben? Es könnte ja natürlich durchaus sein, daß durch das oder jenes die Menschen den Glauben ablegen, abwerfen wollen. Aber so, wie es den Menschen gestattet ist, auch manchmal auf eine kurze Zeit hindurch auf ihre äußere Gesundheit loszuwüten, ohne daß sich der Schaden gleich zeigt, so könnte es sehr wohl sein und es ist so: Die Menschen mögen den Glauben zu den abgetanen Gütern ihrer Väter legen, das ist aber gerade so, wie wenn die Menschen eine Weile wüst auf ihre Gesundheit losstürmten und die alten Kräfte verbrauchten. Wenn der Mensch heute den Glauben zu den überlebten Gütern seiner Väter legt, so zehrt er doch in bezug auf seine Lebenskräfte der Seele von den alten Glaubensgütern, die er mit den Traditionen und Überlieferungen ererbt hat. Es hängt gar nicht vom Menschen ab, den Glauben abzulegen oder nicht, denn der Glaube stellt in der Menschenseele eine Anzahl von Kräften dar, eine Summe von Kräften, die zu den Lebenskräften der Seele gehören. Es kommt gar nicht darauf an, ob wir glauben wollen oder nicht, sondern darauf, daß wir die Kräfte, die das Wort «Glaube» ausdrückt, als Lebenskräfte der Seele haben müssen, daß die Seele verdorrt, verödet und vereinsamt, wenn sie nichts glauben kann.
- Es gab ja übrigens auch Menschen, die ohne Kenntnis der Naturwissenschaft viel gescheiter waren als diejenigen, die die naturwissenschaftliche Weltanschauung heute vertreten. Die haben nicht gesagt, wie man glaubt, daß durchaus gesagt worden sei: Ich glaube, was ich nicht weiß – sondern: Ich glaube das, was ich weiß, eben erst recht. – Das Wissen ist nur die Grundlage des Glaubens. Wir sollen wissen, damit wir uns immer mehr zu den Kräften erheben können, die die Glaubenskräfte der menschlichen Seele sind. Wir müssen in unserer Seele haben, was hinblicken kann auf eine übersinnliche Welt, was Hinlenkung aller unserer Gedanken und Vorstellungen ist auf eine übersinnliche Welt. Wenn wir diese Kräfte nicht haben, die also das Wort «Glaube» ausdrückt, so verödet etwas an uns, wir werden dürr, trocknen ein wie das Laub im Herbst. Eine Weile kann es gehen für die Menschheit, aber dann geht es nicht mehr. Und wenn die Menschheit wirklich den Glauben verlieren würde, dann würde sie schon in den nächsten Jahrzehnten sehen, was das für die Entwickelung bedeuten würde. Dann würden durch die verlorenen Glaubenskräfte die Menschen herumgehen müssen so, daß keiner mehr recht weiß, was er mit sich anzufangen hat, um sich im Leben zurechtzufinden, daß keiner eigentlich bestehen kann in der Welt, weil er Furcht, Sorge und Ängstlichkeit hat vor dem und jenem. Kurz, jenes Leben, das in unserer Seele frisch quellen soll, kann uns nur durch die Glaubenskräfte gegeben werden.
- Das ist aus dem Grunde so, weil in den verborgenen Tiefen unseres Wesens, für das äußere Bewußtsein zunächst unwahrnehmbar, etwas ruht, in das eingebettet ist unser eigentliches Ich und das, worin unser Ich ruht, was sich gleich geltend macht, wenn wir es nicht beleben. Das ist das, was wir nennen können jene menschliche Hülle, in welcher die Glaubenskräfte lebendig sind, was wir nennen können die Glaubensseele oder meinetwillen den Glaubensleib. Und das ist dasselbe, was wir bisher mehr abstrakt den astralischen Leib genannt haben. Die Glaubenskräfte sind die wichtigsten Kräfte des astralischen Leibes und ebenso wie richtig ist der Ausdruck «Astralleib», ebenso ist richtig der Ausdruck «Glaubensleib».“[12]
Glaube als sehende Kraft und beginnende Realisation
Wenn der Begriff Glaube ausgehend vom Sanskritbegriff Shraddha (Sanskrit श्रद्धा, IAST śraddhā, deutsch Glaube) erforscht wird, fällt auf, dass hier der Glaubensbegriff aus der Wurzel dha abgeleitet wird. Dies weist auf die Aktivität des „Platzierens“ hin. (Beleg suchen) Der Mensch erwählt einen Gedanken zur Konzentration und Meditation und verlagert im Sinne einer aktiv gewählten Hingabe sein Bewusstsein immer wieder neu in diesen Gedanken und damit an den Ort einer geistiger Wirklichkeit. Heinz Grill beschreibt die Realität, wie der Gedanke dadurch näherrückt und der Glaube „unmittelbare sehende Kraft“ wird:
- „Der Mensch muss heute den passiven Glaubensbegriff durch ein aktives und sehr gewagtes Verständnis des möglichen Glaubens ersetzen. Wenn man auf den tatsächlich möglichen Glaubensbegriff blickt und ihn, wie schon gesagt, aus allen Religionen mit ihren passiven Anbetungsformen und allen Credoformeln enthebt und zum praktischen Vollzug des menschlichen Potenzials übernimmt, dann wird man einen kleinen Schimmer der Hoffnung gewinnen. Im höchsten Sinne bietet jedenfalls der Glaubensbegriff eine unendlich tiefgreifende Vision. Es wäre nicht schwer für denjenigen, der eine geistige Vision erarbeitet, den Glaubensbegriff, der eine gedachte Idee zu einem Ideal umzusetzen versucht, praktisch und unmittelbar in seiner wahren Dimension zu entdecken.
