Omar Mukhtar

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Omar Mukhtar

Omar Mukhtar (arab. عمر المختار Umar al-Muchtar, DMG ʿUmar al-Muḫtār; geb. 20. August 1858 in Zawiyat Janzur; gest. 16. September 1931 im Konzentrationslager Soluch) war ein libyscher Koranlehrer und Freiheitskämpfer.

Während der italienischen Rückeroberung Libyens 1923 bis 1932 war er Anführer des libyschen Widerstands in der Cyrenaika. Im Jahr 1931 wurde er von den italienischen Faschisten gefangen genommen und im Konzentrationslager Soluch gehängt. Der Beiname Muchtar bedeutet „der Auserwählte“ und bezeichnet einen gewählten Dorfvorsteher.

Italienische Besatzung

Nachdem die Italiener 1911 im Italienisch-Türkischen Krieg nach dem Sieg über die bisherigen türkischen Machthaber die Küsten von Tripolitanien und der Kyrenaika besetzt hatten, organisierte Omar Mukhtar den Widerstand des Senussi-Ordens und führte einen hartnäckigen Guerillakrieg gegen die Besatzer. Im Bergland des Dschabal al-Achdar in der Kyrenaika verwickelte er italienische Truppen in über 260 verlustreiche Gefechte.

Scheinkapitulation, Gefangennahme, Hinrichtung

Omar Mukhtar in Ketten. Dieses Foto trug Muammar al Gaddafi bei seinem Italienbesuch an der Uniform.

Eine singuläre Stellung nahm in diesem Krieg der Juni 1929 ein: Der Rom-Korrespondent der Times berichtete, dass am 20. Juni 1929 in Barca die Sanussiya unter der Führung Omar Mukhtar den Krieg gegen die italienischen Besatzer aufgaben. Dem Bericht nach hatte Omar Mukhtar schon eine Woche zuvor den stellvertretenden Gouverneur Dominico Siciliani getroffen und die Kapitulation – die dann nie stattfand – bekanntgegeben: „Von dem Treffen zwischen Oberst Siciliani und Omar Mukhtar wird jetzt ein amüsanter Vorfall berichtet. Auf die Frage Oberst Sicilianis, ob er irgendwelche Forderungen geltend zu machen habe, antwortete der alte Mann, dass er sein Leben lang von Zuwendungen seiner treuen Anhänger gelebt habe und das weiter so halten wolle. Als Oberst Siciliani in seinen Taschen nichts anderes fand, überreichte er Omar seine goldene Armbanduhr. Dieser akzeptierte das Geschenk und sagte, es sei das erste und einzige Geschenk, das er jemals von der italienischen Regierung angenommen hätte.“[1]

Der Krieg ging dennoch weiter. Im September 1931 geriet Omar Mukhtar bei einem Gefecht in Gefangenschaft der Italiener und wurde am 15. desselben Monats im Konzentrationslager Soluch bei Bengasi von einem Militärgericht zum Tode verurteilt. Am Tag darauf erfolgte die öffentliche Hinrichtung durch den Strick.

Der Tod Omar Mukhtars bedeutete das Ende des militärischen Widerstands der Libyer. Nachdem bereits im Januar 1931 die Kufra-Oasen, eines der letzten Widerstandszentren, durch die italienischen Truppen erobert worden waren, befand sich nun das ganze Land unter der Kontrolle der Italiener.

Nachleben

Plakat zum 17.-Februar-Aufstand mit dem Porträt von Omar Mukhtar

In Libyen gilt Omar Mukhtar als Nationalheld. Er ist auf einer der höchstdotierten libyschen Banknoten (10 Libysche Dinar) abgebildet und in vielen arabischen Städten wurden Straßen nach ihm benannt.

1980 entstand der Film Omar Mukhtar – Löwe der Wüste von Moustapha Akkad, der das Leben und den Kampf von Omar Mukhtar darstellt. Die Rolle von Omar wurde von Anthony Quinn gespielt.

Als Muammar al-Gaddafi am 10. Juni 2009 zum ersten offiziellen Besuch in Italien eintraf, trug er demonstrativ das Foto des gefangenen Omar Mukhtar an seiner Uniform.

Die Libysche Nationale Befreiungsarmee benannte eine Brigade nach Omar Mukhtar,[2] sein Porträt tauchte immer wieder auf Logos und Plakaten der Aufständischen auf.

