Goldruten

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Gewöhnliche Goldrute im Blütenstand

Die Goldruten (Solidago), auch Goldrauten genannt, sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Die etwa 100 Arten sind hauptsächlich in Nordamerika verbreitet.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Solidago-Arten sind ausdauernde, krautige Pflanzen, die Wuchshöhen von 5 bis 100, selten bis 200 Zentimetern erreichen. Viele Arten bilden Rhizome als Überdauerungsorgane. Die Stängel sind meist aufrecht, seltener niederliegend. Manchmal sind sie verzweigt. Die Stängel sind meist glatt oder manchmal behaart (beispielsweise Solidago canadensis). Die wechselständigen, gestielten oder ungestielten Laubblätter sind einfach und glatt oder behaart. Die Blattränder sind oft gesägt.

Generative Merkmale

Achänen mit Pappus von Solidago sempervirens

In ganz unterschiedlich aufgebauten, oft auch verzweigten Blütenständen stehen meist viele (zwei bis 1500) kleine körbchenförmige Teilblütenstände; sehr selten stehen die Blütenkörbchen einzeln. Die Blütenkörbchen sind glockenförmig bis zylindrisch und weisen Durchmesser von 1,7 bis 10 Millimetern auf. Der Körbchenboden ist von zehn bis 35 Hüllblättern in drei bis fünf Reihen umgeben. Im Blütenkörbchen stehen am Rand meist zwei bis 15 (selten fehlen sie oder es sind bis zu 24) Zungenblüten und im Zentrum meist zwei bis 35 (selten bis zu 60) Röhrenblüten. Die Zungenblüten, auch Strahlenblüten genannt, sind zygomorph, weiblich, fertil, meist ungehaart und meist gelb oder selten weiß. Die radiärsymmetrische Röhrenblüten, auch Scheibenblüten genannt, sind gelb, zwittrig, fertil und fünfzähnig.

Die Achänen weisen meist acht bis zehn Rippen auf. Der Pappus besteht aus 25 bis 45 Borsten in zwei Reihen; manchmal sind die Borsten zusätzlich von 0,25 bis 0,5 Millimeter langen Schuppen umgeben.

Ökologie

Bei den Solidago-Arten handelt es sich um Hemikryptophyten. Vegetative Vermehrung erfolgt durch Rhizome. Die Ausbreitung der Diasporen – es handelt sich um die Achänen – erfolgt durch den Wind.

Systematik und Verbreitung

Die Gattung Solidago wurde durch Carl von Linné aufgestellt. Synonyme für Solidago sind: Actipsis, Solidago, Leioligo, Oligoneuron, Brachychaeta.[1]

Solidago-Arten sind hauptsächlich in Nordamerika verbreitet. Wenige Arten haben ihre Heimat in Südamerika (vier) und einige in Eurasien (sechs bis zehn).

Einige Arten wurden vor etwa 250 Jahren in Europa eingeführt (Neophyten). In Mitteleuropa gedeihen sie vor allem auf Wiesen und Weiden und entlang von Straßen und Bächen. In Mitteleuropa ist nur die Gewöhnliche Goldrute (Solidago virgaurea) einheimisch. Verbreitet eingebürgert sind die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) und die Riesen-Goldrute (Solidago gigantea var. serotina). Die Unterscheidung vieler Arten ist schwierig.

Zur Gattung Solidago gehören etwa 100 Arten.[1] Die nachfolgenden Fotos zeigen eine Auswahl:

Nutzung und Sonstiges

In der Phytotherapie wird die Droge der blühenden Pflanze der Gewöhnlichen Goldrute (Solidago virgaurea) als Aquaretikum zur (vorbeugenden) Behandlung von Harnsteinen und Nierengrieß, bei Reizblase sowie zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege eingesetzt.[2] Ergänzend und unterstützend wird die Droge bei rheumatischen Beschwerden genutzt. Wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe sind Flavonoide, Saponine, Phenylglykoside, Gerbstoffe sowie ätherisches Öl. Als Leitsubstanzen gelten Leiocarposid und Virgaureosid. Solidaginis virgaurea herba hat harnausscheidende (diuretische), schwach krampflösende, entzündungshemmende, antibakterielle sowie antioxidative Wirkungen und hemmt die Glutathion-S-Transferase. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird auch das Kraut der Riesengoldrute (Solidaginis giganteae herba) eingesetzt, es ist jedoch klinisch weniger erforscht.[3]