- Die Seinsexistenz des Gedankens
- Wer den Gedanken in seiner Seinsexistenz[13] zu erkennen vermag und wer in die geistigen Welten einigermaßen – aber nicht durch Mediumschaft, sondern durch geordnete Bewusstseinserkraftung – hineinblicken kann, bemerkt, dass es eine Vielzahl von geistigen Verwirklichungsmöglichkeiten gibt. Was ist wirklicher Glaube? Es ist nicht nur ein Fühlen einer möglichen Wahrheit, sondern es ist ein Sehen einer realen und im Geiste gegebenen Wirklichkeit. In der frühchristlichen Periode konnte man den Christus noch sehen und damit war die Glaubensfrage eine Frage des Sehens. Heute müsste man sehen lernen, dass in der geistigen Welt alle schöpferischen Mächte bangen und warten, damit der einzelne Mensch die besten Ideen für sein Leben ergreift und diese kontinuierlich zu Idealen formt.
- Heute ist die Glaubensfrage ein banales Für-Wahr-Halten geworden. Sie hat sich in der Gefangenschaft des Physischen beschwert und entfremdet. Auf dieser Grundlage des Materiellen will sich das menschliche Gemüt an den irdischen Bedingungen festhalten und für seine Überlebensstrategie solide Sicherheiten finden. Welche Sicherheiten soll aber diese Zeit gewähren? Das einzelne Individuum muss heute die Zukunft in vollem Wagnis eines noch nicht realisierten, aber doch vorstellbaren Ideals denken und zielstrebig nach diesem leben. Nach einiger Zeit der wirklich ernsthaften Bemühung gewinnen die Gedanken eine erstmalige Realität. Der Glaube wird in diesem Sinne eine unmittelbare sehende Kraft und bereits beginnende Realisation.“[14]
Zitate und Gedicht
Swami Sivananda über Glaube
„Glaube ist Sraddha. Glaube ist das Größte auf der Welt. Selbst höchste Rationalität hat Glauben zum Hintergrund. Man kann nicht rational über Dinge nachsinnen, an die man nicht glaubt. Auch des größten Philosophen Festung ist Glauben. Kein Intellektualismus kann sich als richtig erweisen, wenn er nicht von Glauben gestützt ist. Die ganze Welt beruht auf Glauben und wird durch Glauben geleitet.“
Glaube in der Bhagavad Gita
sattvānurūpā sarvasya śraddhā bhavati bhārata
śraddhāmayo ‘yaṁ puruṣo yo yacchraddhaḥ sa eva saḥ
„Der Glaube eines jeden Menschen, o Bharata, nimmt die Prägung an, die ihm durch den Stoff seines Wesens gegeben wird. Der Purusha, die Seele im Menschen, ist gleichsam aus shraddha gebildet. Aus einem Glauben, einem Willen zum Dasein, einem Vertrauen auf das eigene Selbst und auf das Sein. Und was auch immer in ihm dieser Wille, dieses Vertrauen oder dieser grundlegende Glaube ist: er ist jenes, und jenes ist er.“
Der Glaube ist eine Blüte
„Das Denken will genügen,
die Blüte beginnenden Glaubens.
Frei von Willenszugriffen
weilt der Gedanke im leichten Äther.
Wie ein Sternlein am blassen Horizont
erstrahlt in diesem unendlichen Schimmer
eine stille, kaum wahrnehmbare Erkraftung.
Eine Blüte realer Bewusstseinsfreude,
spendend erste Initiation der Liebe.
Die Blüte dieses gedachten Gedankens
öffnet bald die irdische Wunscheswelt.
Fehlt das Vertrauen, Solidität,
in die Blüte des Gedankens,
stört Ahriman, die zersetzende Angst,
bald schnell, dramatisch, leidvoll klagend
den friedvollen Glanz unschätzbarer Reinheit,
verdunkelt das Sternlein am blassen Horizont,
nimmt hinweg den lichten Wagemut,
des Denkens Blüte kreative Kraft.