Seelisches und geistiges Nachleben

Heinz Grill vertrat am 28. Oktober 2018 auf einer Tagung in Salzburg den Standpunkt, dass Omar Mukthar ein hervorragender Friedensstifter gewesen sei. Den Widerstand gegen die Italiener leistete Omar Mukthar nicht friedfertig passiv, sondern schon auch mit Waffengewalt. Er hatte mit seinen Mitstreitern das Motiv zu zeigen, dass sie in ihrem Land unabhängig sein wollen. Der Widerstand war von der Gesamtheit des Ehrgefühls mit einer tatsächlichen Würde getragen. Es wurde nicht blindlings ein Feindbild errichtet, sondern es sollte der Widerstand nur den Besatzer zurückdrängen.

Nach seiner Gefangennahme wurde Omar Mukthar von den Italienern ein Angebot der Zusammenarbeit bei Straffreiheit gemacht, das er aber ablehnte. Entgegen der gesetzlichen Grundlage für Kriegsgefangene wurde er zum Tode verurteilt. Bald nach seinem Tod wurde die Militärsmacht in Italien gestürzt und es stellt sich die Frage, warum sie so schnell gestürzt wurde?[3]

Omar Mukhtar (1858–1931)
„Wenn man diese Seele jetzt sucht und den Friedensstifter sucht – er [Omar Mukthar] war für Frieden, er verteidigte sein Land –, dann kann man sagen: In die Seelenwelt geht all das hinein, was der Mensch den Anderen gegeben hat, was er nicht für sich, sondern wirklich für ein weiteres Umfeld getan hat. Aber dasjenige, was seine höchste Überzeugung ist und der Gedanke oder die Idee, die Kraft, für die er gelebt hat, das, was seine allerhöchste geistige Würde und Überzeugung war, das geht unmittelbar in die geistige Welt über. Und indem es in die geistige Welt übergeht, bleibt es auch als Kraft oder man könnte im weitesten Sinne sagen, als Energiepotential, in dieser geistigen Welt verfügbar.
Es stirbt jemand, dann bleibt ein seelisches Potential nach dem Tode. Der Körper scheidet ab. Und an das seelische Potential, an das erinnert man sich gern, darin lebt man noch gerne. Das bleibt übrig. Dann bleibt aber etwas übrig, das noch höher ist als das seelische Potential: Die Idee, die er vertreten hat, für die er gelebt hat. Seine innerste Persönlichkeit, das Mysterium des Menschen in seiner ganzen inneren Willenskonfiguration, das bleibt übrig. Und dieser Teil, der bildet eine Kraft. Mit dieser Kraft hat die italienische Besatzungsmacht nicht gerechnet, denn diese wirkt weiter, und es kam sehr schnell zum Stürzen des ganzen Regimes. […]
Die Würde und Überzeugungskraft des Menschen, wenn sie an der richtigen Stelle liegt, dann hat sie große Kraft. Diese große Kraft [von Omar Mukthar] lebt heute. Wo lebt sie? Sie lebt eigenartigerweise nicht in Libyen – man kann es erraten, wo sie lebt –, sie lebt auf Italien bezogen und bringt eine Art Dimension hervor, dass der Italiener ein besonderes Würdegefühl und einen Sinn für Unabhängigkeit hat.[4]
(Das frei gesprochene Wort wurde an manchen Passagen für eine Verschriftlichung angepasst.)

„Der Löwe der Wüste“

Der Löwe der Wüste – Omar Mukhtar

Literatur

  • Joachim Willeitner: Libyen, Syrtebogen, Fezzan und die Kyrenaika. DuMont, Köln 2001, ISBN 3-7701-4876-2 (DuMont Kunst-Reiseführer).

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. The Times, 21. Juni 1929, S. 14: The Senussi Surrender. Picturesque Scene.
  2. Libyan rebels get organised, auf Aljazeera (Archivlink). Abgerufen am 16. September 2024.
  3. Vortrag Heinz Grill, Energie und Humanismus am 28. Oktober 2018, ab 1:18:22. Abgerufen am 31. Oktober 2023.
  4. Vortrag Heinz Grill, Energie und Humanismus am 28. Oktober 2018, von 1:23:59 bis 1:28:06. Abgerufen am 16. September 2024.“
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