Äpfel

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Äpfel am Baum

Die Äpfel (Malus) bilden eine Pflanzengattung der Kernobstgewächse (Pyrinae) aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Die Gattung umfasst etwa 42 bis 55 Arten laubwerfender Bäume und Sträucher aus Wäldern und Dickichten der nördlichen gemäßigten Zone in Europa, Asien und Nordamerika, aus denen auch eine große Anzahl an oft schwer unterscheidbaren Hybriden hervorgegangen ist.

Die weltweit mit Abstand bekannteste und wirtschaftlich sehr bedeutende Art ist der Kulturapfel (Malus domestica). Daneben werden manche aus Ostasien stammende Arten mit nur etwa kirschgroßen Früchten, wie etwa der Japanische Apfel (Malus floribunda) oder der Kirschapfel (Malus baccata) in gemäßigten Klimagebieten als Ziersträucher und -bäume angepflanzt. Nicht zu verwechseln mit den Äpfeln sind die nicht näher verwandten Granatäpfel (Punica granatum).

Wortherkunft

Das Wort Apfel wird auf die indogermanische Grundform *h₂ébōl zurückgeführt, die nur Fortsetzungen im Nordwestindogermanischen (Germanisch, Keltisch, Baltisch und Slawisch) hat und dort in allen Formen den Apfel bezeichnet. In der Forschung herrscht Uneinigkeit darüber, wie die Form genau anzusetzen ist und ob es sich um das indogermanische Apfelwort handelt oder eine Entlehnung aus einer nicht-indogermanischen Sprache (vgl. kasachisch alma, burushaski báalt[1]).[2][3] Aus der idg. Genitivform *h₂eb-l-ós[4] entwickelt sich das urgermanische Apfelwort *aplaz, aus dem (mit westgermanischer Gemination vor -l-) althochdeutsch apful, afful > Apfel (Mehrzahl epfili > Äpfel), englisch apple und niederländisch appel hervorgehen.[5]

Der wissenschaftliche Gattungsname Malus ist abgeleitet von dem lateinischen Wort malum, das auf Deutsch sowohl „Apfel“ als auch „Übel“, „Unheil“ oder „böse“ bedeutet.[6]

Weiterführende Gedanken zur Wortherkunft

Le Jeu d'Adam
Anonyme Buchmalerei zur Versuchungsszene (11. Jhd.)

Wilhelm Pelikan (1893–1981), Chemiker und anthroposophischer Heilmittelforscher, wies darauf hin, dass zu der Familie der Rosaceae auch die Rosen gehören. Den Apfel erscheint als Frucht in der Versuchungsgeschichte von Adam und Eva, wohingegen die Rose mit ihrer Blütenwirkung die Liebeszierde darstelle.[7]

Rudolf Steiner (1861–1925), Begründer der Anthroposophie, kommt in Untersuchungen über das Ich, das er als das höchste Wesensglied des Menschen bezeichnet, auf das Ergebnis, dass mit dem Begriff „Übel“ (malus) aus dem Vaterunser die Fehlung des Menschen aus Egoismus gemeint sei. Dies sei das Sinnbild des Apfels und seine Bedeutung in der Versuchungsszene von Adam und Eva:

„Das Ich ist die Quelle der Selbständigkeit im Menschen und zugleich die Quelle des Egoismus, der Selbstsucht Das Ich ist in diesem Sinne das Übel, das Symbolum dafür. Malum heißt «Apfel» und «Übel». Der Sündenfall ist das Übel, das Fehlen aus Egoismus.“[8]

Beschreibung

Habitus und Belaubung

Apfelbaum (Malus domestica), Blatt

Die Arten der Gattung Äpfel (Malus) sind sommergrüne Bäume oder Sträucher. Sie sind meist unbewehrt. Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind gestielt. Die einfache Blattspreite ist oval bis eiförmig oder elliptisch. Die Blattränder sind meist gesägt, selten glatt und manchmal gelappt. Einige Arten bzw. Sorten werden wegen ihres purpurnen Laubes im Herbst geschätzt. Nebenblätter sind vorhanden, verwelken aber oft früh.