Bei mittelalterlichen Texten wie der Physica von Hildegard von Bingen muss beachtet werden, dass damals mit Solidago der Beinwell gemeint war.[4]

Aus Stängeln und Blättern kann ein Farbstoff gewonnen werden, je nach Konzentration und Beize erhält man goldene bis braunrote Färbungen.[5]

In England werden Goldruten als Gartenpflanzen verwendet, seit den 1980er Jahren auch in den USA. In Deutschland und der Schweiz sind sie als Neophyten eher ungeliebt, da sie heimische Pflanzenarten zu verdrängen drohen.[6]

Die Goldrute ist die „Nationalblume“ der US-Bundesstaaten Nebraska (seit 4. April 1895) und Kentucky (seit 16. März 1926).[7][8]

In der Überlieferung des Christentums gilt die gelbblütige Goldrute wegen ihrer medizinischen Bedeutung als „Laurenzilorbeer“ in Erinnerung an den Heiligen Laurentius von Rom.[9]

Goldruten stehen im Verdacht, allergische Reaktionen wie Heuschnupfen auszulösen,[10] obwohl die Pollen der Goldruten schwer und klebrig sind und nicht weit fliegen können. Die Bestäubung erfolgt hauptsächlich durch Insekten.

Verschiedene Schmetterlings-Larven nutzen Goldruten als Futterpflanze.[11]

Signatur und Heilwirkung aus geistiger Sicht

Heinz Grill beschreibt die Signatur und die Heilwirkung der Goldrute auf folgende Weise:

„Die Goldrute versinnbildlicht in ihrer Ausstrahlung die Freude der himmlischen Hierarchien.“ (Heinz Grill)
„Die Goldrute schenkt eine ganz verborgene Imagination, eine verblasste Erinnerung, die wohl heute kaum mehr jemand zu denken wagt. Sie versinnbildlicht in ihrer Ausstrahlung die Freude der himmlischen Hierarchien, die Freude der Engelwesen und des Himmels selbst. In diesen höheren Hierarchien lebt eine Seligkeit, die gleich einer leidenschaftslosen Freude ist. Die Goldrute will mit ihren zarten Blüten und ihrem unaufdringlichen und doch anziehenden Gelb diese Freude des Himmelreiches in die Erinnerung rücken.“[12]
Das Solidago wirkt auf die Nierenregion und bringt in diese wieder ein lebendigeres Stoffwechselfeuer, sie wirkt stärkend auf die Nierenfunktionsleistung und auf die Lebenskraft des funktionellen Gewebes. [...] Normalerweise werden in der Naturheilkunde vorwiegend die Stoffe einer Pflanze analysiert und entsprechend ihrer Glykoside, Bitterstoffe und Gerbstoffe, ätherischen Öle und Mineralkomposition als Heilmittel ausgewählt. In Wirklichkeit sind aber die Stoffe einer Heilpflanze gar nicht unbedingt von so sehr wichtiger und vordergründiger Bedeutung. Es ist mehr das Wesen einer Pflanze, das mit den geistigen Urprinzipien in Verbindung steht und eine entsprechende Anregung und Bewusstheit im Menschen entfachen kann. So gibt es Menschen, die infolge einer Nierenkrankheit das Solidago brauchen und somit eine innerste Erinnerung an die Freude der seligen Hierarchien.“[12]

Hellsichtige Betrachtung allgemein zu den Pflanzen

Rudolf Steiner sieht einen Zusammenhang zwischen den Pflanzen und dem Erdorganismus. Geistig gesehen ist die Erde nicht nur reine Materie, sondern ein geistiges Wesen:

„Die Pflanzen sind für den Erden­organismus nichts anderes als eine Art Sinnesorgane, die jeden Frühling von neuem erwachen.“
„Was sind nun die Pflanzen in dem ganzen Gewebe des Seins? Wir könnten sagen: Wenn der Frühling herannaht, beginnt der Erdenorganismus zu denken und zu fühlen, weil die Sonne mit ihren Wesen seine Gedanken und Gefühle herauslockt. Die Pflanzen sind für den Erdenorganismus nichts anderes als eine Art Sinnesorgane, die jeden Frühling von neuem erwachen, damit der Erdenorganismus mit seinem Denken und Fühlen in dem Bereich der Sonnenwirksamkeit sein kann. Wie sich im Menschenorganismus das Licht das Auge schafft, um durch das Auge als «Licht» erscheinen zu können, so schafft sich der Sonnenorganismus am Erdenorganismus in jedem Frühling die ausgebreitete Pflanzendecke, um durch diese Pflanzendecke sich selber zu beschauen, zu fühlen, zu empfinden, zu denken. Nicht etwa sind die Pflanzen unmittelbar die Gedanken der Erde zu nennen, aber sie sind die Organe, durch welche die im Frühling aufwachende Organisation der Erde mit der Sonne zusammen ihre Gefühle und Gedanken entwickelt. Wie wir unsere Nerven vom Gehirn ausgehen sehen und Augen und Ohren mit den Nerven zusammen unser Empfindungs- und Vorstellungsleben entwickeln, so sieht der Geistesforscher in dem, was sich abspielt zwischen Erde und Sonne mit Hilfe der Pflanzen, das wunderbare Weben einer kosmischen Gedanken-, Gefühls- und Empfindungswelt. […]
Für die Geistesforschung ist die Erde ein geistiges Wesen, und die Gedanken und Gefühle erwachen in jedem Frühling und gehen den Sommer hindurch durch die Seele unserer ganzen Erde.“[13]

Weblinks

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Solidago im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 20. Oktober 2023.
  2. Kooperation Phytopharmaka: Goldrute. In: Arzneipflanzenlexikon.
  3. Heinz Schilcher: Leitfaden Phytotherapie. Urban & Fischer, München 2007, ISBN 978-3-437-55348-6, S. 113 f.
  4. Altes Heilwissen erforscht. In: Universität Würzburg. Archivlink vom 24. September 2012, abgerufen am 20. August 2024.
  5. Norbert Welsch, Claus Chr. Liebmann: Farben: Natur, Technik, Kunst. Springer 2012, ISBN 9783827428479, S. 163.
  6. Landratsamt Starnberg: Merkblatt der Unteren Naturschutzbehörde zur Neophytenbekämpfung hier: Kanadische und Späte Goldrute (Solidago canadensis und gigantea). In: lk-starnberg.de. Abgerufen am 24. Oktober 2024.
  7. Nebraska State Flower. Goldenrod. In: statesymbolsusa.org. Abgerufen am 24. Oktober 2024.
  8. Kentucky State Flower. Official State Flower of Kentucky. In: statesymbolsusa.org. Abgerufen am 24. Oktober 2024.
  9. Günther Berger: Relazioni: Internationales Wien. Peter Lang 2009, ISBN 9783631569221, S. 29.
  10. J. Dvorak: Allergie und Asthma: Vorbeugende Praxis. Springer 2013, ISBN 9783034858854, S. 106.
  11. Günter Ebert, Erwin Rennwald: Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 9. Verlag Eugen Ulmer 2003, ISBN 9783800132799, S. 177; 185; 247.
  12. 12,0 12,1 Heinz Grill: Der Archai und der Weg in die Berge. Eine spirituell-praktische Anleitung in der Ergründung der Wesensnatur des Berges. 2. Auflage. Verlag für Schriften von Heinz Grill, Soyen 2002, ISBN 978-3-935925-65-5, S. 88–89.
  13. Rudolf Steiner: Antworten der Geisteswissenschaft auf die großen Fragen des Daseins. GA 60. 2. Auflage. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1983, ISBN 3-7274-0600-3, S. 171 f. (Online)
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