Oh! Wie leicht ist der Erfolg zerstört.“
– Gedicht von Heinz Grill[17]
Siehe auch
- ...
Literatur
- Hans-Ferdinand Angel: Credition. Fluides Glauben: Kultur- und Wissenschaftsgeschichte von einem blinden Fleck und seinem Ende. Deutscher Wissenschafts-Verlag, Kappelrodeck 2022, ISBN 978-3-86888-188-2.
- Josef Pieper: Über den Glauben. Ein philosophischer Traktat. Kösel, München 1962, 2. Auflage 1962. Neuauflage: Johannes Verlag Einsiedeln, Freiburg im Breisgau 2010, ISBN 978-3-89411-410-7.
- Rudolf Steiner: Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit, GA 130 (1995),
ISBN 3-7274-1300-X.
Weblinks
- Glauben In: Rudolf Eisler: Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Band 1. Berlin 1904, S. 391–394.
Einzelnachweise
- ↑ Glauben. In: Brockhaus, Band 8. 1989.
- ↑ Hans Rott: Meinen und Wissen, Version 6, Regensburg 2002. (Online, abgerufen am 29. November 2024, S. 4.)
- ↑ glauben. In: dwds.de. Abgerufen am 29. November 2024.
- ↑ Glauben. In: woerterbuchnetz.de. Abgerufen am 29. November 2024.
- ↑ Platone: Politeia. Band VI, 510 a. (Online)
- ↑ Aristoteles: De anima. III, 428 a 20.
- ↑ Augustinus: De praedestinatione sanctorum II.
- ↑ John Locke: An Essay concerning Human Understanding. IV, 16, 9. Hrsg. von Peter H. Nidditch. Clarendon, Oxford 1975, ISBN 0-19-824386-3.
- ↑ David Hume: Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand. V, 2.[Nach der Ausgabe London 1898] Übersetzt und hrsg. von Raoul Richter; unveränderter Nachdruck Hamburg 1973 (= Philosophische Bibliothek. Band 35); 12. Auflage, hrsg. von Jens Kulenkampff, Meiner, Hamburg 1993, ISBN 3-7873-1155-6.
- ↑ Martin Krieger: Vernünftig glauben – Argumente für die Religion. In: Siegfried Reusch (Hrsg.): Der blaue reiter Journal für Philosophie. Nr. 52. Der blaue reiter Verlag für Philosophie, Hannover 2023, ISBN 978-3-933722-82-9.
- ↑ Ernstpeter Ruhe: Pour faire la lumière as lais? Mittelalterliche Handbücher des Glaubenswissens und ihr Publikum. In: Norbert Richard Wolf (Hrsg.): Wissensorganisierende und wissensvermittelnde Literatur im Mittelalter: Perspektiven ihrer Erforschung (Kolloquium 5.–7. Dezember 1985). Wiesbaden 1987 (= Wissensliteratur im Mittelalter, 1), S. 46–56.
- ↑ Rudolf Steiner: Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit. GA 130. 4. neu durchgesehene Auflage. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1995, ISBN 3-7274-1300-X, S. 172. (Online)
- ↑ Anmerkung:
„Den Gedanken als eine real bestehende und aus sich selbst ausstrahlende Existenz wahrzunehmen, ist dem heutigen Menschen fremd. Er sieht die Materie als real und den Gedanken als ein Produkt des Gehirns oder als eine Art Lichtreflexion, die im Gehirn auftaucht. Mit dieser Sicht bleibt der Gedanke nur etwas sehr Vages, das wie eine Art Traumgebilde oder eine Fata Morgana im Bewusstsein auftaucht und wieder verschwindet. Der heutige Mensch fühlt keine wirkliche Existenz des Gedankens, während bei den älteren Philosophen, beispielsweise in der Zeit von Plato, dem Gedanken, also der Idee einer Sache, noch die eigentliche Existenz zugeschrieben wurde und der sichtbare Erscheinungsform schon etwas Schattenhaftes und Vergängliches anhaftete. Heute sollte der Mensch den Gedanken durch sein Konzentationsvermögen wieder als existent erleben und er sollte lernen, mit diesem Gedanken bewusst wirksam und tätig zu werden.“ - ↑ Der Abstieg der Dunkelheit bis in das Innere des Menschen. Jahresausblick – Teil 2. Vortrag vom 23. Dezember 2021, abgerufen am 29. November 2024.
- ↑ Swami Sivananda – Glaube, Bemühen und Selbstaufgabe. In: wiki.yoga-vidya.de. Abgerufen am 29. November 2024.
- ↑ Sri Aurobindo: Bhagavadgita. 5. unveränderte Auflage. Hinder + Deelmann, Gladenbach 2013, S. 102.
- ↑ Heinz Grill: Die goldene Lichtgestalt im Kosmos. Lammers-Koll-Verlag, Broschüre, ISBN 978-3-941995-54-3, S. 3.
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