Blütenstände und Blüten

Apfelblüte

Die gestielten Blüten der Apfelbäume stehen einzeln oder in doldigen schirmrispigen Blütenständen. Die fünfzähligen, zwittrigen, radiärsymmetrischen Blüten sind meist flach becherförmig und weisen meist einen Durchmesser von 2 bis 5 cm auf. Häufig duften die Blüten. Die Blütenachse ist krugförmig. Die fünf grünen Kelchblätter sind auch noch an den Früchten erhalten. Die fünf freien Kronblätter sind weiß, rosa oder rot. In jeder Blüte sind viele (15 bis 50) Staubblätter vorhanden, mit weißen Staubfäden und gelben Staubbeuteln. Aus drei bis fünf Fruchtblättern besteht der unterständige Fruchtknoten. Die drei bis fünf Griffel sind nur an ihrer Basis verwachsen. Bei einigen Züchtungen sind die Blüten, durch Umwandlung der Staubblätter in kronblattähnliche Blütenblätter, halbgefüllt oder gefüllt.

Früchte und Samen

Querschnitt durch einen Apfel

Gemeinhin bekannt sind die mehr oder minder rundlichen, essbaren Früchte. Bei einigen Arten sind sie roh ungenießbar. Das fleischige Gewebe, das normalerweise als Frucht bezeichnet wird, entsteht nicht aus dem Fruchtknoten, sondern aus der Blütenachse; der Biologe spricht daher von Scheinfrüchten. Genauer ist die Apfelfrucht eine Sonderform der Sammelbalgfrucht. Ein Balg besteht aus einem Fruchtblatt, das mit sich selbst verwächst. Innerhalb des Fruchtfleisches entsteht aus dem balgähnlichen Fruchtblatt ein pergamentartiges Gehäuse. Im Fruchtfleisch selbst sind höchstens noch vereinzelt Steinzellennester enthalten. Die Samen sind braun oder schwarz; sie enthalten geringe Mengen an giftigen Cyaniden.

→ Zur Sytematik der Arten siehe gleichnamiges Kapitel im Artikel Äpfel in Wikipedia.

Nährstoffe

Nach Angaben des Bundeszentrums für Ernährung befinden sich die meisten Vitamine und sekundären Pflanzeninhaltsstoffe „direkt in oder unter der Schale“. Deshalb sei es wichtig, das Obst mit Schale zu genießen.[9]

Durchschnittlicher Nährstoffgehalt eines Apfels:[9]

Die meisten Vitamine und sekundären Pflanzeninhaltsstoffe befinden sich direkt in oder unter der Schale des Apfels.
Nährstoff Gehalt
Energie 57 kcal
Kohlenhydrate 11,4 g
Ballaststoffe 2,0 g
Eiweiß 0,3 g
Fett 0,6 g
Wasser 85 g
Vitamin C 12 mg
Vitamin A in Retinoläquivalent (RÄ) 6 µg
Kalium 120 mg
Kalzium 5 mg
Eisen 0,25 mg

Die Kohlenhydrate stellen nach dem Wasser den größten Bestandteil des Apfels dar. Sie bestehen hauptsächlich aus verschiedenen Zuckern und nur 2 % davon sind Ballaststoffe und Stärke. Der Anteil von Pektin beträgt etwa 0,55 %. Pektine dienen den gesundheitsfördernden Darmbakterien als Nahrungsquelle.[10]

Aphorismen und Redewendungen

Stilleben mit Äpfeln (1887)
Vincent van Gogh

“An apple a day keeps the doctor away.”

„Ein Apfel am Tag hält dir den Arzt vom Leib.“

Englische Redewendung[11]


„Über Rosen läßt sich dichten,
In die Äpfel muß man beißen.“


„Wenn ich aber tot sein werde, so tut mir die Liebe und kratzt nicht alles hervor, was ich je gesagt, geschrieben oder getan. Glaubet nicht, daß in der Breite meines Lebens das liegt, was euch wahrhaft dienlich sein kann.
Ißt man denn an einem Apfel auch alles mit: die Kerne, das Kerngehäuse, die Schale, den Stengel? Also lernt auch mich essen und schlingt mich nicht hinunter mit alledem, was nun zwar zu mir gehört und gehörte, aber von dem ich selbst so wenig wissen will, wie ihr davon sollt wissen wollen. Laßt mein allzuvergänglich Teil ruhen und zerfallen: Dann erst liebt ihr mich wirklich, habt ihr mich wirklich verstanden.“

Christian Morgenstern (1871–1914)[13]

Geistige Gedanken zum Apfel

Heinz Grill beschreibt aus geistiger Forschung, dass der Apfel den Menschen näher mit dem Element der Erde verbinde und darin eine gesundheitsfördernde und reinigende Wirkung bestehe:

„Mit dem Apfel ernähren wir uns tendenziell mehr mit etwas Erdverbundenerem.“
„Gibt man beispielsweise zum Getreide, zu Erbsen oder Linsen einen Apfel, so wird nicht nur die Bekömmlichkeit gefördert, sondern die Eiweißumsetzung erhöht sich; der Apfel verbessert die gesamte Nahrungsverwertung. Diese Faktoren sind jedoch nicht durch eine wissenschaftliche Forschungsmethode nachweisbar. Jeder Einzelne kann sich durch die Entwicklung seiner tieferen Sinne ein Wissen dafür aneignen.“[14]
„Wir sehen beim Apfel, was nicht ganz unbedeutend ist, eine Art Herzform. Es ist wirklich wahr, aber der Apfel wirkt auf das Herz des Menschen sehr günstig. Gleichzeitig wirkt der Apfel durch seine Pektine auf die Darmflora, indem er Toxine aufnimmt. Indem der Apfel diese Toxine aufnimmt, die sich in der Darmflora bilden, gewinnt derjenige, der sich auf diese Weise ausreichend ernährt, eine besondere und bessere Vorliebe für die Erde. Er fühlt sich mit der Zeit wohler in der Erde. Dadurch ist auch der Ausspruch gerechtfertigt, dass der Apfel den Arzt erspart. Die gesundheitsfördernde und reinigende Wirkung des Apfels, die das Erdenelement begünstigt, die den Menschen tauglich macht, dass er sich mehr in der Erde aufhalten will und kann, ist vordergründig. Er wird mehr Interesse entwickeln für irdische Begebenheiten.“[15]

In einem Vortrag über Paracelsus drückt Rudolf Steiner aus, dass der Apfelkern Kraft für das Wachstum aus der Umgebung zieht:

„Was Paracelsus auszeichnet, ist der einheitliche Blick in das Geistige. Der Mensch ist für ihn daher nicht der Mensch, in den man bei der Untersuchung sinnlich hineinschlüpft, sondern er steht für ihn im Zusammenhang mit der ganzen Natur. Er sagt: Schaut euch einmal den Apfel an und dann den Apfelkern. Ihr könnt nicht begreifen, wie der Apfelkern wächst, wenn ihr nicht den ganzen Apfel betrachtet. Der Kern zieht aus der Umgebung, dem Apfel, die Kraft, und so ist es mit dem Menschen und der ganzen Welt wie mit dem Apfel und dem Apfelkern. – Derjenige versteht nicht – im Sinne des Paracelsus – den Apfelkern, der nur den Kern untersucht und nicht den Apfel. Daher gibt es für ihn keine Medizin und keine Naturwissenschaft, die nicht zugleich Astronomie und Gotteserkenntnis ist. In diesem Zusammenhang muss man den Menschen verstehen.“[16]

Rudolf Steiner tätigt im Verlauf seines Vortrags zum Thema „Die Kräfte der Erde und des Kosmos“ die Aussage, dass für die Beurteilung des Pflanzenwachstums die Erkenntnis Grundlage ist, was an einer Pflanze kosmisch ist und was terrestrisch bzw. irdisch. Er findet es für eine zukünftige Landwirtschaft wichtig, an der Wurzel und dem Blatt das Kosmische mehr zu erhalten:

„Denn wenn Sie Aprikosen oder Pflaumen mit feinem Geschmack haben, so ist dieser feine Geschmack, ebenso wie die Farbe der Blüten, das bis in die Frucht heraufgekommene Kosmische. Im Apfel essen Sie tatsächlich den Jupiter, in der Pflaume essen Sie tatsächlich den Saturn. Und wenn die Menschheit mit ihrer heutigen Kenntnis vor die Notwendigkeit versetzt wäre, aus mancherlei, aber wenigen Pflanzen der irdischen Urzeit die Mannigfaltigkeit unserer Obstsorten zu erzeugen, sie würde nicht weit kommen, wenn die Formen unserer Obstsorten nicht schon vererbt wären und erzeugt worden wären in einer Zeit, wo man aus einer instinktiven Urweisheit in der Menschheit noch etwas gewußt hat über die Erzeugung der Obstsorten aus primitiven Sorten, die da waren. […]
Wie in alten Zeiten es notwendig war, daß man Kenntnisse hatte, die wirklich hineingingen in das Gefüge der Natur, so brauchen auch wir heute wieder Kenntnisse, die wirklich hineingehen in das Gefüge der Natur.“[17]

