Carl Wilhelm Graf von Keyserlingk

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Carl Wilhelm Graf von Keyserlingk

Carl Wilhelm Graf von Keyserlingk (* 14. August 1869 in Jakobsdorf, Schlesien; † 28. Dezember 1928 in Breslau) war ein deutscher Landwirt, Gutsverwalter und Anthroposoph.

Leben

Carl Wilhelm Graf von Keyserlingk wurde auf dem elterlichen Gut im schlesischen Jakobsdorf geboren. Sein Vater war der deutschbaltische Forschungsreisende und Zoologe Eugen von Keyserling, seine Mutter die deutsche Frauenrechtlerin und DNVP-Politikerin Margarete Grafin von Keyserlingk geb. von Dönniges.[1]

Carl Keyserlingk absolvierte zunächst eine landwirtschaftliche Ausbildung und trat danach in das Feldartillerie Regiment „von Peucker“ (1. Schlesisches) Nr. 6 (FAR 6) zu Breslau ein. Stationiert wurde er in den Bürgerwerder Kasernen.[2]

Am 21. Januar 1899 heiratete Carl Keyserlingk Johanna Clara Skene (* 26. März 1879 in Breslau; † 16. März 1966 in Teinach, Schwarzwald). Dem Ehepaar wurden drei Söhne geboren, Wolfgang (1899–1962) und Adalbert (1905–1993); einer starb schon bald nach der Geburt.

Nachdem Carl Keyserlingk in das Unternehmen seines Schwiegervaters, des Zuckerfabrikanten Karl von Skene, eingetreten war, wurde er dort zum Leiter der Landwirtschaft und später auch Mitglied des Vorstandes.[3]

Ab 1904 war Carl Keyserlingk für die Bewirtschaftung eines Gutes in Koberwitz zuständig. Anfragen, das Schloss Koberwitz bewohnen zu dürfen, wurden von Karl von Skene abgelehnt. Dank des Rates und der Unterstützung von Rudolf Steiner, der ihm schrieb „Verlangen Sie Koberwitz!“, entschied sich Keyserlingk, noch einmal vorzusprechen. In Ruhe und Sicherheit habe er nach Erhalt des Briefes von Rudolf Steiner eines morgens das Büro seines Schwiegervaters betreten und die Argumente vorgebracht, dass er seine Zeit und Kraft unnötig vergeude und die Betriebe leichter überschauen könnte, wenn er aus der Stadt heraus aufs Land zöge. Karl von Skene änderte seine Meinung und stimmte dieses Mal zu.[3]

Schloss Koberwitz im Jahr 1910

1920 zog die Familie auf das Gut Koberwitz. Karl und Johanna machten das zum Gut gehörende Schloss Koberwitz zu einer gastfreundlichen Stätte mit kosmopolitischem Zug.[4] Dort fand aufgrund der Einladung Carl Keyserlingks 1924 der sogenannte »Landwirtschaftliche Kurs« von Rudolf Steiner statt, mit dem die biologisch-dynamische Landwirtschaft ihren Anfang nahm.[5] Noch während der Veranstaltung in Koberwitz wurde ein »Landwirtschaftlicher Versuchsring« gegründet,[6] in dem Keyserlingk zum ersten Vorsitzenden wurde.[7] Aus diesem Versuchsring gingen später der »Demeter-Verband« und die »Biodynamic Federation Demeter International e.V.« hervor.

1926 hat Carl Keyserlingk sich aus allen operativen Tätigkeiten des inzwischen fusionierten Unternehmens »vom Rath, Schoeller & Skene« zurückgezogen, bevor er 1928 das Unternehmen gänzlich verließ. Nachdem er die Güter »Sasterhausen« und »Raaben« erworben hatte, ist Carl Wilhelm Graf von Keyserlingk in Breslau verstorben.

Seine Seele im Nachtodlichen

Johanna Keyserlingk hatte eine Gabe zum geistigen Schauen in ihr Leben mitgebracht. Unter der esoterischen Anleitung Rudolf Steiners konnte sie es weiterentwickeln. Nach dem Tod ihres Mannes erforschte sie auf geistige Weise seine Seele im Nachtodlichen.

