Benutzer:Robert Lindermayr/Zitatsammlung
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Rudolf Steiner
Wenn zwei oder drei in meinem Namen vereinigt sind
Versenkung in das eigene Innere, auf die noch im 14., 15. Jahrhundert von Johannes Tauler und Meister Eckhart hingewiesen wurde, taugt heute nicht mehr: „Das heißt, wenn einer allein ist, dann ist der Christus nicht da.“ Heute muss man sich verbunden fühlen mit der ganzen Menschheit „zwei oder drei“.
- „Als begonnen wurde mit dem, was hier nun seit Jahren schon ausgebildet vor Ihnen liegt als anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft, da haben manche Menschen, die dem, was gerade zum Beispiel von mir auf dem Boden dieser anthroposophisch orientierten Geisteswissenschaft gegeben wurde, nahegekommen sind, gesagt: Wir vertiefen uns lieber in die Mystik des Meister Eckhart, in die Mystik des Johannes Tauler. Da ist ja alles viel einfacher; da kann man so hübsch wohlbehaglich sagen: Ich versenke mich in mein Inneres, ich erfasse den höheren Menschen in mir, mein höheres Ich hat den göttlichen Menschen in mir erfaßt. – Aber das ist ja doch nichts anderes als ein raffinierter Egoismus, nichts anderes als ein Zurückziehen auf die egoistische Persönlichkeit, ein Hinweglaufen von der ganzen Menschheit, ein innerliches Sich-selbst-Betrügen. Als im 14., 15. Jahrhundert die Unfähigkeit der Menschen begann, den Menschen zu begreifen, da war es klar, daß solche Geister auftreten mußten, wie Johannes Tauler und der Meister Eckhart, die auf das menschliche Innere hinwiesen, um den Menschen zu suchen. Aber heute ist diese Zeit vorüber. Heute taugt dieses Vertiefen und Versenken in das Innere nicht mehr. Heute handelt es sich darum, ein Christus-Wort nun wirklich richtig zu verstehen – das ist das Beispiel, das ich meine –, dieses eine Christus-Wort, das eines der wichtigsten, der bedeutsamsten ist, das heißt: «Wenn zwei oder drei in meinem Namen vereinigt sind, dann bin ich mitten unter euch.» Das heißt, wenn einer allein ist, dann ist der Christus nicht da. Den Christus kann man nicht finden, ohne sich verbunden zu fühlen mit der ganzen Menschheit. Den Christus muß man heute suchen durch den Weg, den die ganze Menschheit geht. Das heißt, das innerliche Sich-Befriedigen führt von dem Christus-Impuls gerade ab.
- Das ist das Unglück besonders der protestantischen Theologie des 19. Jahrhunderts, daß der Impuls aufgetreten ist, ein bloßes individuell-egoistisches inneres Christus-Erlebnis zu haben. Es gibt ein europäisches gekröntes Haupt, eines derjenigen, die noch gekrönt sind, das erwiderte immer, wenn es sich darum handelte, zeitgemäßes geistiges Erkennen anzufassen: Ich habe mein persönliches Christus-Erlebnis! – Dieses gekrönte Haupt hat sich damit befriedigt. Aber ähnliches sagen ja viele. Das aber ist eben das Unglück der Gegenwart, daß die Menschen nicht haben wollen das allgemeine Interesse für das unpersönliche Menschliche. Man lernt nämlich sich selbst erst kennen, wenn man den Menschen als solchen kennt. Den Menschen als solchen kann man aber nicht kennenlernen, ohne seinen Ursprung in außerirdischen Verhältnissen zu suchen.
- Denken Sie, wie in außerirdischen Verhältnissen der Ursprung desjenigen, was heute Mensch ist, gesucht wird im Sinne meiner «Geheimwissenschaft im Umriß». Diese «Geheimwissenschaft» ist den Menschen so unsympathisch aus keinem andern Grunde, als weil alle konfuse Menschheitskenntnis abgewiesen ist und der Mensch als solcher hergeleitet wird aus dem ganzen Weltenall, namentlich aus dem außerirdischen Weltenall. Das aber ist gerade in der heutigen Zeit notwendig. Die heutige Zeit muß sich dazu entschließen, zu alledem, was man als Erkenntnisquellen heute liebt, die andern, die geistigen Erkenntnisquellen hinzuzufügen.“[1]
Rudolf Steiner zitiert die Stelle mit dem Verb „vereinigt“. In heutigen Übersetzungen wird das Verb „versammelt“ verwendet. Zitat aus Matthäus:
Mt 18,20
„Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.“
Gesetze der geistigen Welt ↔ Gesetze der Mathematik
Zitat 1
Über Dinge, die ganz ins Bewusstsein heraufgehoben wurden, kann man nicht mehr streiten.