Literatur

  • Adrian Diel: Versuch einer systematischen Beschreibung in Deutschland vorhandener Kernobstsorten. 26 Bände, 1799–1832. (Digitalisat)
  • J. P. Robinson, S. A. Harris, B. E. Juniper: Taxonomy of the genus Malus Mill. (Rosaceae) with emphasis on the cultivated apple, Malus domestica Borkh. In: Plant Systematics and Evolution. Volume 226, 2001, S. 35–58.
  • Verena und Markus Füllemann, Alex Baenninger: Faites vos pommes! Eine Art Kulturgeschichte des Apfels. Benteli, Wabern/Bern 1997, ISBN 3-7165-1070-X.
  • Gu Cuizhi (Ku Tsue-chih), Stephen A. Spongberg: Malus. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China, Volume 9 - Pittosporaceae through Connaraceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2003, ISBN 1-930723-14-8, S 179. (Online, Abschnitte Beschreibung und Systematik)
  • Rolf Bühl et al.: Mehr Freude am Garten. Zier- und Nutzpflanzen für drinnen und draußen. Verlag Das Beste, Stuttgart 1978. (div. Abschnitte zu Schädlingen)
  • Caty Schernus: Das Apfelbuch Berlin-Brandenburg. Alte Sorten wiederentdeckt. be.bra verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-86124-676-3.
  • Barrie E. Juniper und David J. Mabberley: Die Geschichte des Apfels. Von der Wildfrucht zum Kulturgut. Aus dem Englischen von Claudia Huber. Haupt, Bern 2022, ISBN 978-3-258-08264-6.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Hermann Berger: Mittelmeerische Kulturpflanzennamen aus dem Burušaski. In: Münchener Studien zur Sprachwissenschaft. 9, 1956, S. 4–33.
  2. Eric P. Hamp: The North European Word for »Apple«. In: Zeitschrift für Keltische Philologie. 37, 1979, S. 158–166.
  3. Thomas L. Markey: Eurasian »apple« as arboreal unit and item of culture. In: The Journal of Indo-European Studies. 16, 1988, S. 49–68.
  4. appel. In: Marlies Philippa u. a.: Etymologisch Woordenboek van het Nederlands. Amsterdam University Press, Amsterdam 2003–2009.
  5. (1) Karl Heinz Mottausch: Der Nominalakzent im Frühurgermanischen. Hamburg 2011, S. 77. — (2) Dagmar S. Wodtko, Britta Irslinger, Carolin Schneider: Nomina im Indogermanischen Lexikon. Heidelberg 2008, S. 262 ff. — (3) F. Kluge, E. Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache.
  6. malum – Übersetzung und Redewendungen Latein/Deutsch. In: Navigum. Abgerufen am 27. Oktober 2024.
  7. Wilhelm Pelikan: Heilpflanzenkunde I. 6. Auflage. Verlag am Goetheanum, Dornach 1999, S. 227.
  8. Rudolf Steiner: Das christliche Mysterium. GA 97. 3. Auflage. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1998, ISBN 3-7274-0970-3, S. 122. (Online)
  9. 9,0 9,1 Äpfel: Gesund essen. Die Inhaltsstoffe des Apfels. In: Bundeszentrums für Ernährung. Abgerufen am 27. Oktober 2024.
  10. Apfel: Inhaltsstoffe, Kalorien und Nährwert. In: infothek-gesundheit.de. Abgerufen am 27. Oktober 2024.
  11. Redewendungen. In: geo.de. Abgerufen am 28. Oktober 2024.
  12. Johann Wolfgang von Goethe: Faust. Der Tragödie zweiter Teil, 1832. 1. Akt. (Online in: aphorismen.de.)
  13. Stufen: Eine Entwickelung in Aphorismen und Tagebuch-Notizen. In: Gutenberg Projekt. S. 35. Abgerufen am 28. Oktober 2024.
  14. Heinz Grill: Ernährung und die gebende Kraft des Menschen. Die geistige Bedeutung der Nahrung. 9. Auflage. Stephan Wunderlich Verlag, Sigmaringen 2015, ISBN 978-3-9815855-2-0, S. 29.
  15. Heinz Grill: Die geistige Bedeutung des Zitrusbaumes sowie des Lorbeer- und Olivenbaums. Lammers-Koll-Verlag, Broschüre, ISBN 978-3-941995-90-1, S. 6.
  16. Rudolf Steiner: Die Welträtsel und die Anthroposophie. GA 54. 2. Auflage. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1983, ISBN 3-7274-0540-6, S. 477. (Online)
  17. Rudolf Steiner: Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft. Landwirtschaftlicher Kurs. GA 327. 8. Auflage. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1999, ISBN 3-7274-3270-5, S. 58–59. (Online)
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