Eine Erkenntnis war, dass sich die geistigen Welten freuten über den Lebensgang bzw. das Martyrium, das ihr Mann im Bestreben um Umsetzung seines Lebensideals erleiden musste:

„Dank sei Dir, dass du das Martyrium auf dich genommen hast, dass Du durch Deinen Gang über die erbitten durftest, dass das Wort von der Erlösung der Erde gesprochen werden konnte! Dank sei Dir für Deinen Eintritt in die Erde! Dank für Deinen Erden gang! Mit unserem Dank ziehe nun wieder hinaus!“
Johanna Keyserlingk
© Foto: Stiftung Kulturimpuls

Der Ausdruck „Martyrium“ beschäftigte sie und sie forschte, was damit gemeint ist:

„Es war die Andacht segnender Gewalten. Ich blieb fragend an dem Wort 'Martyrium' hängen, und wie eine Erklärung bringend, leuchtete ein kurzes Tableau über dem Haupt des Toten auf, sein Lebensweg, weil er mit höchstem Ideal die Erde betreten und dieses Ideal zur Verwirklichung bringen wollte. Es rollte ab in logischer Folge, wie alles kommen musste, als er 1904 begann, verwirklichen zu wollen, was in ihm lebte. Eine Kette bitterster Kränkungen bis 1918, wo er Rudolf Steiner übermittelte, er wolle Orte auf Erden schaffen, wo Mensch und Tier und Pflanze frei vom Materialismus leben dürfen.
Dann begann Rudolf Steiner mit ihm einen solchen Ort in Koberwitz zu schaffen und gab ihm auf seine Bitte, wie um ein Handwerkzeug, um sein Ideal zu verwirklichen, im Kursus die Worte, durch welche der Mensch die Elemente erlösen kann. Dann starb Rudolf Steiner und was danach folgte, erklärt mir das, was mit dem Wort 'Martyrium' gemeint war. […]
Rudolf Meyer sprach mir später von einem Ausspruch Rudolf Steiners, wonach jeder Mensch auf Erden eine bestimmte Aufgabe habe, die gerade nur er allein vollenden könne und der Mensch im Tode diese Aufgabe überblicke. […]
Orte schaffen, wo Mensch und Tier und Pflanzen frei vom Materialismus leben können. Das war 1918 bittend an Rudolf Steiners Ohr getönt. Und dann hatte Rudolf Steiner begonnen, den Kampf selber leitend, der Erde einen solchen Ort abzuzwingen. Graf Keyserlingk stürzte bei diesem Kampf bei entscheidenden Wendungen bis zu dem vollkommenen Verlust alles dessen, was er besaß. Und Rudolf Steiners Wunderstimme setzte ihn ungeachtet dessen von neuem in seine Positionen wieder ein. […]
Den Kursus, den auf seine Bitten Dr. Steiner über die Bearbeitung der Erde hielt, er sollte ihm das Handwerkszeug sein. Man sah als Fremder nicht immer leicht hinter sein wahres Wesen. Doch er erwärmte die Seelen um ihn her mit seinem eigenen Leben – er sog die Sorgen anderer in sich auf – eine Eigenschaft, von welcher Dr. Steiner im Hinblick auf ihn mir erklärte, dass man sie zur Zeit von Golgatha erwerben konnte.
Stätten wollte er schaffen, die den wahren Geistesmächten Zuflucht bieten sollten. Sie sollten sich über die weite Erde legen und der Menschheitsbund des Völkerfriedens mit seinen Höhenzielen und seiner Geistkultur sollte sie untereinander verbinden. Rudolf Steiner gab dem Grafen einst das prophetische Wort von diesen Kulturstätten, welche stehen müssten dann, wenn die übrige Kultur Europas in das Chaos versinkt.“[8]

Literatur

  • Beiträge aus dem Rudolf Steiner Archiv, Nr. 11, Dornach 2021
  • Adalbert Graf von Keyserlingk: Koberwitz 1924 – Geburtsstunde einer neuen Landwirtschaft, Stuttgart 1974
  • Peter Krause: Anthroposophische Grundlagen der biologisch-dynamischen Landwirtschaft, 3 Bände, Frankfurt am Main, 2022 und 2023
  • Peter Selg: Koberwitz, Pfingsten 1924, Dornach 2009

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Adalbert Graf von Keyserlingk: Koberwitz 1924. Stuttgart 1974, S. 46.
  2. Nikolai Scheuring: Liste der Ehrenritter des Johanniterordens 1853–1918. In: deutsche-gesellschaft-fuer-ordenskunde.de. Abgerufen am 8. November 2024.
  3. 3,0 3,1 Adalbert Graf von Keyserlingk: Koberwitz 1924 – Geburtsstunde einer neuen Landwirtschaft, Stuttgart 1974
  4. Carl Karl Graf von Keyserlingk. In: Stiftung Kulturimpuls. Abgerufen am 8. November 2024.
  5. Adalbert Graf von Keyserlingk: Koberwitz 1924. Stuttgart 1974, S. 57 ff.
  6. Rudolf Steiner: Landwirtschaftlicher Kurs. Basel 2022, S. 223 ff.
  7. Landwirtschaft und Ernährung, Entwicklungsgeschichte: Anfänge bis 1945. In: anthroposophie.ch. Abgerufen am 8. November 2024.
  8. Johanna von Keyserlingk: Der Tod von Carl Graf von Keyserlingk (Erstveröffentlichung). Perseus Verlag, Europäer-Archiv Dezember/Januar 2018/19 (Jg 23 / Nr. 2/3).
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