- „Es ist leicht auch schon im exoterischen Leben zu verstehen. Gewiss, es wird über das Gebiet des Erkennens in der mannigfaltigsten Weise diskutiert, aber man muss doch sagen, dass, wenn sich die Menschen nur verständigen über die Begriffe und Ideen, die sie sich auf dem Gebiet der Erkenntnis formulieren, der Streit in bezug auf Erkenntnisfragen immer mehr und mehr aufhören wird. Es ist schon öfter von mir betont worden, dass wir über die Dinge der Mathematik nicht mehr streiten, wir sie ganz ins Bewusstsein heraufgehoben haben, und dass wir bei denjenigen Dingen, über die wir uns streiten, diese noch nicht ins Bewusstsein heraufgehoben haben, sondern noch unsere unterbewussten Triebe, Instinkte und Leidenschaften hereinspielen lassen.“[3]
Zitat 2
Heute lernt jeder aus sich selbst heraus Geometrie. Keiner studiert dazu das Urkundenbuch von Euklid. Genauso arbeitet geistige Forschung. Sie will nicht Wahrheiten über die geistigen Welten aus der religiösen Urkunde des Johannes-Evangeliums gewinnen, sondern zeigt, dass es möglich ist, unabhängig von Urkunden in die geistige Welt einzudringen:
- „Sie haben während der ganzen Zeit unserer Vorträge gesehen, in welcher Weise wir uns zu der Urkunde, die man das Johannes-Evangelium nennt, stellen, wenn wir auf dem Boden der Geisteswissenschaft stehen. Sie haben gesehen, daß es sich nicht darum handelt, irgendwelche Wahrheiten über die geistigen Welten aus jener Urkunde heraus zu gewinnen, sondern zu zeigen, wie, unabhängig von allen menschlichen und anderen Urkunden, die Möglichkeit vorhanden ist, in die geistige Welt einzudringen, genau ebenso, wie wenn man heute Mathematik lernen würde, man es unabhängig von jedem Urkundenbuch täte, durch das uns zuerst im Laufe der Menschheitsentwickelung dieser oder jener Teil der Mathematik mitgeteilt worden ist. Was wissen diejenigen, die anfangen, zum Beispiel in der Schule die einfache elementare Geometrie zu lernen, die jeder heute aus sich selbst, aus der Geometrie selbst heraus lernt, von der Geometrie des Euklid, von jenem Urkundenbuch, in dem sozusagen zum ersten Male diese elementare Geometrie der Menschheit mitgeteilt worden ist! Haben aber dann die Menschen die Geometrie durch sich selbst gelernt, dann können sie um so besser dieses Urkundenbuch in seinem Wesen und seiner Bedeutung würdigen. Dies soll uns immer mehr zeigen, daß man aus dem Geistesleben selbst heraus jene Wahrheiten gewinnen kann, welche von diesem Geistesleben handeln.“[4]
Zitat 3
Wie es unmöglich ist, daß zwei Mathematiker über einen Lehrsatz Verschiedenes lehren, so ist es unmöglich, daß zwei, die wirklich in das höhere Wissen eingedrungen sind, verschieden empfinden.
- „Der Kristall läßt keusch das Licht hindurch. In ihm ist die Materie nicht von Begierde und Verlangen durchzogen. Die menschliche Materie ist vollkommener, aber sie ist von Schmerz und Freude, Begierde und Leidenschaften durchzogen. Einmal wird die menschliche Materie so keusch und edel wie die des Kristalls sein. So wurde das Gemüt des Schülers darauf gestimmt, Vorbilder der künftigen Fleischesentwickelung in der Natur zu sehen. Mit der gleichen Objektivität, mit welcher der Mathematiker räumliche Gebilde imaginiert, erscheinen dem Okkultisten die Gegenstände der äußeren Welt als Ausdruck der Seele der Welt. Wie es unmöglich ist, daß zwei Mathematiker über einen Lehrsatz Verschiedenes lehren, so ist es unmöglich, daß zwei, die wirklich in das höhere Wissen eingedrungen sind, verschieden empfinden. Es gibt über das Mystische ebensowenig einen Streit wie über das Mathematische.“[5]
Sri Aurobindo
Heinz Grill
Einzelnachweise
- ↑ Rudolf Steiner: Geistige und soziale Wandlungen in der Menschheitsentwickelung. GA 196. 2. Auflage. Rudolf Steiner Verlag Dornach, 1992, ISBN 3-7274-1960-1, S. 157 f. (online)
- ↑ Siehe Mt 18,20. In: Elberfelder Übersetzung Edition CSV. Abgerufen am 2. Oktober 2024.
- ↑ Rudolf Steiner: Von Jesus zu Christus. GA 131. 7. Auflage. Rudolf Steiner Verlag Dornach, 1988, ISBN 3-7274-1310-7, S. 46. (online)
- ↑ Rudolf Steiner: Das Johannes-Evangelium. GA 103. 11. Auflage. Rudolf Steiner Verlag Dornach, 1995, ISBN 3-7274-1030-2, S. 152. (online)
- ↑ Rudolf Steiner: Das christliche Mysterium. GA 97. 3. Auflage. Rudolf Steiner Verlag Dornach, 1998, ISBN 3-7274-0970-3, S. 270. (online)